Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
kann ich dieses Haus bis auf die Grundmauern zerstören und Sie alle unter den Trümmern begraben.« Ihr Gesicht war vor Ärger rot angelaufen.
»Das würden Sie nicht tun. Das ist nicht Ihre Art.«
»Sollte ich feststellen, daß Sie Blake etwas angetan haben, werde ich alles versuchen, Sie umzubringen. So weit geht mein Pazifismus nicht.«
Er betrachtete einen Augenblick lang die schmächtige, aber gefährliche junge Frau. Dann senkten sich seine Schultern ein wenig und er schien etwas Abstand von ihr zu nehmen. »Wir haben Blake heute früh um vier unter starker Betäubung von hier fortgeschafft. Er wird in London in seiner Wohnung mit einer falschen Erinnerung aufwachen. Er wird glauben, daß er sich mit Ihnen gestritten hat, weil Sie ihm erzählt haben, Sie seien an einem gefährlichen Projekt beteiligt, in das Sie ihn nicht hineinziehen können. Dann haben Sie darauf bestanden, daß er von hier fortgeht.«
»Das akzeptiere ich nicht.« Sie wußte, daß er immer noch log. »Ich reise sofort ab.«
»Ganz, wie Sie wollen, Inspektor Troy. Aber Sie wissen genausogut wie ich, daß dies die Wahrheit ist.«
»Das habe ich nie gesagt, nicht einmal andeutungsweise …«
»Das hätten Sie aber tun sollen.« Für den Bruchteil einer Sekunde war er ebenso verärgert wie sie.
»… welche Erinnerung Sie ihm auch eingegeben haben, diese war es nicht.« Damit ließ sie ihn stehen.
»Wollen Sie wissen, was damals wirklich passiert ist« – das kurze Stocken und die Anspannung in seiner Stimme verrieten ihr, daß er seinen letzten Trumpf ausspielte – »mit Ihren Eltern?«
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
»Wir sollten uns nicht länger etwas vormachen. Man hat Ihnen erzählt, sie seien bei einem Hubschrauberabsturz getötet worden.«
Jetzt drehte sie sich um, vollkommen ruhig und auf alles gefaßt. »Haben Sie andere Informationen, Commander?«
»Ich kann nicht beweisen, was ich weiß«, sagte er.
Seine rasselnde Stimme machte sie mißtrauisch. »Ich verstehe. Aber Sie wollen mich in dem Glauben lassen, daß Sie es könnten, wenn Sie nur wollten.« Sie war sich nicht sicher, ob das wirklich seine Absicht war. »Wissen Sie auch meinen Namen, Commander? Aber sprechen Sie ihn nicht aus.«
»Ich werde es nicht tun. Ihre Nummer war L.N. 30851005.«
Sie nickte. »Was wissen Sie über meine Eltern?«
»Was ich in den Unterlagen gelesen haben, Miss L.N. Und was ich von den Prophetae erfahren habe.«
»Und das wäre?«
»Das bekommen Sie nicht umsonst.« Sein Gesicht hatte sich wieder verhärtet; diesmal sprach er die Wahrheit. »Machen Sie mit oder nicht?«
Deshalb also die Uniform. Der Erholungsurlaub war vorbei, und man hatte das Signal gegeben, wieder zum alten Spiel zurückzukehren. Sie seufzte erschöpft. »Schicken Sie mich aufs Feld … Trainer.«
TEIL
2
DAS ZEICHEN DES SALAMANDERS
6
Blake wachte in seiner Londoner Wohnung auf und fühlte sich so klar und voller Schwung wie schon seit Monaten nicht mehr, wie seit der Zeit, als er in Paris in den Untergrund gegangen und zum letzten Mal in seinem eigenen Bett geschlafen hatte. Trotzdem fühlte er sich nicht bei bester Gesundheit. Irgend jemand hatte ihm ein Mittel gegen Kater verpaßt.
Er sprang aus dem Bett und stellte fest, daß er sogar einen Pyjama trug. Obwohl ihm seine Mutter regelmäßig welche zu Weihnachten schenkte, zog er sie nie an. Kopfschüttelnd ging er ins Bad.
Er wunderte sich, daß sein Bart erst einen Tag alt war. Seinen Handrücken mußte er sich irgendwo aufgekratzt haben, denn er war mit einer frischen Hautschicht überzogen. Hatte man ihn mit Schnellheiler behandelt?
Er fuhr sich mit dem chemosonischen Rasierer rasch über Wangen, Kinn und Hals und sprenkelte sich etwas Aftershave mit Limonenduft ins Gesicht. Dann untersuchte er seine Zähne mit der Ultraschallzahnbürste und tastete mit der Zunge ihre glatte Oberfläche ab. Er kämmte sein dichtes, glattes Haar und schnitt seinem sommersprossigen Ebenbild im Spiegel eine Grimasse.
Blake genoß es, zum erstenmal seit Monaten eine komplette Garderobe zur Auswahl zu haben. Er zog eine bequeme, weiche Cordhose an und holte dazu ein weites, schwarzes Flanellhemd aus dem Schrank. Seine Uhr, das Sprechfunkgerät, seine ID-Karte und sogar das schwarze Wurfmesser lagen ordentlich auf dem Garderobentisch. Was sie sich wohl dabei gedacht hatten, wer immer sie auch waren?
Mit bloßen Füßen schlüpfte er in seine
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