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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gleich, nachdem Sie mich festgenommen haben oder wie auch immer Sie es nennen?«
    »Sie waren leider zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort«, sagte Walde. »Wir können Ihnen gerne einen Kaffee anbieten und einen Eimer Wasser für Fritz.«
    Das Maultier lud zum Dank eine zweite Ladung Äpfel ab.
    »Hat es dich nun auch gepackt?«, wandte sich Walde an Salvo, der seine Anzughose abklopfte.
    »Was?«
    »Das Jagdfieber.«
    »Ich habe bei mir zu Hause genug am Hals«, Salvo richtete sich auf und rieb die Handflächen aneinander, »und absolut keine Lust, mich auch noch um eure Fälle zu kümmern.«
    »Und wie gefällt dir die Stadt?«, versuchte Walde das Thema zu wechseln.
    »Ihr habt hier wirklich guten Wein und gute Frauen«, er zwinkerte Gabi zu, »aber mieses Essen. Hier wollte ich nicht arbeiten. Die ständige Gängelei durch den Questore …«
    »… wen?«
    »Deinen Chef, den Questore, die gingen mir auf den Geist.«
    »Gibt es so was bei euch in Italien nicht?«
    »Ich hab gestern Abend gehört, was euer Präsident über Kay gesagt hat. Dass er sie gerne in seinem Team hätte und so. Der quatscht wie ein Fußballpräsident.«
    »Wie Berlusconi?«, fragte Gabi.
    »Ja, Bella, so ähnlich.«
     
    Grabbe legte den Telefonhörer auf, als Walde das Büro betrat. »Hoffentlich ist Monika bald wieder da.« Seine Finger wirbelten über die Tastatur. »Außer Presseanfragen zu beantworten, komme ich zu nichts mehr.«
    »Haben die Fingerabdrücke von dem Lorbeerblatt aus der Kurie etwas ergeben?«, fragte Walde.
    »Leider negativ, zumindest national. Die Abdrücke werden aber noch international abgeglichen. Das ist doch auch in deinem Sinne.« Ohne aufzublicken schrieb Grabbe weiter. »Ich denke da an internationale Kunsträuber. Wir kamen ja noch nicht dazu, uns auszutauschen.«
    »Das sollten wir dringend tun.« Walde plagte sein schlechtes Gewissen. Er hatte die Situation nicht im Griff. Jeder wurstelte drauflos, und obendrein mischten sich noch die IPA-Leute ein. »Falls du es einrichten kannst, überleg dir mal, wie wir unsere Gästekollegen loswerden können.«
    »Die Geister, die ich rief, wird ich nicht mehr los, mach ich, aber bitte eins nach dem anderen«, sagte Grabbe. »Dieser religiöse Fanatiker scheint mir nur ein Helfershelfer gewesen zu sein, aber wenigstens haben wir nun zwei von drei Exponaten …«
    »… wie, zwei?«, fragte Walde.
    »Das Nagelreliquiar mit dem heiligen Nagel ist wieder da.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts. Warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Ich hab euch da unten nicht erreicht.«
    »Dann hättest du einfach ein Fenster öffnen und herunterrufen sollen.«
    Grabbe kratzte sich am Kopf. »Darauf bin ich, ehrlich gesagt, nicht gekommen. Ich kann nicht alles gleichzeitig. Wenn nur Monika bald aus Luxemburg zurückkäme.«
    »Woher stammt der Fund?«
    »Hatte der Typ in der Tasche. So wie andere ein Feuerzeug oder Taschenmesser …«
    »Wer bitteschön hatte was?«
    »Der Mann ist vor zehn Minuten von der Schupo gebracht worden, als ihr den Esel im Hof versorgt habt. Ich kann wirklich nicht gleichzeitig …«
    »… ist ja gut.« Walde spürte, wie schlechte Laune bei ihm aufkam. »Wo ist er?«
    Während Grabbe ein Telefongespräch entgegennahm, deutete er mit dem Zeigefinger zum Boden.
     
    »Keine zehn Minuten mehr und er hätte einen Zellenkoller gekriegt und alles kurz und klein gehauen.« Der Polizist im Gang des Zellentraktes trat von der Tür zurück und ließ Walde einen Blick durch den Türspion werfen.
    Obwohl die Gestalt, die vornübergebeugt an der Wand unterhalb eines Luftschachtes lehnte, ihm den Rücken zukehrte, erkannte Walde ihn sofort. Als die Zellentür aufgeschlossen wurde, drehte sich Veit um und schaute auf die geöffnete Tür wie Moses, als er das verheißene Land erblickte. Einer der beiden Polizisten, die Walde begleiteten, legte Veit Handschellen an, während der andere in der Tür stehen blieb. Veit leistete keinen Widerstand. Er schien kurzatmig zu sein.
    Walde fragte sich, was es in der nur mit einer Pritsche und einem stabil wirkenden Abort ausgestatteten Zelle zu zerstören gab.
    Veit schien ihn nicht zu erkennen, als er an Walde vorbei aus der Zelle geführt wurde. Erst als er bemerkte, dass es in Richtung Fahrstuhl ging, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, zog die zusammengeketteten Hände vor die Brust und spannte die Schulterblätter.
    »Gerd, hilfst du mal?«, forderte der Polizist seinen Kollegen auf, als sich die Fahrstuhltür

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