Codename Azteke
mag ihn nur einfach nicht.«
»Das ist schon in Ordnung. Also, was hat Klejevic denn gesagt?«
»Letzte Woche haben Ivos Leute einen Mann erschossen«, erklärte Florin. »Er hatte einen mexikanischen Pass auf den Namen Pascual Lagos.«
»Warum wurde er erschossen?«
»Er wurde bei einem Einbruch überrascht. Er versuchte zu fliehen, schoss auf die Polizisten, und sie haben zurückgeschossen.«
»Ich verstehe. Hat dein Freund auch gesagt, warum dich – oder uns – das interessieren sollte?«
»O ja, beides.«
Castro blieb stehen, breitete die Arme aus und holte tief Luft. »Ich liebe die frische Luft hier«, sagte er. »Ich verbringe viel zu viel Zeit drinnen. Vielleicht sollte ich es dir gleichtun und angeln gehen.« Sie wandten sich wieder dem Haus zu.
»Der Mann, den er bestehlen wollte, war ein Engländer namens Hadley. Er ist Professor an der Universität von Salamanca. Und er schreibt meine Memoiren.«
»Ach tatsächlich?« Castro tat milde überrascht, aber man hatte ihm von Hadley erzählt, und so sagte er nichts weiter.
»Er war in Montenegro, um über meine Zeit dort zu forschen«, fuhr Florin ruhig fort. »Er war in Budva, wo ich in den 30er-Jahren gewesen bin, und hat dort nach dem Gold der alten Republik gefragt.«
»Aber das ist sechzig Jahre her!«, wunderte sich Castro. »Was zum Teufel haben denn die Mexikaner damit zu tun? Es wurde doch sowieso alles zu ihnen gebracht, oder?«
»Ja«, antwortete Florin.
»Und?«
»Es ist nur so, dass Ivos Abteilung eine Akte über Lagos hat. Sie sind sicher, dass der Name falsch ist. Sie sind nicht einmal davon überzeugt, dass er Mexikaner ist.«
Castro sah Florin besorgt an.
»Genau«, bestätigte Florin seine Gedanken. »Sie halten ihn für einen von uns.«
»Also mir hat niemand etwas gesagt«, stellte Castro unglücklich fest, und Florin wusste, das mit niemand Sierra gemeint war.
»Und da ist noch etwas …« Florin konnte sehen, dass seinem Freund nicht gefiel, worauf das hinauslief. »Zwei Tage später hat mich Hadley angerufen. Als er nach Spanien zurückgekehrt ist, musste er feststellen, dass auch in seine Wohnung in Salamanca eingebrochen worden ist.«
Castro sah Florin fragend an.
»Es wurde nur eines gestohlen: die Manuskripte, die ich ihm für die Biografie gegeben hatte.«
»Hast du eine Ahnung, wer das war?«, fragte Castro verwundert.
»Nein. Ich hätte zunächst einmal vermutet, dass die Spanier ihre Nase da hineinstecken wollen. Es gibt immer noch ein oder zwei Leute in Madrid, die von dem Gold besessen sind. Und von mir.« Florin wollte es scherzhaft klingen lassen. »Aber Ivo ist vom alten Schlag, und er ist nicht dorthin gekommen, wo er jetzt ist, weil er Unsinn geredet hat. Und er hält den falschen Mexikaner für einen Kubaner.«
»Diese Aufzeichnungen… Hatte dieser Hadley irgendetwas, was Kuba Schaden zufügen könnte?«
»Nicht dass ich wüsste. Ich halte Hadley für ehrlich.«
»Gut.« Castro schien äußerlich gelassen, aber Jesús wusste ziemlich genau, dass ihm das, was er gerade gehört hatte, nicht gefallen hatte.
»Ich werde sehen, ob ich etwas herausfinden kann, Jesús«, erklärte Castro schließlich und lächelte. »Überlass mir die Sache.«
»Danke, alter Freund. Vielleicht hat Ivo ja wirklich nicht recht. Vielleicht sind es die Spanier.«
»Und Jesús«, fügte Castro hinzu und sah Florin prüfend an.
»Ja?«
»Du willst doch nicht selbst deine Nase in die Angelegenheit in Jugoslawien stecken, oder? Oder in Spanien?«
»Auf keinen Fall!«, rief Florin sichtlich geschockt.
»Gut.« Castro nickte zustimmend und wies Florin an, ihm zum Haus voranzugehen.
Als Nächstes, so hoffte Florin, würde Castro davon ausgehen, dass Sierra eine private Operation durchführte, und dem Mistkerl die Hölle heiß machen. Dann würde Sierra es sich zweimal überlegen müssen, ob er sich in Florins Angelegenheiten einmischen sollte – zumindest kurzfristig, bis sich die Aufregung etwas gelegt hatte, und das war alles, was Florin brauchte, um sich aus dem Staub machen zu können, ohne etwas befürchten zu müssen.
Am Samstagmorgen organisierte Truenos ein Auto und fuhr Jesús Florin durch halb Kuba nach Santa Cruz del Sur.
In der Nacht zuvor hatte Florin seinen Safe geöffnet und
drei Pässe, mehrere Landkarten, Kontaktdaten in Übersee und zwei Umschläge voller Hundertdollarscheine in einen Rucksack gesteckt.
Scheinbar ganz spontan fragte er Miriam in letzter Minute, ob sie nicht Lust hätte, ihn
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