Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
tauchte ihre rote Wand in ein dunkles Lila. Da sie die Vorhänge nicht geschlossen hatte, drehte sie sich beiseite, da sie zu müde war, ein weiteres Mal aufzustehen. Die Musik, die sie noch leise wahrnahm, ließ sie entspannt einschlafen.
Der Sonntag ging schnell vorbei. Lilly putzte mit ihrer Mutter die untere Etage, strich einige Wände, rollte Teppiche aus, räumte wertvolle Erinnerungen in die Schränke. Gemeinsam mit ihrer Mutter kochten beide für `ihre Männer´, die zusammen Möbel aufbauten und draußen das Holz abschliffen und so von Moos befreiten.
Erschöpft sank Lilly am Abend in ihr Bett, wollte noch etwas lesen, E-Mails checken. Es war erst kurz nach 19 Uhr, also noch genug Zeit, sich einen schönen Abend zu machen. Eingekuschelt in ihrer Bettdecke, mit einer heißen Tasse Kamillentee auf ihrem Nachttisch, surfte sie im Internet. Neben ihr lag der Zettel mit Bens E-Mail-Adresse. Sollte sie ihm jetzt schon schreiben? Einfach mal „Hallo“ sagen? Oder lieber doch noch warten? Was sollte sie ihm schon erzählen? Also würde sie ihm erst morgen schreiben. Nach ihrem ersten Tag an der neuen Schule gäbe es sicher einiges, was sie Ben schreiben könnte. Lilly entschloss sich auch, Violine zu spielen, es aufzunehmen und an die E-Mail anzuhängen, so dass er es sich bei Bedarf jederzeit anhören konnte. Brian Cooper hatte ihr immer noch nicht geschrieben. „Vollidiot!“
Auf der anderen Seite verständlich. Sie wohnte nun viel zu weit weg. Selbst wenn er ihr schreiben würde, was wäre dann? Sie könnten sich eh nicht mehr sehen. Wütend klappte sie ihren Laptop zu, um sich wieder ihrem Buch zu widmen. Entspannt blätterte sie darin, fand schnell die Stelle, wo sie gestern aufgehört hatte zu lesen. Ihr Wecker war auf sieben Uhr gestellt, denn sie brauchte nur etwa fünf Minuten mit dem Fahrrad zu ihrer Schule, so dass sogar noch ein Frühstück in ihrem neuen Zeitplan drin war. In New York musste sie um 5:30 Uhr aufstehen und um 6:20 Uhr das Haus verlassen, mehrmals umsteigen und hoffen, keinen Bus und keine U-Bahn zu verpassen.
Nachdem sie eine Weile gelesen und das Buch dann weggelegt hatte, schlief sie ein. Sie hörte nicht, dass erneut jemand Klavier spielte.
Ausgeschlafen und voller Enthusiasmus schloss sie ihr Fahrrad an ihrer neuen Schule ab, zupfte hier und da an ihrer Kleidung, um möglichst gut auszusehen und ja einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Lilly atmete tief ein und betrat das Schulgebäude.
Die Schüler wirkten gelassen, schienen Lilly gar nicht als neue Schülerin wahrzunehmen. Aber das war besser, als ungewollt im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen, dachte Lilly. Niemand prügelte sich. Es gab keine Mädchengruppen, die jeden Tag aufs Neue versuchten, ihre Rocklänge weiter zu verkürzen. Alle sahen hier normal aus, was Lilly erleichterte. Nun gut, als sie die Schule betrat, standen da schon ein paar Mädchen, die sich schminkten und Jungs, die ihnen sabbernd nachsahen. Aber was wäre das für eine Schule, wenn es solche Mädchen nicht auch hier gab? Jedoch waren es nur wenige im Gegensatz zu ihrer New Yorker Schule.
Lilly fragte sich bis zum Büro des Schuldirektors durch, wo sie freundlich empfangen wurde.
„ Ah, Elisabetta Hawk. Wundervoll. Sehr pünktlich!“ Mr. Peterson schüttelte freundlich ihre Hand und ging mit ihr in sein Büro, ließ Mr. Stone, den zukünftigen Klassenlehrer von Lilly, von seiner Sekretärin rufen, so dass dieser gleich hinzukam.
„ Du bist also Elisabetta. Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Mr. Stone.“ Er reichte ihr seine Hand, die Lilly freundlich lächelnd entgegennahm.
„ Ich freue mich auch, vielen Dank“, entgegnete sie schüchtern. Einen Lehrer hatte sie sich eigentlich anders vorgestellt. Aber Mr. Stone war noch recht jung. Vielleicht Ende Zwanzig, mit braunem, lockigem Haar und einem sympathischen Lächeln, das eine Reihe strahlend weißer Zähne offenbarte. Ihr Klassenlehrer in New York war gefühlte Achtzig und ihr in jeder Hinsicht unsympathisch gewesen.
„ Okay, Elisabetta. Du warst also vorher in New York? Das ist sicher eine große Veränderung für dich. Wie viele Schüler wart ihr dort in der Klasse?“
„ Wir waren mit siebenundzwanzig Schülern eine der kleinsten Klassen“, antwortete Lilly ihm.
Mr. Stone lehnte sich in dem Stuhl, in dem er Platz genommen hatte, zurück und schlug ein Bein über das andere.
„ Dann wirst du sicher überrascht sein, denn hier haben wir zurzeit nur
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