Codename Azteke
Uniform war. Seine Hautfarbe war eher braun als schwarz, was auf eine in Äquatorialguinea nicht ungewöhnliche Mischung hinwies, doch das zurückgestrichene rabenschwarze Haar und markante Gesichtszüge wiesen eher auf einen polynesischen als einen afrikanischen Ursprung hin.
Und was noch wichtiger war, Marcos Vegas Anmerkungen besagten, dass der Mann seine eigene Großmutter verkaufen würde, um sich die Macht zu sichern. Außerdem lieferte er unwiderlegbare Beweise dafür, dass Abad nicht abgeneigt war, Bestechungen in Bargeld anzunehmen, um Parteien zu schützen, deren Interessen nicht in direktem Konflikt mit den seinen standen.
»Was halten Sie davon, Mr Hadley?«
»Ich bin kein Afrika-Experte.«
»Dann denken Sie, es sei der Irak.«
»Man braucht Einheimische, wenn man die Einheimischen treffen will. Sie wissen, wie es geht.«
»Dann hat Florin recht?«
»Ich glaube schon.«
»Und dann«, überlegte Pinto und suchte in den Papieren nach dem richtigen Blatt, »sollen wir jetzt einen Deal mit Potro abschließen, noch bevor er Präsident wird. Spanien bekommt die Ölverträge und einen großen Anteil an der wachsenden Infrastruktur. Und insbesondere werden wir,
noch bevor er aus der Schweiz nach Malabo aufbricht, ein Abkommen unterzeichnen, das unseren Bauleuten das gesamte Projekt an der Marina del Muni überträgt.« Pinto sah Hadley an und lächelte.
»Und was heißt das?«, wollte Hadley wissen.
»Wissen Sie, wo die Marina del Muni liegt?«
»Nein.«
»Genau hier.« Pinto legte seinen Finger auf Florins kleines X auf der Seekarte. »Fünfhundert Villen, doppelt so viele Wohnungen, Einkaufszentrum, Countryclub, fünfhundert Yachtliegeplätze.«
»Ich verstehe …«
»Tonnen und Tonnen von Erde, die umgegraben werden. Einschließlich genau der Stelle, an der unser Azteke angeblich zweihundert Millionen Dollar in Goldmünzen vergraben hat.«
»Oh, Mann!«, stieß Hadley hervor.
»Scheint mir trotzdem billig«, überlegte Pinto.
»Zweihundert Millionen Dollar? Billig?«
»Die Hälfte! Erinnern Sie sich daran, was Sie bei Ihrer Rückkehr aus Kuba sagten? Spanien bekommt nur die Hälfte! Aber nicht das, was wir bekommen, ist das, was mich irritiert.«
»Sondern?«
»Wir bekommen öffentliche Arbeitsaufträge im Wert von einer halben Milliarde Euro, einen langfristigen Liefervertrag für Rohöl, einen uns wohlgesonnenen Despoten an der Macht, verantwortlich für eine frühere Kolonie, die von Spanien potenziell von Interesse ist, und ein wenig Prestige bei der UNO und der OAS. Und zwar zusätzlich zum Gold. Aber was zum Teufel bekommt Florin? Oder Kuba? Oder
sonst irgendjemand?« Pinto ließ Florins Angebot unglaubwürdig erscheinen.
»Einen Riesenhaufen Goldstücke?«
»Wofür? Was will ein achtzigjähriger Freiheitskämpfer mit hundert Millionen?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Nun, denken Sie mal nach. Denn solange ich nicht verstehen kann, warum uns dieses Geschenk praktisch in den Schoß geworfen wird, lässt der Zynismus, den man sich im Laufe der Jahre in diesem Job aneignet, bei mir alle Alarmglocken schrillen, Mr Hadley.«
»Meinen Sie denn, Sie könnten tun, was er vorschlägt?«, erkundigte sich Hadley.
»Will er eine Antwort?«
»Ja. Ich soll sie ihm persönlich überbringen, wenn ich das restliche Material hole.«
»Wir bezahlen Ihnen keine weitere Kubareise, Mr Hadley.«
»Darum habe ich Sie auch nicht gebeten.«
»Nehmen Sie Ihre Freundin mit?«
»Nein.«
»Nun, teilen Sie ihm mit, dass wir mitspielen. Ich schicke den Leiter meiner Afrikaabteilung nach Malabo, um den Major zu verführen. Unsere gemeinsame Freundin bei ICEX weiß genau, wie man das Abkommen für die Marina del Muni verfassen muss. Ich sorge dafür, dass El Presidente sie empfängt und es unterzeichnet. Das können Sie dem Azteken sagen.«
Und außerdem werde ich dafür sorgen, dass El Presidente keine Kopie von unserem unterzeichneten Abkommen bekommt, bis er tatsächlich gewonnen hat, schwor sich Pinto . Wenn der Putsch misslingt, zerreiße ich alles.
»Und Sie und ich? Wie steht es mit uns?«
»Ihre Akte ist leer, Professor.« Pinto stand auf und drückte auf den Knopf. »Viel Glück mit der Biografie. Ich werde darauf warten.«
Ohne dass er genau wusste, warum, hatte Pinto durchaus recht, diesem geschenkten Gaul nicht zu trauen. Florins wahre Absichten waren nicht genau die, die in seinem Kurierpäckchen standen.
Er hatte tatsächlich vor, das restliche Gold mit Pinto zu teilen, und Spanien
Weitere Kostenlose Bücher