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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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lächelte.
    »Nee«, entgegnete ich. »Ich komm nur aus Cali, wo man lockerer drauf ist.«
    »Ist das so?«, fragte Traum-Chauffeur Luis (Fernando, schreib mit!).
    Meine deduktive Schlussfolgerungsfähigkeit setzte ein und ich sagte: »Angenommen, du musst mich aus irgendeinem Grund mitten in der Nacht abholen, okay, und –«
    »O je, hast du jetzt schon Ärger?«
    »Habe ich ganz sicher nicht. Du hast mich nicht ausreden lassen. Angenommen, du musst mich mitten in der Nacht abholen, würdest du anhalten, um Donuts zu kaufen, wenn ich dich darum bitte?«
    Luis dachte kurz darüber nach und fragte: »Krispy Kremes oder Dunkin’ Donuts?«
    »Egal«, sagte ich, obwohl die richtige Antwort Dunkin’ Donuts gewesen wäre.
    »Krispy Kremes, ja. Dunkin’ Donuts, nein.«
    Über Geschmack lässt sich nicht streiten, wie Nancy immer sagt.
    Aber ich mochte Luis trotzdem total. Ich beäugte seinen sexy Muskel-Mania-Bizeps in dem verschwitzten T-Shirt und fragte mich, ob noch eine Steigerung möglich war.
    »Wieso ist es denn hier so heiß?«, fragte ich und beugte mich vor, um die Klimaanlage aufzudrehen.
    »Ist August! Was denkst du denn?«
    »Ich hatte nicht gedacht, dass ich schwitzen muss«, sagte ich. »In San Francisco muss man im Sommer eine Winterjacke anziehen.«
    »Hör auf!«, sagte Luis.
    »Das stimmt.« Ich nickte.
    Als wir in die Stadt kamen, war ich erstaunt, dass ich mich überhaupt nicht daran erinnern konnte. Ich war in New York geboren, aber als ich diese riesengroßen Wolkenkratzer sah, fühlte es sich nicht wie eine Heimkehr an. Die Skyline sah aus wie von einem verrückten Science-Fiction-Königreich.
    »Hat dir Frank von mir erzählt?«, fragte ich Luis.
    »Nein«, sagte Luis. »Er hat mir nur deine Ankunftszeit gesagt.«
    Ich hatte das Gefühl, Luis war es gewohnt, Frank nicht nach persönlichen Details zu fragen.
    »Tja, ich bin nicht seine Nichte«, erklärte ich.
    »Im Ernst?« Luis lachte.
    Ich hatte mir irgendwie immer vorgestellt, dass Frank in einer großen Villa draußen auf dem Land wohnen würde, mit einem großen Hund, der auf uralte Teppiche sabberte, und mit eingerahmten Fotos von Rhonda und Daniel überall auf den Tischen und an den Wänden. Fotos, die sie als Babys mit vorstehenden Häschenzähnen zeigten bis zu ihrem Highschool-Abschluss mit furchtbaren Frisuren und breitem Grinsen. Vielleicht gab es im Wohnzimmer eine Wand mit Kreidestrichen, an denen man sehen konnte, wie viel Rhonda und Daniel jedes Jahr gewachsen waren. Solche Striche wie Ash, Josh und ich in einer Kammer im Kellergeschoss gemacht hatten, weil Nancy ausrasten würde, wenn wir die nach allen Regeln der Inneneinrichtung gestalteten Wände eine Treppe höher auch nur anfassen würden.
    Ich war daher erstaunt, in einer Eigentumswohnung in der Upper East Side von Manhattan anzukommen, die wie die totale Junggesellenbude aussah.
    In der Wohnung gab es zwei Schlafzimmer, zwei große Esszimmer und ein Wohnzimmer mit Blick auf den Central Park, aber die Möbel waren alle aus Leder, einheitlich und neu. Ich hatte gehofft, ich würde in Rhondas altem Zimmer schlafen und könnte in ihren alten Jahrbüchern stöbern und ihr Tagebuch lesen oder so was, doch stattdessen brachte mich Luis in das Gästeschlafzimmer, das so viel Ambiente wie ein Glas Milch hatte. Und was soll man mit purer Milch ohne einen Schuss Espresso anfangen? Das Mobiliar, das aussah wie in einem Hotel, brauchte dringend einen Tupfer Leopardenmuster. Auf einmal erschien Alcatraz im Vergleich zu der Gesellschaftssuite von Echt-Dad wie ein Erholungsort.
    »Im Wohnzimmer ist ein großer Fernseher«, bot Luis an. Ich glaube, er merkte, wie enttäuscht ich von der kühlen Eigentumswohnung war, die in der siebenundzwanzigsten Etage in den Himmel ragte.
    »Ich mag kein Fernsehen«, sagte ich.
    »Hast du nicht gesagt, du bist sechzehn?«, fragte Luis, worauf ich am liebsten geantwortet hätte: Nicht zu jung für dich!, aber ich nickte nur.
    »Magst du nicht diese Fernsehserien mit Mädchen, die hexen und so was?«, fuhr Luis fort.
    »Welche Serien?«, fragte ich.
    Luis schaute mich argwöhnisch an und fragte: »Womit füttern sie dich in San Francisco?«
    »Mit Essen«, antwortete ich. Irgendwas Asiatisches mit Blanko, Schokolade mit Sugar Pie, schwarzen Kaffee für Fernando, Cremetörtchen für Ash und Gummibärchen für Josh, Martinis und Steaks für Sid-Dad und für Nancy die guten alten LifeSavers.
    In meiner Helen-Keller-Kommune hatte ich mir ausgemalt, dass mein

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