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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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vorbehalten.« Sein Tonfall verrät, dass noch mehr hinter seinen Worten steckt, aber fürs Erste habe ich genug gehört. Allerdings nehme ich mir vor, später noch einmal nachzuhaken, wenn ich nicht mehr so sehr blute.
    »Also besteht deine Aufgabe darin, anschließend alles wieder in Ordnung zu bringen?« Bei der Frage neige ich den Kopf zur Seite, um ihn besser betrachten zu können. Unglücklicherweise wird mir von der kleinen Bewegung schwindelig.
    Jost fängt mich rechtzeitig auf. »Genau.«
    Er hilft mir, mich auf die großen Kissen am Boden zu legen, und nimmt behutsam meine Hände. Er fasst sie bei den Gelenken, während er sie begutachtet, und seine Haut ist rau und warm. Die sanfte Berührung lindert nicht gerade den leichten Schwindel, doch das ist mir egal.
    »Will ich wissen, was passiert ist?«, fragt er.
    Ich schüttle den Kopf. »Maela hat wohl besonderen Gefallen an mir gefunden.«
    »Wolltest du dich nicht unauffällig verhalten?«, fragt Jost und unterstreicht seine Missbilligung mit einem demonstrativen Seufzer.
    »Ich bin einfach zu groß dafür.«
    Trotz seiner offensichtlichen Wut lächelt er ein wenig. »Lass uns das erst einmal sauber machen. Dir ist doch klar, dass wir das abwaschen müssen?«, sagt er, fasst mich am Ellbogen und hilft mir auf die Beine. Offenbar sind meine Witze nicht besonders lustig. Aber ich weiß nicht, was ich mit Jost anfangen soll, außer ihn zu foppen.
    Im Badezimmer dreht er den Hahn voll auf, sodass das Rauschen des Wassers von den Marmorwänden widerhallt. »Hier«, sagt er, und ich sehe ihn skeptisch an. Doch er ergreift meine Hände, und anstatt sie unter den Strahl zu halten, lässt er sich Wasser in die hohle Handfläche laufen und gießt es über meine Wunden. Behutsam wischt er das Blut weg. Inzwischen bin ich es gewöhnt, dass Leute Dinge für mich erledigen – meine Haare frisieren, mich schminken und sogar ankleiden – , doch Josts Sorgfalt erinnert mich an die Art, wie meine Mutter sich um mich gekümmert hat, wenn ich krank war. Das schmerzliche Gefühl, das sich in meiner Brust ausbreitet, ist jedoch etwas anderes als Heimweh.
    Er öffnet seine Tasche und holt einen kleinen Salbentiegel hervor. »Das brennt ein bisschen.«
    »Ich habe Schlimmeres überstanden.« Doch als er die Salbe auf die offenen Schnitte aufträgt, bereue ich meine große Klappe. Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht aufzuschreien.
    »Geht es?«, fragt er freundlich.
    »War eindeutig schon mal besser«, gestehe ich und hole tief und lang Luft, um mich abzulenken. »Zusätzlich zu deinen zahlreichen Pagendiensten musst du für die Gilde also auch Webjungfern verarzten? Bist du deshalb hier?«
    Er beugt sich vor und flüstert mir ins Ohr: »Glaubst du etwa, wir können uns in deinem Zimmer unterhalten?«
    Die plötzliche Nähe kommt überraschend, und während mir sein Atem über den Nacken streicht, bin ich nicht in der Lage, irgendeinen zusammenhängenden Gedanken zu formulieren.
    »Eine ehrliche Antwort?« Er richtet sich auf und bricht den Bann.
    »Eine strittige Antwort«, gebe ich schließlich zu. »Ich dachte, du wärst ein stinknormaler Packesel.«
    »Danke«, sagt er. »Das ist nur ein wenig beleidigend.«
    »Tut mir leid, es war nicht beleidigend gemeint.«
    »Ich weiß. Ich glaube, ich bin anpassungsfähiger, als ich dachte«, sagt er, während er meine Hände mit Verbandmull umwickelt. »Was ist das?«
    Er fährt mit dem Finger über den Techprint an meinem Handgelenk, und ich weiß nicht so recht, was ich ihm sagen soll. »Ein Relikt aus einem vergangenen Leben«, gebe ich seufzend zurück. »Mein Vater hat mich gebrandmarkt, bevor … «
    Jost neigt den Kopf ganz leicht, um mir zu zeigen, dass er Bescheid weiß und ich nichts weiter erklären muss, obwohl mir die Worte wie Donner im Kopf widerhallen: bevor er starb.
    »Wieso ein Stundenglas?«, fragt er, während er das Mal mustert.
    »Ich weiß nicht«, murmle ich und bin mir seiner Berührung dabei nur zu bewusst. »Es soll mich daran erinnern, wer ich bin.«
    »Erfüllt es seinen Zweck?«, haucht er und starrt mir in die Augen.
    »Vermutlich schon.« Ich mustere ihn nachdenklich. »Warum bist du hier, Jost? Ich meine, warum dienst du dem Konvent?«
    »Ich weiß nicht, wo ich da anfangen soll«, sagt er und macht sich daran, die andere Hand zu verbinden.
    »Am Anfang?«, schlage ich leise vor. Er blickt auf, und sein sonst so strahlender Blick wirkt leer.
    »Einst hatte ich eine Familie.« Er hält inne und

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