Coffee, Love & Sugar - Roman
auch nicht besonders, aus meinem brüderlichen Paradies am Ocean Beach von einem großen, kräftigen Nicaraguaner verschleppt zu werden, der mich auf der Heimfahrt noch nicht mal ein paar Donuts kaufen ließ.
Im Auto hat er dann außerdem noch auf mich eingeredet, wie ich meinen Eltern nur immer wieder das Herz brechen konnte.
Sehr oft, wie Fernando weiß.
»Bist du nun zufrieden, Cyd Charisse?«, fragte Nancy, als Josh und Ash in der Diele schreiend hintereinander herjagten. »Im Haus herrscht Chaos und du bist mal wieder der Grund dafür.«
Äh, entschuldige, aber wenn man mich in Ruhe Chez Love Brothers gelassen hätte, dann hätte diese so genannte Chaosszene mitten in der Nacht nie stattgefunden.
»Ich habe vor, mich rechtlich zu emanzipieren«, gab ich bekannt. Ich bin jetzt sechzehn, und es ist an der Zeit, ernsthaft miteinander zu reden, wie Erwachsene. »Du kannst morgen früh mit einem Anruf von meinem Anwalt rechnen.«
Ich spazierte die ersten Stufen hinauf, als ich spürte, wie Nancy von hinten heftig an meinem Pullover zog, um mich wieder nach unten zu zerren.
»Das könnte vor Gericht als Kindesmisshandlung ausgelegt werden!«, fauchte ich sie an.
Nancys Gesicht war fleckig und zornig, als ich mich umdrehte und sie ansah. »Ich werde dein freches Mundwerk nicht länger dulden«, sagte sie und versuchte, ruhig zu bleiben.
»Kleiner Teufelsbraten«, rief Sid aus dem Arbeitszimmer. »Hierher! Sofort!«
Ich wandte mich von Nancy ab, die mir ins Arbeitszimmer folgte.
Leila erschien und brachte meine Halbgeschwister zurück ins Bett. Sie warf mir einen hasserfüllten Blick zu und für einen Moment hatte ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Leila hasst es, mitten in der Nacht geweckt zu werden. Es fällt ihr schwer, wieder einzuschlafen. Ich nahm mir fest vor, Leila einen Tee ans Bett zu bringen, wenn ich die Angelegenheit mit Sid und Nancy erledigt hatte. Ich hielt einen Tee-Service am Bett von einer richtigen Halb-Kellnerin, wie ich es war, für das Mindeste, was ich für Leila tun konnte.
Ich stand vor Sid, der einen seidenen Hausmantel trug, während er seine edle Zigarre rauchte. Ich konnte seinen Stil nur bewundern.
Er blickte mich mit so enttäuschten Augen an, dass ich wegsehen musste. Ich schaute auf das Bücherregal hinter ihm, auf dem seine ganzen liebsten Erinnerungsstücke standen: eingerahmte Fotos von mir, Josh und Ash, sein Baseballhandschuh vom College und die Trophäe, die wir zusammen vor ein paar Jahren beim Vater-Tochter-Sackhüpfen seiner Firma gewonnen hatten. Neben der Trophäe lag der Baseball, mit dem wir immer zusammen gespielt hatten, als ich noch klein war und mich gerade an das neue Zuhause in San Francisco gewöhnte, bevor Josh und Ash geboren wurden. Damals kam Sid-Dad immer zeitig von der Arbeit nach Hause, um mit mir Ball zu spielen und zusammen mit mir Bücher zu lesen. Als ich später in der Kinderliga spielte, hat er mich von Fernando nach der Schule manchmal in sein Büro bringen lassen und dann gingen Sid-Dad und ich rüber in den Park in der Nähe seines Büros und spielten ein bisschen Baseball. Du wirfst wie ein Mädchen, zog er mich immer auf. Und ich erinnerte ihn dann immer daran, ich bin ein Mädchen.
»Pa ...«, begann ich, aber er unterbrach mich augenblicklich.
»Setz dich«, sagte er.
Als ich zögerte, befahl er: » Sofort !«, und mein Hintern hüpfte auf das Ledersofa.
Nancy stand in der Tür, putzte sich mit einem Taschentuch die Nase und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
»Ich verstehe nicht, was so schlimm sein soll«, sagte ich.
»Das stimmt, das tust du nicht«, sagte Sid. »Aber es ist allerdings schlimm, die Nacht bei diesem Jungen zu verbringen.«
»Aber wir hatten doch noch nicht mal Sex«, protestierte ich. Man kann auch zu mitteilsam sein.
Sid-Dad hat so gut wie keine Haare mehr, daher sieht man sehr genau, wenn er errötet. Für Halbtöchter, die wie Mädchen werfen, ist nicht vorgesehen, dass sie erwachsen werden und Sex haben.
Sid sah mir nicht in die Augen, als er sagte: »Du warst ohne Erlaubnis unterwegs und hattest deiner Mutter versprochen, um elf zu Hause zu sein. Du hast das neue Vertrauen, das wir dir entgegengebracht haben, missbraucht und nichts als Verachtung für unseren guten Glauben in dich gezeigt.«
Guter Glaube, hä? Ich schlug die Beine übereinander und schlenkerte mit dem Fuß, bevor ich verkündete: »Ich habe dort schon öfter übernachtet und ihr habt es nie gemerkt und es hat euch auch nie
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