Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
die korrekte Geschwindigkeit erreicht werden, noch kann man Leyland ohne Schaden rechtzeitig abbremsen.«
»Richtig«, sagte Penney mit deutlichem Behagen. »Hätten wir versucht, ihn in der Auslaufspur noch zu bremsen, hätten wir ihn in dem Ding wie ein Insekt auf der Windschutzscheibe zerquetscht.«
»Mein erster Gedanke war auch Sabotage«, sagte Van Kessel, »aber alte Ingenieure sind abergläubisch. Wir wissen, daß früher oder später alles schief gehen wird, was schief gehen kann. Murphys Gesetz.«
»Ja. Das ist eine ganz nüchterne statistische Überlegung. Deswegen wollte ich mir die Anlage auch selbst ansehen.« Sparta schwieg einen Augenblick und blickte auf die Stelle, die jeder bereits Leyland-Krater nannte, weit hinten an den Hängen von Mount Tereschkowa. Sie drehte sich um. »Können wir einen Blick in die Ladehalle werfen?«
Sie kletterten von der Rampe herab und quetschten sich wieder in das Fahrzeug. Van Kessel schob den Antriebshebel vor, und der großrädrige Buggy wendete und holperte über die Mondoberfläche zurück.
Wenige Minuten später blickten Sparta und Van Kessel durch das dicke Glasfenster ins Innere der Ladehalle. Es war eine schmucklose Stahlscheune, die von nackten Lichtröhren erleuchtet wurde und sich in Bodenhöhe fast einen halben Kilometer entlang der Rampe erstreckte. Ein Wald aus Stahlpfeilern stützte das Flachdach.
Penney war in den Kontrollraum zurückgekehrt, der redselige Van Kessel jedoch war höchst erfreut, Sparta noch etwas herumführen zu können. »Das sollten Sie sich ansehen, wenn es in Betrieb ist«, sagte er. »All diese Gleise dort sind dann voller Kapseln, die wie auf einer Achterbahn hin- und hergeschoben werden.«
Der Boden der Halle war ein Rangierbahnhof, ein spaghettiähnliches Gewirr aus Magnetspuren, die so angelegt waren, daß die Behälter für Frachtgut am anderen Ende der Halle beladen und dann einer nach dem anderen langsam vorwärts und zu ihrem vorbestimmten Platz geschoben werden konnten. Wenn die Behälter sich der Rampe näherten, wurden sie von stärkeren Magnetfeldern erfaßt und in das Verschlußstück geschoben.
»Die Rampe kann bis zu einer Kapsel oder einem Frachtgutbehälter pro Sekunde starten«, sagte Van Kessel. »Da sie in einzelne Abschnitte unterteilt ist, kann jedes Stück getrennt beschleunigt werden, selbst wenn 30 gleichzeitig auf der Rampe sind.«
Totes Material und Frachtkapseln wurden von Robotlastern und Hängekränen transportiert, aber für Personen und anderes empfindliches Frachtgut hatte man an einem anderen Ende der Halle eine Druckkammer mit Einstiegsröhre eingerichtet. Dort standen Sparta und Van Kessel jetzt vor dem großen Fenster. Sie trugen immer noch die Raumanzüge, hatten die Helme aber abgenommen. Am Rande der Plattform reihten sich die Kapseln in einer Warteschlange auf. Der Ort wirkte so einladend wie ein U-Bahnsteig.
Draußen in der Halle rührte sich nichts, nur der Schweißbrenner eines einzelnen Roboters warf flackernde Schatten. Sparta kehrte dem Fenster den Rücken zu. Gebückt ging sie durch eine der Einstiegsröhren und zwängte sich durch die Luke in eine der leeren Kapseln.
Dort blieb sie eine Weile, bis sie sicher war, daß das Innere sich in nichts von der Kapsel unterschied, mit der sie zum Mond geglitten war: das Steuerpult, die Beschleunigungsliegen, Gepäcknetze, die Notversorgungseinrichtung, alles stimmte. »Wieviel Zeit lassen Sie den Passagieren zum Einsteigen?« rief sie Van Kessel zu.
»Wir sehen es gern, wenn sie eine Stunde vorher hier sind, aber Leute, die viel reisen, brauchen für das Anschnallen und den Systemcheck viel weniger – vielleicht zehn Minuten.« Van Kessel hielt ihr die Hand hin, um ihr aus der Einstiegsröhre zu helfen. »Wir haben dafür speziell ausgebildetes Personal.«
»Die Passagiere kommen also nicht einfach her und suchen sich eine Kapsel aus?«
»Nein, die Kapseln werden vorher zugeteilt, gewöhnlich schon am Tag zuvor. Wir wollen vermeiden, daß irgendwelche überflüssige Masse hochgeschickt wird, die dann wieder mit herunterkommt, denn wir müssen uns mit L-1 wegen der Treibstoffmenge für den Rückflug absprechen.«
»Der Saboteur kann also schon einen Tag vorher gewußt haben, daß Cliff Leyland alleine in der Kapsel sein würde?«
»Richtig. Jetzt zum Beispiel wartet ein gutes Dutzend Leute darauf, daß wir die Startrampe freigeben. All diese Kapseln sind bereits in der Reihenfolge der Starts vorgemerkt.«
»Und trotzdem
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