Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
sich mit Therons Lebensgeschichte auskennt.« Er wandte sich an Baden. »Wie lange werden wir unterwegs sein?«
Baden zögerte und stellte im Kopf Berechnungen an. »Ich erwarte, dass Jessamyn dafür sorgen wird, dass wir Pferde haben«, meinte er schließlich, »und in diesem Fall wird es ein wenig länger als zwei Wochen dauern.«
»Pferde?«, fragte Jaryd, und er konnte seinen Schrecken nicht verbergen. »Wir werden reiten?«
»Es wäre ein sehr langer Fußweg, Jaryd«, erwiderte Baden heiter. »Und unsere Mission ist recht dringend.«
»Gibt es da ein Problem, Jaryd?«, fragte Trahn mit einem unterdrückten Grinsen. »Hast du etwas gegen Pferde?«
»Nein«, erwiderte Jaryd verlegen. »Pferde sind schon in Ordnung.« Er zögerte. »Die Wahrheit ist«, gab er resigniert zu, »ich bin nie viel geritten, und ich fühle mich in der Nähe von großen Tieren nicht sonderlich wohl.«
Baden schüttelte den Kopf. »Erstaunlich«, meinte er mit vor Ironie triefender Stimme. »Wir ziehen zu Therons Hain, und er macht sich wegen eines Pferds Gedanken.«
Die anderen lachten, und einen Augenblick später schloss Jaryd sich ihnen an.
»Ganz ehrlich, Jaryd«, sagte Trahn schließlich, »du hast von einem Pferd nichts zu befürchten. Ich reite, seit ich ein Junge war, und ich bringe es dir gerne bei.« Jaryd lächelte den Falkenmagier dankbar an und nickte. In diesem Augenblick kehrte Jessamyn an ihren Platz am Kopf des Tisches zurück und eröffnete die Sitzung wieder. Trahn und Sartol begaben sich schnell auf die andere Seite des Tisches, und Jaryd und Alayna gingen zusammen zu ihren Plätzen.
»Das war eine interessante Begegnung«, bemerkte Alayna leise.
»Trahn und Sartol?«, fragte Jaryd.
Sie nickte.
»Ja, das war es«, stimmte er zu. Er dachte daran, mehr zu sagen, vielleicht Trahns Bemerkungen über Sartol vor zwei Abenden zu wiederholen. Aber dann fiel ihm ein, dass Alayna Sartols Schülerin gewesen war, und er ließ es lieber bleiben.
Der Rest des Nachmittags verlief erheblich ereignisloser als die erste Hälfte des Tages. Jessamyn verbrachte viel Zeit damit, die Verantwortung für die Vorbereitungen zu delegieren und einen Plan für den nächsten Tag zu machen. Sie kümmerte sich auch um viele der zeremoniellen Angelegenheiten, die sie am Vortag verschoben hatte. Das alles dauerte den Rest des Nachmittags, und als sich die Magier schließlich vertagten, war das Tageslicht, das durch die Fenster fiel, der Dämmerung gewichen. Jaryd fühlte sich schlaff und erschöpft, als er mit Trahn und Baden zum Adlerhorst zurückkehrte.
Alayna hatte sich Sartol angeschlossen und mit ihm zusammen die Große Halle beinahe sofort verlassen, nachdem Jessamyn die Sitzung beendet hatte. Jaryd hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, mit ihr zu sprechen. Und nun, als er mit seinen Begleitern durch die Straße und Gassen ging, dachte Jaryd wieder über seine kurzen Gespräche mit der schönen Falkenmagierin nach und fragte sich, was sie wohl von ihm hielt. Manchmal kam sie ihm so hochmütig, beinahe feindselig vor, dass er glaubte, sie würde ihn verachten. Aber manchmal, wenn er sie ansah und feststellte, dass sie ihn wieder beobachtete, oder wenn sie ein Lächeln teilten, spürte Jaryd eine Verbindung und eine Verwandtschaft mit ihr, die nicht durch ihre kurze Bekanntschaft ...
Bekanntschaft?, fragte sich Jaryd. Sie waren keine Freunde, noch nicht. Und zweifellos waren sie nicht ineinander verliebt. Also was sonst? Jaryd lächelte in sich hinein und schüttelte den Kopf. Wir sind gar nichts, sagte er sich. Zumindest nicht im Augenblick.
Trahn und Baden hatten sich unterwegs miteinander unterhalten. Aber nun beugte Trahn sich ein wenig vor und schaute Jaryd an. »Unser Freund hier ist so nachdenklich«, sagte er zu Baden.
»Siehst du es denn nicht, Trahn?«, fragte Baden ernst. »Unser Freund ist berauscht.«
»Berauscht?«, wiederholte Trahn. Und dann kniff er die blitzenden Augen zu einem tückischen Blick zusammen. »Alayna?«
»Alayna«, bestätigte Baden.
»Habt ihr beiden eigentlich keine wichtigeren Gesprächsthemen?«, fragte Jaryd gereizt.
»Wichtiger? Zweifellos«, meinte Baden grinsend. »Aber nicht halb so unterhaltsam.«
Jaryd verdrehte die Augen und stöhnte.
»Sie ist etwas ganz Besonderes, Jaryd«, sagte Trahn freundlich. »Ich verstehe, warum du sie attraktiv findest. Und«, fügte er mit einem Blick zu Baden hinzu, »ich finde es interessant, dass ihr euch beide an Amarids Falken gebunden habt.
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