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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Einsatz bringen, wenn wir die Vord hinter uns zurücklassen wollen?«
    Hinter dem Hauptmann grinste Botschafterin Kitai wölfisch.
    »Ich will keine unnötigen Verluste in einem allgemeinen Scharmützel hinnehmen«, sagte der Hauptmann. »Wir werden zurückbleiben. Wenn sie ein einzelnes Schiff sehen, das womöglich nicht in der Lage ist zu fliehen, dann werden die Vordritter das, wie ich annehme, als Gelegenheit zum Angriff betrachten.«
    »Du willst sie davon abhalten davonzukommen, um ihrer Königin von uns zu berichten«, sagte Marcus nickend.
    Der Hauptmann breitete die Hände aus. »Ja, und außerdem muss ich ein paar Theorien überprüfen. Es ist vielleicht besser, jetzt die Probe aufs Exempel zu machen, als erst dann, wenn wir die Hauptmacht des Feindes erreichen. Ich möchte, dass du dein Vorgehen mit Kapitän Demos abstimmst und sicherstellst, dass er jemanden hat, der ihn beraten kann, wie er und seine Mannschaft am besten mit unseren Rittern zusammenarbeiten können.«
    Marcus salutierte. »Natürlich, Hauptmann.«
    »Danke«, sagte der Hauptmann. »Ich glaube, Demos ist auf dem Achterdeck.«
    Marcus überprüfte seine Waffe und seine Rüstung, während er über das Schiff zu Demos ging, eine alte Soldatengewohnheit, die seit langem fast schon so etwas wie ein Reflex geworden war. Im Gehen beobachtete er, wie die Schiffe der Flotte anmutig um die Schleiche herumglitten und nach Osten fuhren. Er stieg mehrere kurze, steile Stufen hinauf, um vom Deck auf das erhöhte Achterdeck zu gelangen, und bemerkte, dass ihm die Beine vor Übermüdung zitterten. Das Tunnelwirken hatte ihm körperlich weitaus mehr abverlangt, als er vorausgeahnt hatte. Diese Erkenntnis schien eine allgemeine Rebellion seiner Gliedmaßen nach sich zu ziehen, in der Muskeln und Gelenke allesamt getrennt jeweils eigene Beschwerden entwickelten.
    Marcus biss die Zähne zusammen und tauschte ein Nicken mit Demos und dem Bootsmann.
    »Erster Speer«, sagte Demos gedehnt. Wie immer war der Kapitän der Schleiche , schlank wie ein Schwert, in schlichte, gut geschnittene Kleider ganz in Schwarz gehüllt. Er trug eine lange Duellklinge am Gürtel, deren Griff schlicht und abgewetzt war. »Geht es dir gut?«
    Marcus knurrte: »Ich denke langsam, dass ich vielleicht zu alt für all dieses Herumgerenne werde.«
    »Vielleicht solltest du in den Ruhestand treten«, sagte Demos.
    »Sobald die Arbeit getan ist.«
    »Die Arbeit ist nie getan«, sagte Demos.
    »Hmpf. Vielleicht habe ich ja Glück und bekomme einen Pfeil ins Auge.«
    Demos’ ausdrucksloses Gesicht ließ den Hauch eines Lächelns erkennen. »Das ist die richtige Einstellung!« Er richtete den Blick zum Himmel und schürzte die Lippen. »Octavian hatte Recht.«
    Marcus sah aus zusammengekniffenen Augen hoch und erkannte, dass die verstreute Reihe von Vordrittern sich zu einem zusammenhängenderen Schwarm sammelte. »Wie viele?«
    »Neunzig, vielleicht hundert«, sagte Demos.
    Marcus trommelte mit den Fingern auf dem Schwertgriff herum. »Und wie viele in deiner Mannschaft?«
    »Siebenundzwanzig«, antwortete Demos ruhig, »und ich. Und du. Und der Princeps. Und Antillar. Und der junge Antillus und seine Flugjungs da oben. Genug.«
    »Immer vorausgesetzt, dass der Feind nichts Neues in den Kampf mitbringt.«
    Demos bleckte die Zähne. »Nun werd mir hier ja nicht albern.«
    »Wenn die Welt ein alberner Ort wäre, würde sie keine Männer wie mich brauchen«, sagte Marcus.
    Demos nickte. »Auch keine wie mich.« Er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Ich frage mich, ob Octavian die Muskeln spielen lassen will.«
    »Soweit ich weiß, sind seine Begabungen noch recht begrenzt.«
    Demos sah Marcus unbewegt an. »Wir segeln eine glatte, flache Eisfläche entlang, die mitten im Frühling kalt bleibt, und zwar vor einem Wind her, der aus einem guten Winkel kommt, um uns anzutreiben, und seit zwei Tagen weder umschlägt noch schwächer wird.« Er sah wieder zu den näher kommenden Vord hinauf. »Das ist kein Glück. So viel Glück auf einmal gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
    Marcus hatte schon lange den Verdacht gehabt, dass die Talente des Hauptmanns aufzublühen begannen, und Demos hatte nicht Unrecht. Wenn der Hauptmann sich seiner Fähigkeiten noch nicht sicher war, konnte es durchaus sein, dass er beschlossen hatte, sie an einem echten Feind auf kontrollierte Art zu erproben – an irgendeinem Ort, der für den Rest der Flotte außer Sichtweite lag, nur für den Fall, dass die Sache

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