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Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruby Shadow
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in den Wolken hing.
    Ich warf einen Blick auf mein Handydisplay. Kurz vor fünf. Hastig trank ich meinen Tee aus, legte einen Schein inklusive üppigem Trinkgeld auf den Tisch und stürmte los. Schon nach ein paar Metern besann ich mich eines Besseren. Es war nicht weit zum Laden und ich würde es auch schaffen, ohne zu rennen. Ich musste nicht verschwitzt ankommen.
    Und tatsächlich. Um Punkt fünf Uhr schob ich die Ladentür auf, lauschte dem Gesang der kleinen Glocke und trat ein. Em schien gerade ihre letzten Handgriffe getan zu haben, denn sie hob ihre Tasche vom Boden auf. Ich lächelte ihr entgegen, wie ich es früher immer getan hatte. Ohne sichtbaren Erfolg, denn sie nickte nur, rief ihrem Chef einen Abschiedsgruß zu und kam dann in meine Richtung. Dieses Mal war ihr deutlich anzusehen, dass ihre Laune nicht die Beste war.
    „Hey“, sagte ich ein wenig verunsichert. Sie nickte wieder. „Wo gehen wir hin?“
    „Zu mir.“ Em klang distanziert, aber nicht übermäßig wütend. „Ceci wartet.“
    Ich zog überrascht die Brauen hoch. „Ceci? Cecilia?“, fragte ich sofort, als die Erinnerung in mir aufkeimte. Ganz deutlich sah ich eine jüngere Version Emilys vor mir, wie sie mit großen Augen die Hundewelpen einer Passantin bewunderte.
    „So einen will ich auch irgendwann“, hatte sie gerufen. „Und ich werde sie Cecilia nennen!“
    „Du hast dir eine Hündin zugelegt“, stellte ich zufrieden fest, als Em mich verwundert ansah. Wieder hatte ich es geschafft einen Blick durch ihre scheinbar undurchdringliche Maske zu werfen. Es lief doch ganz gut, obwohl sie gleich darauf wieder kühl und abweisend zu mir aufsah.
    „Ja“, knurrte sie. „Und? Auf sie kann ich mich wenigstens verlassen!“
    Ein Messer schien sich in meine Brust zu bohren und genau mein Herz zu treffen. Ich wandte den Blick ab, damit sie nicht sah, wie sehr mich diese Worte verletzt hatten. Bedrückt schob ich die Hände in die Hosentaschen und starrte auf den Boden, während ich neben ihr herlief.
    „Em, ich …“
    „Können wir das bitte drin besprechen?“ Sie schloss schon eine Tür auf. Verwirrt sah ich empor. Wir waren schon da? Schmunzelnd folgte ich ihr in die Eingangshalle und bis zu ihrer Wohnung. Ich sagte kein Wort mehr, würde einfach warten, bis sie mir den Startschuss erteilte.
    Drinnen angekommen warf sie ihre Tasche zur Seite. Eine freudige Pitbulldame kam in den Flur gelaufen, Em ging in die Hocke und ließ es zu, dass Ceci ihr das Gesicht abschleckte. Ich schloss die Tür hinter mir und beobachtete die Szene. Dabei konnte ich es einfach nicht verhindern, ihre Figur zu bewundern. Ihre langen Beine in der schwarzen Strumpfhose – oder waren es Strümpfe? –, die unter dem grünen Kleid wohl noch länger wirkten, als sie tatsächlich sein konnten. Die perfekten Hüften, die nur dazu einluden, dass man sie ergriff. Und die vollen Brüste, die … Moment!
    Ich sah auf. Emily hatte sich inzwischen wieder hingestellt, die Hände in die Taille gestemmt und sah mich tadelnd an.
    „Begaffst du mich?“, fragte sie schroff. Doch ihr Mundwinkel zuckte verräterisch. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
    „Was? Nein. Natürlich nicht. Ich habe nur … Ich meine … Also, das Kleid … es steht dir wirklich ausgezeichnet.“
    Emily streckte die Hand aus und klatschte mir gegen die Stirn, noch bevor ich reagieren konnte. Auch das hatte sie früher häufiger gemacht. Jedes Mal, wenn sie mir irgendetwas erklärt und ich es nicht begriffen hatte. Oder wenn ich sie geärgert hatte. Ich rieb mir über die Stirn und sah sie weiter an.
    „Entschuldige“, sagte ich schließlich. Sie nickte und wandte sich ab. Hatte ich mir das eingebildet oder war das ein Lächeln gewesen, das sie vor mir verbergen wollte?
    „Also?“ Emily machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen und ließ sich dann auf einen der Küchenstühle sinken. Sie überschlug die wahnsinnig langen und unbegreiflich attraktiven Beine, stützte sich seitlich mit dem Ellenbogen ab und musterte mich, wie eine Lehrerin, die nur auf die nächste Ausrede ihres dummen Schülers wartete. Denn genau so fühlte ich mich in diesem Augenblick: dumm. „Du wolltest reden. Dann erzähl mir, wieso du glaubst, dass du noch eine Chance verdient hättest.“
    Es war nicht meine Schuld , rief mein inneres Ich. Ich kann das erklären. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Doch nichts davon wollte ich als Anfang für dieses Gespräch nutzen. Emily hatte mehr verdient. Sie

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