Cocktail fuer einen Vampir
loderte wieder auf.
Bill stand jedenfalls schon wartend vor Alcides Haus, als wir ankamen, und ich sprang sofort aus dem Auto und zog ihn zur Rückbank. Als wir die Tür öffneten und er Warren sah, blitzte ein Wiedererkennen in seinen Augen auf. Bill kannte Mustapha natürlich, und er erinnerte sich auch an Warren, den Scharfschützen. Hoffentlich war Bill nicht auf den Gedanken verfallen, dass es ganz gut sein könnte, wenn Warren starb, dachte ich, da er ja ein weiterer Zeuge war, der aussagen konnte – zumindest in begrenztem Rahmen –, was an jenem Abend geschehen war, als wir Victor ermordeten.
»Keine Sorge, er war nicht im Fangtasia drin«, betonteich vorsichtshalber noch und griff nach Bills Handgelenk, als Mustapha Warrens Kopf sanft anhob, um aus dem Auto zu steigen und Platz für Bill zu machen.
Bill sah mich an, ein großes Fragezeichen im Gesicht.
»Gib ihm Blut«, bat ich. Und ohne ein weiteres Wort kniete Bill sich neben das Auto, biss in sein eigenes Handgelenk und hielt die blutende Wunde über Warrens ausgedörrten Mund.
Ich weiß nicht, ob Warren es getrunken hätte, wenn er nicht so durstig gewesen wäre. Zuerst schien das in seinen erschlafften Mund tröpfelnde Vampirblut keine Reaktion hervorzurufen. Doch dann erwachte irgendetwas in Warren, und er begann bewusst zu trinken. Ich konnte sehen, wie sein Kehlkopf sich bewegte.
»Genug«, sagte ich nach einer Minute. Ich spürte, wie Warrens Gedanken wieder aufflammten. »Bringt ihn jetzt ins Krankenhaus, dort werden sie genau das Richtige für ihn tun.«
»Aber sie werden es bemerken.« Alcide sah mich verärgert an, und Mustapha auch. »Sie werden Warren fragen, wer ihn festgehalten hat.« Bill, der wieder aufgestanden war und sich das Handgelenk hielt, wirkte nur mäßig interessiert.
»Du willst nicht, dass die Polizei Jannalynn festnimmt?«, fragte ich Alcide. Es schien mir die beste aller Welten zu sein, in der so etwas passierte.
»Jannalynn würde sie umbringen, wenn sie es versuchen«, sagte Alcide. Aber dem Konflikt in seinen Gedanken entnahm ich, dass er nicht seine eigentliche Sorge äußerte.
»Du willst sie selbst bestrafen«, stellte ich in einem so sachlichen Tonfall wie möglich fest.
»Natürlich will er das«, warf Mustapha ein. »Jannalynn ist ein Rudelmitglied, und es ist seine Aufgabe, sie zu bestrafen.«
»Ich will ihr aber erst noch ein paar Fragen stellen.« Es schien mir der richtige Zeitpunkt zu sein, das loszuwerden. Sonst würde Jannalynn noch sterben, bevor ich Gelegenheit hatte, Informationen aus ihr herauszuholen.
»Und was ist mit Sam?«, fragte Bill plötzlich.
»Was soll mit ihm sein?«, fragte Alcide einen Moment darauf.
»Er wird nicht glücklich darüber sein«, murmelte ich. »Sie waren nie so eng zusammen, wie sie dir erzählt hat, aber schließlich …«
»Sie ist seine Freundin«, sagte Mustapha achselzuckend und blickte Warren an. Gerade in dem Moment, als Warrens Wimpern zu zucken begannen und er die Augen aufschlug. Er erkannte Mustapha und lächelte. »Ich wusste, dass du mich findest«, sagte er. »Ich wusste, dass du kommst.«
Es war anrührend, aber auch irgendwie peinlich, und ich war total verwirrt.
»Dann war es also Claude«, sagte ich laut. »Ich kann es einfach nicht glauben. Warum sollte er wollen, dass Eric das Blut einer Quasihure wie Kym Rowe trinkt? Warum sollte er ihr sein eigenes Blut zu trinken geben?« Ich nahm kein Blatt mehr vor den Mund, die milden Worte hatte ich alle hinter mir gelassen.
»Claude könnte dir sagen, warum«, meinte Bill erbittert. »Wo ist er eigentlich?«
»Niall ist ihn holen gekommen. Ich habe Claude schon seit Tagen nicht mehr gesehen.«
»Und Dermot hat er hiergelassen?«
»Ja, Dermot hat er die Verantwortung für all die Supras im Hooligans übertragen«, erzählte ich.
»Ich habe gehört, dass alle dort irgendeine Art Elf sein sollen«, sagte Bill – was nur meinen Verdacht bestätigte, dass die Supras untereinander genauso viel Klatsch und Tratsch verbreiteten wie die Menschen. »Hat Claude gesagt, wann er zurückkommt?«
»Nein. Niall hat ihn in die Elfenwelt mitgenommen, um zu untersuchen, wer nun eigentlich Dermot mit dem Zauberbann geschlagen hatte. Claude behauptet, es sei Murray gewesen, aber Murray ist tot. Den habe ich mal getötet, im Garten hinter meinem Haus.« Jetzt war mir die Aufmerksamkeit aller sicher. Es schien, als würden all die verschiedenen Teile meines Lebens miteinander kollidieren. Mein persönlicher
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