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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Ebenholz, höchst delikat gefertigt.«
    »Ist sie wieder aufgetaucht?«
    »Nein.«
    »Gibt es eine Spur?«
    »Negativ.«
    »Hieß er vielleicht Adams?« Walde konnte nicht anders.
    »Wer?«
    »Der Sie angerufen hat.«
    »Stimmt, ich dachte zuerst, es wollte jemand anonym …«
    »Domkapitular Alfons Adams.« Walde sagte dies mehr zu sich selbst als zu seiner Gesprächspartnerin. »Könnte ich die Unterlagen von dem Fall haben?«
    »Es ist nicht mein Fall, also ich war nicht vor Ort. Die Österreicher waren so freundlich, mir ein paar Einzelheiten mitzuteilen. Die kann ich Ihnen gerne weiterleiten. Ich könnte auch, wenn es sich einrichten lässt, nach Trier kommen.«
    »Bloß nicht«, rutschte es Walde heraus. »Entschuldigen Sie, aber wir haben hier zurzeit alle Hände voll zu tun.«
    »Haben Sie heute Ihren besonders charmanten Tag oder sind Sie immer so?« Die Dame schien genervt zu sein.
    »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab mich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt.«
    »Allerdings!« Damit war das Gespräch beendet.
    Sekundenlang überlegte Walde, ob er zurückrufen und sich entschuldigen sollte.
     
    Grabbe blickte nicht von seinem Laptop auf, als Gabi und Walde in sein Büro traten. »Er ist bis zur Rindertanzstraße gekommen.«
    »Ist er verletzt?«, fragte Walde.
    »Ich denke nicht, nur mit dem Esel haben wir Probleme.«
    »Mit welchem Esel?«
    »Er hat einen Esel dabei, samt Karren. Harry kommt mit dem störrischen Biest nicht zurecht.«
    »Was hat Harry mit dem Esel zu tun?«
    »Er ist der Einzige, der was von Tieren versteht. Schließlich ist er auf einem Bauernhof aufgewachsen.«
    »Die hatten bestimmt keine Eselzucht.« Gabi tippte eine Nummer in Grabbes Telefon ein.
    »Hallo, Salvo …«
    »Ja, mir auch …« Sie hörte zu und kicherte. »Ich auch, ja …«, wieder lachte sie. »Salvo, weswegen ich anrufe. Vielleicht kannst du uns bei einem Problem helfen. Bei euch da unten in Sizilien gibt es doch bestimmt noch Esel …«
    Eskortiert von einem vorausfahrenden Polizeiwagen rollte der Eselskarren über die Kreuzung.
    Walde und Gabi waren längst im Hof, als der Polizeiwagen im Schneckentempo mit Harry und einem kahlen Mann in brauner Kutte in den Hof einbogen.
    »Bissen sneller, bissen sneller«, trieb Salvo vom Bock eines schmalen, mit Tuch bespannten Karrens ein Tier an der Deichsel an, das mit gesenktem Kopf in den Hof trabte. Sobald es zum Stehen kam, brüllte es, als hielte man ihm eine brennende Fackel an den Schwanz.
    »Woher hat er dieses seltsame Kommando?«, fragte Walde.
    »Von mir«, sagte Gabi. »Da der dämliche Esel kein Italienisch versteht, hat mich Salvo um ein deutsches Kommando gebeten. Ich kenn das aus dem Western … Der sich den Wolf tanzt oder so.«
    Harry stieg als Erster aus dem Wagen und half einer dunkel gekleideten Person in Handschellen heraus. Der Mann schwitzte und wedelte mit einem Papier in den Händen. Obwohl er groß und hager war und eine Kutte trug, war Walde überzeugt, dass es nicht Veit war.
    »Werden hier Pilger wie Verbrecher behandelt? Das ist mein Pilgerpass. Selbst die Papiere für Willi führe ich mit. Ich verlange sofort einen Anwalt. Das wird Ihnen noch Leid tun.«
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte Walde. »Es handelt sich um eine Verwechslung.« Er beobachtete, wie Harry dem Mann die Handschellen öffnete.
    »Sollte es sich bei Willi um den Esel handeln, dann kann er einen Eimer Wasser haben«, sagte Walde und schaute flüchtig auf das Schreiben mit den verschiedenen Stempeln.
    »Der ist genauso wenig ein Esel, wie ich ein Verbrecher bin«, sagte der Mann in der Kutte. »Ich bezeichne einen Bullen ja auch nicht als Ochsen.«
    »Vorsicht!«, zischte Harry.
    »Bei Willi handelt es sich um ein Maultier. Wir sind bereits zusammen quer durch die ganze Eifel getrabt. Aber es ist noch ein weiter Weg bis nach Santiago di Compostela. Kaum eine Woche unterwegs, und schon wird man verhaftet. Das fängt ja gut an!«
    Das Maultier hörte auf zu schreien und konzentrierte sich nun darauf, ausgiebig auf den Asphalt zu äpfeln.
    »Sie wurden nicht verhaftet«, sagte Harry.
    »Dann eben festgenommen.«
    »Auch das nicht. Wir haben Sie zur Feststellung der Personalien ins Präsidium gebracht.«
    »Ich werde bis Santiago drei EU-Länder bereisen, die dem Schengener Abkommen beigetreten …«
    »… es hat sich erledigt.«
    »Was?«
    »Sie sind es nicht!«
    »Wer?«
    »Sie sind nicht derjenige, den wir suchen.«
    »Und warum wussten Sie das nicht

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