Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
hast gesagt, wenn du ein Mensch wärst, dann …“
„ Ja, wenn. Aber es ist nicht so, also bringt es auch nichts, weiter darüber nachzudenken. Ich hätte nicht mit dir tanzen dürfen. Das war eine dumme Idee von mir.“ Caleb lief ein paar Schritte hin und her, schaute in den Himmel.
„ Ich gehe bereits seit einigen Monaten regelmäßig aus. Immer mal wieder in die Disco oder in Bars. Mal wieder unter Menschen sein. Feiern. Tanzen. Flirten. Ich wollte mich fühlen, wie sich ein 21jähriger nun mal fühlt. Auch wenn ich jetzt bereits seit sieben Jahren ein Vampir bin, bin ich trotzdem noch jung. Ich habe mein Leben noch gar nicht gelebt und nun ist alles vorbei. Ich kann nicht arbeiten gehen. Nicht mehr an den Strand gehen, mich sonnen und auf den Wellen reiten. Nicht mehr ins Kino gehen oder mal kurz in den Supermarkt, um dort etwas zu essen zu kaufen. Ich sehe ständig die gleichen Leute um mich herum. Sicher … Carsey und Ethienne und auch die anderen sind nett. Sie sind beinahe wie Geschwister für mich, da wir uns schon eine Weile kennen, aber … Ich werde niemals eine Familie gründen können. Menschen … Freunde von damals, sind bereits verheiratet, haben Kinder bekommen. Haben einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Sie leben ihr Leben, während ich nur darauf warten kann, dass die nächste Blutlieferung kommt und ich meinen Durst stillen kann.“ Caleb schwieg.
„ Du fragst dich sicher, warum ich dir das erzähle?“
Lilly schaute ihn unsicher an. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Denn all das, was er aufzählte, konnte und wollte sie noch durchleben und Caleb? Für ihn war es vorbei. Als ob er richtig gestorben wäre.
„ Genieße dein Leben. Geh‘ feiern, treff‘ dich mit deinen Freunden. Sei fleißig in der Schule, damit du später einen guten Beruf ausüben kannst, der dir Spaß macht. Gründe eine Familie. Genieße jeden Bissen Schokolade. Fleisch. Obst. Gemüse. Lerne neue Menschen kennen. Fühle dich frei. Wenn du bei mir bist, bist du gefangen. Für immer und ewig. Es ist ein wahr gewordener Alptraum. Dir bleibt nichts, außer Durst nach Blut und die sehnsüchtige Erinnerung an das Leben, das du mal geführt hast.“ Mit ruhigen Schritten ging er auf Lilly zu, die nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte.
„ Ich habe dich geküsst, weil ich in diesem Moment vergessen konnte, was ich bin. Für einen kurzen Moment, an den ich mich noch sehr lange erinnern werde, war ich wieder ein Mensch. Da war ich der Caleb, der gerne am Wochenende mit seinen Jungs um die Häuser zog. Der sich nie Gedanken darum machen musste, was er am nächsten Tag erleben könnte. Denn es gab immer etwas Neues. Jetzt ist jeder Tag gleich.“ Er stoppte kurz.
„ Und wenn du dann plötzlich vor meinem Haus stehst, mit mir reden willst und ich deinen Duft einatme, dein Blut rieche … dann macht mich das verrückt, da ich dich am liebsten …“, Caleb hob seine Hand, berührte Lilly beinahe, doch stoppte er, kurz bevor seine Fingerspitzen ihre Haut berührten.
„ Und das ist nicht gut.“ So ballte er seine Hand zu einer Faust und ging rückwärts von ihr weg.
„ Also … auch wenn der Warm Shelter wieder eine Störung hat, bleib‘ wo du bist.“
Seine Worte klangen so endgültig, so final. Aus und vorbei. Lilly verlor nun doch den Kampf gegen die Tränen.
Für einen kurzen Moment glaubte sie sogar, dass es gut wäre, von ihm gebissen zu werden. Sie fühlte sich schuldig, wollte ihm helfen, aus seiner Einsamkeit herauszukommen.
„ Und … wenn ich dir helfe zu träumen?“, fragte sie ihn, was Caleb dazu bewegte, stehen zu bleiben.
Ihre Blicke trafen sich erneut. Lillys Augen waren gefüllt von Tränen, doch ein Hauch von Hoffnung lag in ihnen, was Caleb unsicher werden ließ. Aber er verschwand im nächsten Augenblick, ohne Lilly noch ein weiteres Wort zu schenken. Lilly schaute sich um, hoffte, dass Caleb vielleicht hinter ihr stehen würde. Doch er war fort und sie wusste, dass dies ihre letzte Begegnung mit ihm gewesen war.
„ Ich wollte dich doch noch etwas fragen …“, schluchzte Lilly, die sich ihre Tränen von den Wangen wischte und sich weiter umsah. Vielleicht war er ja noch irgendwo hier in der Nähe, beobachtete sie, konnte sie noch hören?
„ Deine Selbstentzündung … Hast du … geübt?“, flüsterte Lilly, bekam aber keine Antwort.
„ Du bist besser geworden. Als ob du geübt hättest …“, kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen, bevor sie durch die Terrassentür zurück
Weitere Kostenlose Bücher