Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Diskussion beendet. Seine Assistentin brauchte nichts zu sehen, um ihre Arbeit machen zu können. Mays hatte beschlossen, sie könne ihm nützlich sein; seitdem war er darauf vorbereitet, ihre völlige Inkompetenz auf einigen Gebieten hinzunehmen, vorausgesetzt, sie zeigte sich auf anderen absolut kooperativ. Zu seiner Überraschung war Marianne alles andere als nutzlos. Tatsächlich hatte sie sich als geschickt bei den Reisevorbereitungen und Terminabsprachen erwiesen und war durchaus in der Lage, seine Angelegenheiten in Ordnung zu halten. Dabei benutzte sie ihre Stimme am Phonelink in der typischen halb effizienten, halb erotischen Art amerikanischer College Girls. Sie beschwerte sich nicht einmal, wenn sie sein Gepäck tragen sollte; in seiner alten Arbeiterledertasche hatte sie seine Recorder mitgebracht, seine zusätzlichen Chips und das altmodische Notizbuch, das er manchmal als Requisit einsetzte.
Wäre Mays der Typ dafür, er hätte Bill Hawkins für sein Glück dankbar sein müssen.
Mays jedoch gehörte nicht zu den Menschen, die anderen für etwas dankbar waren, es sei denn, es ließ sich nicht vermeiden. Schließlich hatte er ohnehin beschlossen, Marianne zu verführen; Hawkins hatte es ihm durch seine Anwesenheit nur noch leichter gemacht …
»Dort kommen sie, Randolph«, sagte Marianne. Die Meute der Journalisten geriet in Unruhe. Marianne reichte ihm die Kamera und das Richtmikrophon, das er extra präpariert hatte. Mays schlüpfte in den Tragegurt und stellte die Kamera gekonnt genau im richtigen Augenblick auf die Tür ein, so daß er sie genau beim Offnen erwischte. Als erster erschien Professor Forster, gefolgt vom Rest seiner Mannschaft. Inspektor Ellen Troy betrat als letzte die Bühne; sie sah elegant aus in ihrer blauen Uniform. Marianne verfolgte die Szene aufgeregt auf ihrem winzigen Hilfsmonitor.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, begann Forster. »Als erstes würde ich Ihnen gerne …«
»Warum haben Sie die Medien gemieden?« schrie ihn jemand an.
»Was haben Sie zu verbergen?« kreischte ein anderer.
»Troy! Inspektor Troy! Stimmt es, daß …«
»He, Sie! Troy! Was halten Sie von Berichten, denen zufolge Sie …«
»… Sie die letzten zwölf Monate in einer Heilanstalt eingesperrt waren?«
»… Sie versucht haben sollen, Howard Falcon umzubringen und die Expedition der Kon-Tiki zu sabotieren?«
Forster schloß seinen Mund und blickte mit funkelnden Augen unter seinen hellroten Brauen hervor. Er wartete, bis die Frager sich ein wenig beruhigt hatten. Endlich ließ das Durcheinander ein wenig nach. »Ich werde eine kurze Erklärung verlesen«, sagte er und räusperte sich knurrend. »Fragen können Sie nachher.«
Es gab wieder vereinzelte Rufe, aber die Mehrheit der Reporter hatte gemerkt, daß Forster sie solange ignorieren würde, bis sie ihm Gelegenheit gegeben hatten, seine vorbereitete Erklärung zu verlesen. Sie wandten sich ihren Kollegen zu und brachten sie durch Zischen zum Schweigen.
»Sobald er auch nur die geringste interessante Bemerkung macht, wecken Sie mich, damit ich sie aufzeichnen kann«, sagte Mays gelangweilt in sein Mikrophon.
»Danke«, sagte Forster in das mürrisch erwartungsvolle Schweigen hinein. »Ich möchte Ihnen die Mitglieder der Amalthea-Expedition vorstellen; als erste die Pilotin Joshua Walsh, sie ist verantwortlich für das Schiff Michael Ventris; dann unser Ingenieur Angus McNeil und unser Navigator. Bei den Aufgaben auf der Oberfläche werden mir Dr. William Hawkins und Mr. Blake Redfield assistieren. Inspektor Ellen Troy vertritt die Raumkontrollbehörde.«
»Ich wette, daß sie weit mehr vertritt«, flüsterte Mays.
»Unser Auftrag besteht aus zwei Teilen«, fuhr Forster fort, »einmal wollen wir die geologische Beschaffenheit des Mondes bestimmen. Wir hoffen, einige Unregelmäßigkeiten in der Strahlenzeichnung von Amalthea aufzuklären. Seit über einem Jahrhundert – bis zum Ende der Kon-Tiki- Expedition im vergangenen Jahr – hat man beobachtet, daß Amalthea mehr Energie abstrahlt, als er direkt von der Sonne oder durch die Reflektion des Jupiter aufnimmt. Fast der gesamte Energieüberschuß läßt sich auf den Aufprall geladener Teilchen aus dem Strahlengürtel des Jupiter zurückführen – fast, aber eben nicht der gesamte. Wir wüßten gerne, woher diese zusätzliche Wärme stammt. Die Frage ist dringlicher geworden, seit Amalthea geologisch aktiv geworden ist. Jetzt strahlt er erheblich mehr Energie ab, als er
Weitere Kostenlose Bücher