Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
andere, denen gegenüber wir verpflichtet sind, vor ein Ultimatum gestellt wurden.«
Hatcher gelang es gerade noch, nicht gequält das Gesicht zu verziehen. Das präzise, akzentfreie Englisch des Marschalls ließ seine fast tonlos hervorgebrachten Worte nur noch weniger vielversprechend klingen. Gleichzeitig jedoch gaben diese Worte Hatcher eine Richtung vor, in der er argumentieren könnte, um den Marschall zu überzeugen. Er sprang ins kalte Wasser, bevor er sich noch aus Gründen der Vorsicht für eine andere Taktik entscheiden konnte.
»Also gut, Marschall Tsien, ich akzeptiere Ihre Wortwahl. Tatsächlich stimme ich Ihnen sogar in Ihrer Bewertung der Lage zu.« Er glaubte, im Blick seines Gegenübers einen Funken Überraschung bemerkt zu haben, und sprach mit ruhiger Stimme sofort weiter. »Aber wir gehören dem Militär an. Wir wissen, was geschehen kann, wenn dieses Ultimatum abläuft, und, so hoffe ich doch, wir sind alle realistisch genug, die Wahrheit zu akzeptieren, so wenig sie uns auch erträglich erscheinen mag, und unser Bestes zu tun, damit zu leben.«
»Ich bitte um Verzeihung, General Hatcher«, erwiderte Tsien, »aber die Wahrheit, die sich Ihre Länder gezwungen sehen, anzuerkennen, erscheint mir doch ein wenig erträglicher zu sein, als die Wahrheit, die Sie uns oder unseren Verbündeten anbieten. Unseren asiatischen Verbündeten. Ich sehe hier einen Amerikaner, einen ConEuropäer, einen Russen – ich sehe keinen Chinesen, keinen Koreaner, keinen Thai, keinen Kambodschaner, keinen Malayen. Ich sehe nicht einmal einen Ihrer Japaner.« Beredt zuckte er mit den Schultern.
»Nein, das tun Sie nicht – noch nicht«, gab Hatcher mit ruhiger Stimme zurück, und Tsiens Blick wurde noch schärfer. »Allerdings wird sich General Tama, der Imperiale Stabschef Japans, uns anschließen, sobald er seine derzeitigen Amtsgeschäfte übergeben hat. Das Gleiche gilt für Vizeadmiral Hawter von der Royal Australian Navy. Wir hoffen, dass auch Sie, Marschall, sich uns anschließen und Sie drei weitere Mitglieder dieser Körperschaft nominieren.«
»Drei?« Tsien runzelte leicht die Stirn. Das war mehr, als er erwartet hatte. Das würde bedeuten: vier Mitglieder der Allianz gegen nur fünf der Westmächte. Aber war das genug? Nachdenklich rieb er mit dem Zeigefinger über die Tischplatte. »Das ist kaum eine angemessene Verteilung, wenn man die jeweiligen Bevölkerungszahlen zugrunde legt, und doch …«
Er beendete den Satz nicht, und Hatcher war sofort bereit, in diese Bresche zu springen.
»Wenn Sie die Nationen bedenken, die die Männer, die ich gerade eben erwähnt habe, repräsentieren, dann werden Sie, so bin ich überzeugt, zugeben müssen, dass die Verteilung, wenn man die tatsächliche militärische Macht zugrunde legt, durchaus nicht unangemessen ist.« Erneut erwiderte er bewusst Tsiens Blick und hoffte dabei, der andere könne sehen, wie ernst es ihm war. Der Marschall stimmte ihm nicht zu, doch er widersprach auch nicht, und bedächtig sprach Hatcher weiter.
»Ich darf Sie vielleicht auch noch daran erinnern, Marschall Tsien, dass Sie hier weder einen Vertreter des Radikal-Islamischen Blocks sehen, und ebenso wenig einen Vertreter der Hardliner der Ersten Welt, und das wird auch so bleiben. Sie sagen, wir würden die Westmächte vertreten, und wenn man unsere Geburtsorte dabei in Betracht zieht, dann ist dem auch so. Aber wir sind hier als Repräsentanten von Flottenkapitän Horus in seiner Eigenschaft als Vizegouverneur der Erde, und von den fünf Personen, die ich gerade eben aufgezählt habe, gehörten zuvor nur Marschall Chernikov und General Tama – die beide seit langer Zeit persönliche und familiäre Verbindung zu den Angehörigen des Imperiums haben – bereits zuvor zu den Stabschefs ihrer jeweiligen Nation. Wir sehen uns einer Bedrohung gegenüber, wie sie dieser Planet noch nie zuvor erlebt hat, und unser einziges Ziel besteht darin, auf diese Bedrohung angemessen zu reagieren! Zu diesem Zweck haben wir die ausgetretenen Pfade der üblichen Weisungsketten verlassen, als es darum ging, eine Auswahl zu treffen. Sie sind der ranghöchste Offizier, den wir gebeten haben, sich uns anzuschließen, und ich muss noch einmal betonen, dass wir Sie gebeten haben, sich uns anzuschließen. Wenn es erforderlich sein sollte, dann werden wir – und Sie sind sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass wir auch dazu in der Lage sind – Sie zwingen. Doch was wir ersehnen, ist ein Bündnis mit
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