Codename Azteke
an und bat um die Erlaubnis, die Motoren zu starten. Sogar in der Nacht war es im Flugzeug unangenehm heiß und stickig. Zehn Minuten später bat er um die Freigabe zum Start, wurde aber angewiesen zu warten.
In Malabo war es bereits nach zwei Uhr morgens. Die Söldner hinkten eine halbe Stunde hinter dem Zeitplan her und hatten noch einen viereinhalbstündigen Flug vor sich. Die hundert Männer – besser gesagt, neunundneunzig, denn einen von ihnen hatte man in Lusaka mit Verdacht auf Blinddarmdurchbruch ins Krankenhaus einliefern müssen – hatten die Ladung an Bord gebracht. Die meisten Waffen und die Munition befanden sich notwendigerweise im Frachtraum der Maschine, aber sie hatten es geschafft, heimlich mehrere Pistolen und Handgranaten in zwei Cateringwagen in den Passagierraum zu bringen. Sobald sie in der Luft waren, würden sie ihre Zivilkleidung ablegen und Uniformen anziehen.
Nachdem der Kapitän fünf Minuten lang gewartet und unnütz Benzin verbrannt hatte, erkundigte er sich ungeduldig nach dem Grund der Verzögerung, wurde jedoch
erneut gebeten zu warten. Es waren keine anderen Flugzeuge in Funkweite oder manövrierten am Boden. Kapitän Al Swami wollte gerade eine Erklärung für die Verzögerung verlangen, als plötzlich die Landelichter hell erstrahlten und ein Konvoi aus Militärfahrzeugen auf dem Vorfeld auftauchte und sein Flugzeug einkreiste.
Eine Stunde zuvor war Präsident Mugabe über seine private Telefonleitung von seinem Amtskollegen in Luanda geweckt worden.
Der Präsident von Angola entschuldigte sich dafür, »seinen lieben Freund Robert« mitten in der Nacht zu stören, aber, erklärte er, er habe gerade eben von einer ernsten Angelegenheit erfahren, bei der man sofort dringend und entschlossen handeln müsse.
Dank der Geheimdienstarbeit der spanischen Regierung, die ihn seinerseits gebeten hatte, sofort seinen guten Freund davon zu unterrichten, wisse er, dass in diesem Augenblick ein Flugzeug voller Söldner, Waffen und mit einer ziemlich großen Geldsumme von Harare aus starten sollte, um einen Staatsstreich in Äquatorialguinea auszuführen.
Bei den Söldnern handelte es sich um Weiße, hauptsächlich Briten und Südafrikaner, die für multinationale Geldgeber arbeiteten. Der Präsident von Angola war sich sicher, dass sich die Völker Afrikas darauf verlassen konnten, dass der große Führer aus Simbabwe diese unerträgliche und arrogante Unverschämtheit verhindern würde, die fast einem zynischen Versuch gleichkam, zum Kolonialismus zurückzukehren.
Mugabe hörte geduldig zu und stand auf, plötzlich hellwach, als ihm die Bedeutung der soeben erhaltenen Informationen klar wurde. Er versicherte dem Präsidenten
Angolas, dass Simbabwe die Verletzung seiner Hoheitsrechte keinesfalls dulden würde, und entschuldigte sich, da er augenblicklich Maßnahmen ergreifen wollte.
Er warf sich einen Morgenmantel über und rannte aus dem Schlafzimmer, Befehle brüllend und die Fragen seiner Frau ignorierend. Er hatte jetzt nicht nur die Gelegenheit, es den Briten heimzuzahlen, indem er ihre Söldner in Ketten durch die Straßen von Harare führte, sondern am nächsten Morgen konnte er auch noch einen der reichsten Männer in Afrika anrufen und ihm verkünden, dass er, Robert Mugabe, gerade eine Verschwörung mächtiger ausländischer Parteien vereitelt hatte, die vorhatten, in Äquatorialguinea einzumarschieren, ihn und seine Familie zu ermorden und den Ölreichtum seines Landes an sich zu reißen.
Er würde versprechen, dass er mehr Informationen liefern würde, sobald die Gefangenen vernommen worden waren. Er war sich nicht sicher, was sich Spanien von der Sache versprach, aber das spielte keine Rolle. Mugabe konnte immer noch behaupten, er wehre sich gegen den britischen Imperialismus auf Drängen Spaniens und Angolas hin – ein deutlicher Beweis dafür, dass Simbabwe nach wie vor ein geachteter Partner in der internationalen Politik war.
Zufrieden legte der Präsident von Angola den Telefonhörer zurück. Er wusste, dass Mugabe voll und ganz das tun würde, was man von ihm erwartete. Jesús Florin war seit vierzig Jahren ein guter Freund, erinnerte sich der Präsident. In den Jahren der Freiheitsbewegung hatten sie Seite an Seite gekämpft, und Jesús hatte ihn immer unterstützt – auch nachdem er selbst Afrika verlassen hatte –, bis
zum Tag der Unabhängigkeit. Und bis jetzt hatte der Azteke nie eine Gegenleistung verlangt.
Als er einen solch unerwarteten Anruf bekommen
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