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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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ein Anbausubstitutionsprojekt.«
    Der Fahrer lachte. »Ja, nicht wahr?«
    Der Hauptmann warf Siri einen finsteren Blick zu, was diesen jedoch nicht vom Grinsen abhielt. Er grinste und grinste, bis mit einem Mal ein großer schwarzer Schatten mit einem dumpfen Schlag gegen die Windschutzscheibe krachte. Der Schatten flatterte gegen das Glas und flog über das Dach des Führerhauses davon. Siri und der Hauptmann beschirmten die Augen, aber der Fahrer schien daran gewöhnt zu sein.
    »Verfluchtes Mistvieh.«
    »Was war denn das?«
    »Krähen, Doktor. Die machen sich einen Spaß daraus, über unsere Transporter herzufal en.«

    »Krähen? Aber die findet man doch sonst nur in Städten. Ratten mit Flügeln, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich habe keine Ahnung von Vögeln. Mit Fischen kenne ich mich aus, aber…«Wieder flog die Krähe eine Attacke, diesmal auf das Seitenfenster, wo der Hauptmann nach ihr schlug. Er hatte al e Mühe, das Fenster zu schließen, während der aggressive Vogel blindwütig auf seine Hand einhackte, bis Blut kam.
    »Scheiße!«
    Siri half, ihn abzuwehren, bis das Fenster schließlich oben und der Vogel in den Bäumen verschwunden war. Der Fahrer kurbelte das andere Fenster hoch.
    »So aufgekratzt habe ich die Viecher noch nie erlebt. Muss an der Tageszeit liegen. Wissen Sie, ich sage Krähen, Plural, dabei ist es, glaube ich, nur eine.
    Diese braune Brustzeichnung kommt mir bekannt vor. Den Burschen habe ich schon mal gesehen.«
    Der Hauptmann saugte an seinem blutigen Handgelenk und murmelte halblaut vor sich hin. Siri suchte in seiner Tasche nach einem Antiseptikum.
    »Sol ich mir das mal ansehen?«
    »Da gibt es nichts zu sehen.« Und das meinte er durchaus wörtlich. Er hielt die Hand hoch, und trotz des Blutes, das sie gesehen hatten, war daran kein Kratzer.
    Der Fahrer stieß einen Pfiff aus. »Komisch.«
    Kurz vor der Dorfeinfahrt trafen sie auf einen Posten der Armee. Die Wache winkte sie durch. Die Straße mündete auf eine Lichtung, wo sich rechts und links eines kleinen Baches dreißig bis vierzig Bambushütten drängten.
    Schmale Pfade liefen in al e Himmelsrichtungen, und an jeder Kreuzung stand eine winzige Brücke, die selbst für ein Kind zu klein war. Die neueren Exemplare waren mit Blumen und Räucherstäbchen geschmückt. Die Älteren hatte man erst sich selbst, dann dem Verfal überlassen. Der Fahrer bemerkte Siris Verwirrung.
    »Über die Brücken sol en die verlorenen Seelen in ihren Körper zurückfinden.« Er lachte.

    »Heiden«, brummte der Hauptmann. Um sämtliche Bäume am Wegesrand waren bunte und weiße Tücher geschlungen. Vor vielen von ihnen standen Tabletts mit Opfergaben oder lagen kleine Steinhaufen. Siri fand das al es recht charmant und fühlte sich an irgendetwas erinnert, auch wenn er nicht genau wusste, woran.
    Zwei weitere bewaffnete Soldaten kamen auf den Laster zu. Die Armee schien sehr um die Sicherheit der Einwohner von Meyu Bo besorgt zu sein.
    Der eine Soldat meldete dem Hauptquartier per Walkie-Talkie, dass Siri eingetroffen sei.
    Ein halbes Dutzend Dorfälteste waren zu einem Empfangskomitee zusammengetrieben worden, für den hohen Gast aus der Hauptstadt, von dem sie nichts wissen wol ten. Sie sol ten ein paar Schritte abseits warten, bis man sie aufforderte, den Besucher herzlich wil kommen zu heißen.
    »Mit ihren Manieren ist es nicht weit her«, erklärte der Hauptmann, nachdem sie ausgestiegen waren. »Kulturloses Pack.«
    Eine der Wachen brachte Siri zu den Ältesten, die ratlos umherstanden und wie Schulkinder ihre Zehen zählten. Sie wussten, dass sie nur sprechen durften, wenn sie angesprochen wurden.
    »Älteste von Meyu Bo, das ist Dr. Siri Paiboun.«
    Trotz ihres Ranges legten die vier Männer und zwei Frauen die Handflächen aneinander und hoben sie hoch vor ihr Gesicht, wie die Armee es ihnen aufgetragen hatte. Sie waren erstaunt, als Siri den Nop erwiderte, indem er die Hände noch höher hob und sich noch tiefer verbeugte. Jetzt erst schauten sie ihn an, und da sahen sie es. Sie al e sahen es. Sie waren wie gebannt vom Anblick des kleinen Doktors, der da vor ihnen stand.
    Die Ältesten blickten einander fragend an. Waren sie tatsächlich al e Zeugen desselben Wunders? Siri und den Soldaten wurde langsam unbehaglich zumute. Der Hauptmann ergriff das Wort.
    »Ihr steht da wie die Wasserbüffel. Habt ihr eurem Gast denn nichts zu sagen?«
    Wieder machte sich betretenes Schweigen breit, bis Tshaj, der Häuptling des Dorfes, zögernd

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