Cocaine oder die Lust zur Hingabe
genug sein. Diese weichen Lippen, sein Geschmack, sein Duft ... aber er durfte Joe jetzt nicht überfordern.
„Mach die Augen auf!", flüsterte er heiser. „Sieh mich an!"
Joe hielt seine Lider geschlossen, schüttelte ganz leicht den Kopf. Es war nur eine kleine Bewegung, aber Aidan verstand sie auch so, Joe konnte sich mit seinen Gefühlen nicht abfinden.
Er nahm seinen Kopf in beide Hände. Joe wimmerte leise, als Aidan ihm zärtlich über die geschlossenen Augen leckte. Aidan spürte seine seidigen Wimpern an seiner Zungenspitze zittern, schob sich sanft zwischen seine verzweifelt zusammengepressten Lider, berührte ganz zart seinen Augapfel, bis sein Speichel sich mit Joes Tränen mischte, die etwas nach Salz und sehr viel nach Joe schmeckten.
Joe atmete schnell und zitternd, gab kleine klagende Laute von sich. Aidan spürte, wie sehr er sich davor fürchtete, sich ihm zu öffnen, aber auch, wie sehr er sich danach sehnte. Joe klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender. Und Aidan ließ ihm Zeit, leckte seine Tränen auf, verfolgte ihre Spur auf seiner Wange und den Hals hinunter.
Sanft zog er ihm den Saum des Shirts aus der Hose, spürte wie Joe unter seinen Händen bebte, als er sie über seine nackte Haut gleiten ließ. Ganz sanft erkundete
er seinen Rücken, seine Brust, streichelte seine Brustwarzen, die längst hart waren. Streichelte ihn voller Sehnsucht, während er seinen Hals küsste, die zarte Haut über dem fliegenden Puls seiner Halsbeuge ... während Joe seinen Unterleib an ihn presste, und Aidan spürte, wie hart er war.
Doch dann stieß Joe auf einmal einen verzweifelten Laut aus, fast ein Schluchzen ... machte sich von Aidan los und ließ sich zu Boden sinken. „Ich kann nicht.", stöhnte er und krampfte sich zitternd, auf der Seite liegend zusammen, als hätte er Schmerzen.
„Dann sieh mich an, Joe. Sieh mich an und sag mir ins Gesicht, was du nicht kannst ... was du nicht fühlst ... sag mir ins Gesicht, dass du mich nicht willst." Aidan war immer lauter geworden. Nun schrie er ihn voller Verzweiflung an. „Ich hab es satt, hab es gründlich satt dieses Spiel, bei dem doch keiner von uns gewinnen kann."
Er drehte sich um und ging zurück zum Wagen. Fühlte Tränen hinter seinen Augen brennen ... von all der Sehnsucht nach Joe, die in seiner Brust tobte, und vor Wut über diese beschissene und völlig ausweglose Situation.
Aidan setzte sich ins Auto und schnallte sich an. Er musste eine ganze Weile warten. Als Joe endlich kam, war ihm bereits todschlecht vor Aufregung, er wartete bebend, was Joe sagen würde. Doch der saß nur da und schwieg.
Schließlich schnallte er sich an, startete den Motor und zischte: „Fass mich nie wieder an, hast du verstanden?"
***
„Tennison, du musst mich von dem Fall abziehen! Jetzt sofort. Ich bin krank, ich kann einfach nicht mehr weiterarbeiten, ich hab mich übernommen." Aidan saß wie ein Häufchen Elend im Besuchersessel vor dem Schreibtisch seines Chefs.
„Kommt ja gar nicht in Frage.", polterte der los. „Wie stellst du dir das vor, jetzt mitten in den Ermittlungen? Du bist unser bester Mann und jemand anderer ist sowieso nicht verfügbar."
„Dann muss es eben ohne gehen. Soll doch einer der Agents mit ihm zusammenarbeiten. Ich kann es jedenfalls nicht mehr. Wenn du mich nicht von dem Fall abziehst, kündige ich."
„Du willst kündigen?" Tennison stöhnte genervt auf und wollte ihm wohl schon mit einer gehörigen Standpauke die Zicken austreiben, als er innehielt und auf seine Hände starrte. Aidan folgte seinem Blick – sie zitterten.
„Was ist passiert?", fragte Tennison alarmiert.
„Ich hab mich in Hooker verliebt." So, jetzt war es heraus. Aidan konnte es nicht länger verheimlichen.
„Oh, Scheiße!"
„Ja, Scheiße!", schrie Aidan, und ihm war sehr zum Heulen zumute. Es war ihm egal, ob Tennison erfuhr, dass er schwul war. Der hegte doch sowieso längst einen Verdacht, wenn er sich nicht irrte. „Was soll ich denn jetzt machen?"
„Der Herr ist Hetero, nehme ich an?", fragte Tennison, der sich überraschend schnell in sein Schicksal zu ergeben schien.
„Weiß nicht, jedenfalls will er nichts von mir. Und ich kann das einfach nicht mehr, jeden Tag zwölf Stunden neben ihm sitzen, mit ihm reden, ihn lächeln sehen und ihn nicht anfassen dürfen."
„Kann ich verstehen.", meinte Tennison trocken.
„Das kannst du verstehen?"
„Klar, meinst du, das wäre zwischen mir und den Frauen, die ich geliebt habe, anders
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