Cocktail fuer einen Vampir
magische Kräfte?«, fragte Bellenos.
Jetzt erwähnte der Kobold schon zum zweiten Mal, dass ich magische Kräfte hätte. Ich war sehr neugierig, warum er das sagte, wollte aber auf keinen Fall mein völliges Unwissen zur Schau stellen.
»Soll ich euch beide nach Monroe zurückfahren?«, fragte ich stattdessen, um Bellenos’ Frage auszuweichen.
»Ich könnte es nicht ertragen, in so einem Eisenkäfig gefangen zu sein«, erwiderte Gabe. »Wir werden laufen. Dürfen wir morgen Abend auf deinem Land auf die Jagd gehen?«
»Wie viele von euch?« Hier sollte ich besser auf Nummer sicher gehen, dachte ich mir.
Sie halfen mir auf die Beine und verständigten sich dabei schweigend untereinander.
»Vier«, sagte Bellenos, merklich bemüht darum, nur ja keinen fragenden Ton durchklingen zu lassen.
»Das ist okay«, erwiderte ich. »Solange ihr die Grenzen beachtet.«
Ich bekam von den beiden Elfengeschöpfen gleichzeitig einen Kuss auf jede Wange. Und dann sprangen sie in den Straßengraben, beugten sich vor, um unter die Motorhaube meines Auto greifen zu können, und schoben . Binnen Sekunden stand das Auto wieder auf der Straße. Abgesehen von dem kaputten Sicherheitsgurt schien außer dem Schreck nichts Schlimmeres passiert zu sein: Es war natürlich schmutzig, und der vordere Kotflügel war etwas eingedellt. Gabe winkte mir noch fröhlich zu, als ich mich hinters Steuer setzte, und dann waren die beiden auch schon auf dem Weg Richtung Osten und nach Monroe … zumindest solange ich sie sehen konnte. Der Motor sprang an, Gott sei Dank, und nachdem ich bei der nächsten Auffahrt gewendet hatte, machte ich mich auf den Weg zurück nach Hause. Mein Ausflug war vorbei. Ich war völlig fertig.
Als ich hinter meinem Haus parkte, war ich mir sicher, dass die Vampire noch da waren. Ich sah auf die Uhr meines Autos und stellte fest, dass nur zwanzig Minuten vergangen waren seit meiner Abfahrt. Und als ich noch einmal an den Zwischenfall dachte, begann ich plötzlich, am ganzen Körper zu zittern – das panische Reh, die rasanten und tödlichen Verfolger, die übertrieben liebevolle Fürsorge der beiden Elfen. Ich stellte den Motor ab und stieglangsam aus. Am nächsten Morgen würde ich vollkommen steif sein, das wusste ich jetzt schon. Bill und Eric hatten mich natürlich zurückkommen hören, doch keiner der beiden kam heraus, um zu sehen, wie es mir ging. Aber warum denn auch, ermahnte ich mich, sie ahnten doch nicht einmal, dass mir etwas zugestoßen war.
Als ich endlich ausgestiegen war und dastand, hatte ich das Gefühl, als würde ich jeden Augenblick der Länge nach hinschlagen. Irgendeine seltsame Reaktion auf diesen ganzen merkwürdigen Zwischenfall bemächtigte sich meiner, und ich konnte einfach nicht aufhören, an die rennenden Gestalten zu denken. Sie hatten beide so fremdartig ausgesehen, so vollkommen … nicht-menschlich.
Aber jetzt wusste ich immerhin, dass jemand vermutete, dass ich wirkungsvolle magische Elfenkräfte besaß. Falls die Elfen auf die Idee kommen sollten, dass sie in einem Gegenstand gebündelt waren, schätzte ich meine Chancen, diesen zu behalten – oder mein Leben, wenn wir schon dabei sind –, als äußerst gering ein. Jeder Supra würde so ein Ding haben wollen, vor allem all die Elfengeschöpfe, die im Hooligans festsaßen. Sie sehnten sich nach den heimatlichen Gefilden, ganz egal, warum sie in unserer Welt gefangen waren. Jede magische Kraft, deren sie sich bemächtigen könnten, wäre mehr, als sie jetzt hatten. Und wenn sie das Cluviel Dor besitzen würden … könnten sie sich wünschen, dass die Elfenportale sich für sie öffnen.
»Sookie?«, rief Eric. »Liebste, was ist passiert? Bist du verletzt?«
»Sookie?« Bills Stimme, genauso dringlich.
Ich konnte nur dastehen und geradeaus starren, innerlich immer noch bei dem Gedanken, was geschehen würde, wenn die abtrünnigen Elfen die Portale öffnen könnten.Was, wenn dann auch Menschen in diese andere Welt eintreten könnten? Was, wenn dann alle Elfen kommen und gehen könnten, wie es ihnen passte? Würde dieser Zustand akzeptiert werden, oder würde ein weiterer Krieg ausbrechen?
»Ich hatte einen Unfall«, erwiderte ich schließlich, und erst in dem Moment fiel mir auf, dass Eric mich bereits ins Haus hineintrug. »Ich hab’s gar nicht bis zu Sam geschafft. Ich hatte einen Unfall.«
»Schon gut, Sookie«, sagte Eric. »Mach dir keine Gedanken wegen der Sache mit Sam. Das kann warten. Wir können etwas anderes
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