Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
Namen Patricia Cornwell, Jacques Berndorf und Hakan Nesser auf den Rücken der davor stehenden Bücher.
     
    Die Seitenstraße war schwer zu finden. Gabi parkte ihren Wagen auf einem der beiden leeren Kundenparkplätze vor dem Fotostudio, einem flachen Anbau mit viel Glas. An der Tür klebte ein Schild ›Geschlossen‹. Nebenan im Haus öffnete ihr Ediths Ehemann die Tür. Sie kannte ihn bereits, denn er hatte am Morgen seine Frau im Dom abgeholt. Er führte Gabi durch einen kleinen Flur, wo hinter einer geschlossenen Tür eine Vorabendserie zu hören war, in den ersten Stock. In einem kleinen Zimmer mit Dachschräge lag Edith Basten auf dem Sofa, an Kissen gelehnt und eine rote Wolldecke um Beine und Hüften geschlungen. Ein Deckenfluter warf schwaches Licht in den Raum. Gabi sah Einbauschränke unter der Schräge und einen Schreibtisch, auf dem ein extragroßer Flachbildschirm stand. Der Mann blieb im Türrahmen stehen.
    »Hallo, Frau Basten, wie geht’s?« Gabi ergriff eine kalte Hand. Edith wirkte blass, ihre Wangenknochen schienen noch stärker hervorzutreten als am Morgen. Das ließ die dunklen Augen größer und verlorener erscheinen. Sie stöhnte leise. »Noch nicht gut. Wie geht es Professor Adams?« Sie wies auf einen Korbsessel.
    »Er liegt noch im Krankenhaus. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« Gabi gab ihr Vorhaben auf, die Frau zu bitten, mit ins Präsidium zu kommen, und nahm in dem Sessel Platz.
    »Warum waren Sie so spät im Dom?«, fragte Gabi, nachdem sie den angebotenen Tee abgelehnt hatte.
    »Herr Adams meinte, das sei die einzige Zeit, in der die Alarmanlage ausgeschaltet werden könnte, um die Vitrinen in der Schatzkammer zu öffnen.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »In den Schaukästen?«
    »Nein, von den Tätern.«
    »Zwei Männer in Mönchskutten, der ältere mittelgroß, um die einsachtzig, der andere etwas kleiner.«
    »Haarfarbe?«
    »Konnte ich nicht sehen, sie hatten Kapuzen auf.«
    »Wie alt schätzen Sie die Männer?«
    »Schwer zu sagen, sie haben mir ein Band über die Augen geklebt … und über den Mund …« Sie stockte und hielt sich eine Hand vor den Mund. Ihre Beine bewegten sich unruhig unter der Decke. »Der eine war jünger und kräftig, hatte raue Hände. Der andere schien älter zu sein und auch das Sagen zu haben.«
    »Was heißt das?«
    Sie erzählte, wie sie den Raub in der Schatzkammer erlebt hatte. Immer wieder musste sie Pausen einlegen. Gabi beugte ihren Kopf zu der Zeugin, deren Worte allmählich in ein Flüstern übergingen.
    Edith trank einen Schluck aus ihrer Teetasse. »Ich glaube, es sollte nur der Codex gestohlen werden. Der jüngere Mann hat die Gelegenheit genutzt und die anderen Sachen mitgehen lassen. Ahnung hatte der keine, sonst hätte er das Ada-Evangeliar und das Perikopenbuch des Kuno von Falkenstein mitgenommen oder andere kostbare Handschriften.«
    *
    »Guck mal, der Mann aus dem kleinen Kasten kommt uns besuchen!« Doris schaute weiter zum Bildschirm, während Walde ihr einen Kuss auf die Wange drückte und ihr Annika vom Schoß nahm. Auf der Mattscheibe sah er sich mit ernster Miene in die Kamera sprechen, die Haare zerzaust, eine Kragenecke des Hemdes über, die andere unter dem Revers der Jacke.
    Das Kind strampelte: »Da, da.«
    Walde stellte es auf den Fußboden, wo Annika sich an seine Hosenbeine klammerte. Überrascht registrierte er das RTL-Logo in der oberen linken Bildschirmecke. »Ich dachte, es ist das Lokalfernsehen.«
    »Es kam auch schon im Zweiten«, sagte Doris.
    Der Trierer Dom erschien auf der Bildfläche. Es folgten Archivaufnahmen des Codex und der gestohlenen Exponate aus der Domschatzkammer. Dann eine Überblendung auf den korrekt gekleideten und frisierten Staatsanwalt Roth, der mitten in einer ausführlichen Erklärung, wie bekannt und demzufolge unverkäuflich die geraubten Gegenstände seien, unterbrochen wurde.
    »Der tut ja so, als hätten die Täter kaum Chancen zu entkommen«, regte sich Walde auf. »Ich möchte die Sachen wieder beschaffen.«
    »Und was ist mit den Räubern?«, fragte Doris.
    »Die will ich auch kriegen, aber wenn das so wie mit dem ›Schrei‹ von Edward Munch läuft, den die Gauner wahrscheinlich in Panik verbrannt haben, ist niemandem geholfen.«
    Der runde Kopf eines schwarz gekleideten Herrn mit Brille in Fahrradform füllte den Bildschirm.
    »War der Bischof auch bei der Pressekonferenz?«, fragte Doris.
    »Nein, der wandelt am See Genezareth, ich meine, der weilt dort«, verbesserte

Weitere Kostenlose Bücher