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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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geliehen, der ihrem Mann gehört hatte. Es war kalt in Berlin an diesem Herbsttag, und wir mussten über weite Strecken zu Fuß gehen. Zwischendurch konnte man jedoch auch immer wieder ein Stück mit den ratternden Straßenbahnen fahren. Bevorwir uns auf den Weg gemacht hatten, hatte der Professor mit einem Buchhändler telefoniert, den er kannte. Er konnte ihm die Namen einiger Antiquariate nennen, die vor dem Krieg in Charlottenburg gewesen waren. Die Liste war zwar nicht erschöpfend, aber immerhin ein Anfang. Es stellte sich heraus, dass keines von den Häusern, in denen früher alte Bücher verkauft worden waren, mehr stand. An einigen Stellen waren bereits neue Häuser errichtet worden, andere waren immer noch Trümmergrundstücke. Wir erkundigten uns bei Anwohnern nach Hausnummern und Antiquariatsbuchhandlungen, aber wir trafen auf niemanden, der uns Auskunft geben konnte.
    Erst am Kurfürstendamm kamen wir ein kleines Stückchen weiter. Eine alte Frau im Erdgeschoss eines zu Teilen stehen gebliebenen Hauses erzählte uns, dass sich dort vor dem Krieg tatsächlich ein Antiquariat befunden hatte, und zwar ein ziemlich bedeutendes. Sie kannte den früheren Besitzer gut, er war immer noch am Leben, und sie wusste sogar, wo er wohnte. Aber sie war misstrauisch und vorsichtig zwei Männern aus Island gegenüber, die plötzlich vor ihrer Tür aufgetaucht waren. Der Professor musste alle seine Register ziehen, um ihr Vertrauen zu gewinnen und ihr die gewünschten Informationen zu entlocken. Doch sein Charme bewirkte, dass die Frau ihm beim Abschied sogar ein schüchternes Lächeln schenkte.
    Der alte Buchhändler lebte in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms. Im Souterrain der Häuser befanden sich kleine Geschäfte und Betriebe, darunter eine Fahrradwerkstatt und ein Gebrauchtwarenhändler. Der Name des Mannes stand an der Haustür, Henning Klotz, dritte Etage. Der Name sagte dem Professor nichts. Er klingelte, aber nichts geschah. Als ich die Klinke niederdrückte, stellte sich heraus, dass die Haustür nicht abgeschlossen war. Wir kamen in ein dunkles Treppenhaus und gingendie Treppen hinauf. Ich fand nirgendwo einen Lichtschalter, und wir tappten nahezu im Dunkeln nach oben. Zwei Wohnungen befanden sich im dritten Stock, und an der Tür der einen sahen wir im Dämmerlicht den Namen »Klotz«. Der Professor klopfte erneut, und wir hörten von drinnen ein Geräusch. Einen Augenblick später wurde die Tür von einem Mann geöffnet, der sicherlich auf die achtzig zuging.
    »Was wollen Sie?«, fragte er mit heiserer Stimme und sah uns forschend an.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte der Professor in seinem exzellenten Deutsch und zeigte sich genauso redegewandt wie zuvor bei der alten Frau. »Wir haben unten versucht zu klingeln, aber ohne Erfolg.«
    »Die Klingel ist kaputt«, sagte der Mann, »und zwar seit vielen Jahren. Hier gibt es niemanden, der sie reparieren könnte.«
    Der Mann trug eine Strickjacke und hatte Filzpantoffeln an den Füßen. Er bestätigte uns, dass er Henning Klotz war und vor dem Krieg ein Antiquariat am Kurfürstendamm besessen hatte. »Tja, so war das damals, da hatten die Bücher noch einen Wert. Ich weiß nicht, ob das immer noch der Fall ist«, seufzte er. »Was hat heute schon noch einen Wert?«
    »Können Sie sich an einen deutschen Büchersammler vor und im Krieg erinnern, der Erich von Orlepp hieß?«, fragte der Professor. »Er hat in großem Stil gesammelt, soweit ich weiß.«
    Henning Klotz musterte uns wieder erstaunt. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er misstrauisch und schien jederzeit bereit, uns die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    »Wir versuchen, Geschäften auf die Spur zu kommen, die von Orlepp am Ende des Kriegs getätigt hat«, sagte der Professor.
    »Geschäfte mit Büchern?«, fragte der alte Antiquariatshändler, und der Spalt in der Tür verkleinerte sich.
    »Er besaß eine sehr große Sammlung, aus der er gegen Ende des Kriegs vieles versucht hat zu verkaufen.«
    »Mit mir hat er keine Geschäfte gemacht«, erklärte Henning Klotz. »Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Mein Antiquariat wurde ausgebombt, alles ist verbrannt, und dabei sind viele wertvolle Exemplare draufgegangen. Ich habe von diesem Mann gehört, er sammelte Bücher und war Okkultist. Waren nicht alte nordische Schriften sein Hauptsammelgebiet?«
    »So ist es«, sagte der Professor.
    »Woher kommen Sie?«, fragte Klotz.
    »Wir kommen aus Island«, antwortete der

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