Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
fürchte, das ist eine ziemlich ernste Angelegenheit.«
Blake wollte sich gerade durch die Haustür ins Innere stürzen, als Miss Stilt und ihre Mutter notdürftig bekleidet herauskamen. Der Aufruhr verwirrte sie, und sie kniffen die Augen im grellen Licht zusammen.
»Ja, gut so, Sir, machen Sie jetzt bitte den Weg frei …« Der Bobby drängte sich vor, um die Damen in Sicherheit zu bringen. Inzwischen waren weitere Polizisten eingetroffen, die die schnell wachsende Menschenmenge zurückhielten. Blake zog sich mit ihr auf die andere Straßenseite zurück.
Er beobachtete, wie das altehrwürdige Gebäude in Flammen aufging. Als Minuten später die Feuerwehr eintraf, war es kaum mehr als eine ausgebrannte Ruine.
Wer immer die Bombe geworfen oder abgefeuert hatte, war bestimmt schon lange verschwunden, falls er kein krankhafter Brandstifter war. Aber es war mit Sicherheit ein Profi gewesen, und die Botschaft lag in der zielstrebigen Ausführung des Angriffs. Sein Gegner hatte ihm zeigen wollen, daß er wußte, daß Blake selbst eine Vorliebe dafür hatte, Dinge in die Luft zu sprengen.
Er ließ die Ereignisse des Vormittags an seinem inneren Auge vorbeiziehen und stellte fest, daß seine Erinnerung an letzte Nacht beinahe völlig wiederhergestellt war. Außerdem hatte er jetzt furchtbare Kopfschmerzen.
Er erinnerte sich an den Versuch, Ellen zu retten. Und an ihren Verrat. Er konnte es kaum fassen.
Vielleicht hatte sie mit dem Commander ein Abkommen getroffen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Der Commander wußte, daß Blake ihm nicht traute, und Blake wußte, daß er ihn aus dem Weg haben wollte. Hatte sie dafür gesorgt, daß man ihn gut behandelte und sicher nach Hause brachte? Und hatte der Commander anschließend sie verraten?
Oder war jemand hinter ihm her? Leute, die dafür in Frage kamen, gab es genug.
Er sah, wie das Gebäude ausbrannte, und mit ihm alles, was er schätzte. Wenn er je Gelegenheit haben wollte, sich zu rächen, durfte er nicht länger herumstehen und warten, bis die Behörden ihre mühsamen Ermittlungen aufnahmen.
Die Überschallmaschine überholte die Sonne am Himmel. Als Blake in Long Island eintraf, war es immer noch früher Morgen, und als er die Tür zum Manhattaner Penthouse seiner Eltern aufschloß, war es kurz nach zehn.
»Blake! Wo um Himmels willen hast du gesteckt?«
»Mom, du siehst phantastisch aus. Wie immer.«
Emerald Lee Redfield war eine hochgewachsene Frau mit gepflegter Haut, sorgfältigem Make-up und erlesener Kleidung. An diesem Tag trug sie ein graues Wollkostüm und eine Bluse aus blauer Seide. Darin wirkte sie dreißig Jahre jünger – zumindest in den Augen ihres Sohnes.
Sie drückte ihn zur Begrüßung herzlich an sich. Dann betrachtete sie ihn aus nächster Nähe. »Ich wünschte, ich könnte das auch von dir sagen. Hast du in deinen Kleidern geschlafen?«
Er lachte und zuckte mit den Schultern.
»Komm.« Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn ins sonnige Wohnzimmer. Hier, vom 89. Stock aus, hatte man einen guten Blick auf die Wolkenkratzer von Manhattan. »Wie kommt es, daß du zu Hause bist? Warum hast du nicht angerufen? Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Dein Vater hat sich überall erkundigt, aber niemand konnte …«
»Um Himmels Willen!«
»Selbstverständlich ganz diskret.«
»Ich werde mit Dad ein ernstes Wort reden müssen. Wenn ich hinter einem seltenen Stück her bin, muß ich manchmal … untertauchen. Das habe ich ihm doch schon ein Dutzend mal …«
»Blake, du weißt doch, wie er ist.«
Edward Redfield hatte Blakes Karriere als Gutachter für alte Bücher und Manuskripte immer wieder kritisiert und sich über das ›zum Fenster herausgeworfene Geld‹ aufgeregt. Es war Geld, über das Edward keine Verfügungsgewalt hatte, da es aus einem Anlagevermögen stammte, das Blake von seinem Großvater geerbt hatte. Edward gehörte zur Klasse alteingesessener Familien an der Ostküste, die für ihren Lebensunterhalt nichts weiter zu tun brauchten, als ihre Kapitalanlagen im Auge zum behalten.
Jedoch noblesse oblige, daher beteiligten sich die Redfields rege am politischen und kulturellen Geschehen in Manhattan, dem Zentrum des mittelatlantischen Regierungsbezirks. Die Redfields standen in der Tat seit so vielen Generationen im öffentlichen Leben, daß die gegenwärtige Gestalt Nordamerikas – wozu die Vereinigten Staaten nur noch als geographisches Gebilde gehörten – zu einem großen Teil auf ihre Aktivitäten
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