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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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waren. Ich ging bei schummriger Beleuchtung von einem Raum in den anderen. Ein Kellner kam auf mich zu und fragte, ob er mir behilflich sein könnte, aber ich schüttelte den Kopf. Dann sah ich auf einmal den weißen Haarschopf des Professors. Erstarkt vom Bier ging ich frohgemut in seine Richtung. Er wandte mir den Rücken zu, und erst im letzten Moment sah ich, dass ihm zwei Männer gegenübersaßen. Er war nicht allein! Ich blieb abrupt stehen und setzte mich dann mit dem Rücken zu ihnen an den nächstbesten leeren Tisch. Ich pries mich glücklich, nicht die Torheit begangen zu haben, den Professor zu begrüßen und womöglich mitten in einem wichtigen Gespräch zu stören. Es wäre mir nie im Leben eingefallen, mich als ungebetener Gast aufzudrängen, deswegenbeschloss ich, mich still und heimlich zu entfernen. Im gleichen Augenblick kam es mir aber so vor, als seien der Professor und die beiden Männer in Streit geraten.
    Ich rückte meinen Stuhl so, dass ich schräg zu ihnen hinübersehen konnte. Der eine von diesen Männern schien um die vierzig zu sein. Er sah sehr streng aus, hatte blondes Haar und beinahe klassisch geschnittene Gesichtszüge mit dünnen Lippen. Von seiner Kleidung her zu urteilen, war er ein wohlhabender Mann. Der andere Mann hatte dunkle Haare. Er war älter und nicht so gepflegt gekleidet, ein bulliger Typ mit fleischigem Gesicht und irgendwie hinterhältigen Gesichtszügen. Ich hatte die beiden nicht ins Lokal kommen sehen, ging aber davon aus, dass sich der Professor hier mit ihnen verabredet hatte.
    Der Professor trug den großen braunen Ledermantel, den ich in seinem Büro gesehen hatte, ein ausladender Überzieher, ohne den er sich nie aus dem Haus begab. Er war aus Kalbsleder. Als ich ihn später irgendwann einmal nach diesem Kleidungsstück fragte, erklärte er mir, dass es sich um eine Spezialanfertigung handelte. Das Leder war mit ähnlichen Verfahren wie die Häute für die mittelalterlichen Pergamente bearbeitet worden, und der Mantel bestand aus vielen einzelnen Lederstücken, jedes von der Größe einer Seite der Flateyjarbók .
    Diese Männer unterhielten sich auf Deutsch mit dem Professor, und obwohl ich damals diese Sprache nicht sonderlich gut sprach, verstand ich dennoch ziemlich viel. Das verdanke ich in erster Linie meiner Lehrerin im Gymnasium, die uns stets und ständig mit Übersetzungen traktiert hatte, weil sie uns beibringen wollte, ein Gefühl für den schönen Klang der deutschen Sprache zu bekommen.
    »… und damit basta!«, hörte ich den Professor sagen, als ich meinen Kopf so weit zu ihrem Tisch hinüberreckte, wie es eben ging.
    »Von wegen basta, Herr Professor«, entgegnete der blonde Deutsche daraufhin. »Sie wissen mehr, als Sie zugeben wollen, davon bin ich überzeugt.«
    »Da bist du komplett auf dem Holzweg«, sagte der Professor. »Ihr könnt mich mal! Lasst mich in Ruhe! Ich habe wichtigere Dinge zu tun.«
    Ich hatte das Gefühl, dass das hier kein freundschaftliches Treffen war. Der Mann siezte den Professor, der ihn wiederum mit Du anredete.
    »Wir haben Mittel und Wege, um das herauszufinden«, sagte der bullige Mann, und seine Stimme klang kalt und drohend.
    »Kommt ihr mir schon wieder mit Drohungen?«, fragte der Professor.
    »Nein, nichts dergleichen«, beeilte sich der Blonde mit den schmalen Lippen zu versichern. »Helmut ist bloß sehr daran gelegen, dass wir das bekommen, was uns zusteht.«
    »Euch zusteht«, äffte der Professor ihn verächtlich nach. »Das sind doch nur Ausgeburten eurer Phantasie. Macht, dass ihr wieder nach Berlin zurückkommt.«
    »Sie enttäuschen uns, Herr Professor«, sagte der Blonde. »Wir sind davon ausgegangen, dass wir ein gewisses Abkommen mit Ihnen treffen könnten, das …«
    Die nächsten Worte hörte ich nicht. Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte dem Mann gesagt, der Professor habe etwas dagegen, gesiezt zu werden, das verdürbe ihm immer die Laune und dann sei bei ihm nichts mehr zu erreichen. Der Professor sprach jetzt immer lauter und der bullige Mann ebenso. Der Streit war in vollem Gange. Ich stand auf.
    »… und Sie sollten sich davor hüten, Herr …«, setzte der Blonde gerade an, verstummte aber, als er sah, dass ich auf einmal an ihrem Tisch stand. Die anderen beiden blicktenebenfalls hoch, und ich sah, dass der Professor mich sofort erkannte. Die Deutschen glotzten mich völlig perplex an. »Ach … Valdemar?«, sagte der Professor.
    »Guten Abend«, sagte ich und nickte den

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