Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
Wenn du mir genügend von denen mit Implantaten ausstattest, dann kann ich dir noch eine ganze verdammte Dahak bauen!«
Er winkte noch einmal und verlor sich dann in dem Tumult der Baustelle, und Geb lächelte ihm hinterher.
Ich werde langsam zu alt für sowas, dachte Horus, etwa zum dreimillionsten Mal. Er gähnte, dann streckte er sich, stand von seinem Schreibtisch auf und griff nach seiner Tasse Eistee, die auf dem Serviertischchen stand. Koffeinabhängigkeit war wirklich nichts, worauf sich das Imperium eingelassen hatte, doch er war kaum sechzig Jahre alt gewesen, als er hier angekommen war. Ein Leben lang Akkulturation forderte eben ihren Tribut.
Horus ging zu dem Fenster seines Büros hinüber, genau dem White Tower gegenüber, und betrachtete das geschäftige nächtliche Treiben von Shepherd Center. Dass dort dichte Rauchwolken aufstiegen, weil gerade eine Rakete gestartet war, gehörte der Vergangenheit an, doch selbst dieses riesige Rollfeld war fast zu klein für die imperialen Nutzfahrzeuge und die noch größeren Unterlicht-Schiffe – Zerstörer, Kreuzer, Kampfraumer und Transporter –, die dort jetzt dicht an dicht standen. Und das war nur einer der Haupt-Stützpunkte. Zugegebenermaßen war es der größte, aber eben doch nur einer unter vielen.
Die ersten Besatzungsmitglieder, die sich aus Terrageborenen rekrutierten, trainierten jetzt in den Simulatoren. Innerhalb eines Monats sollte er Stammbesatzungen für die meisten der größeren Schiffe zusammen haben, die die Dahak auf der Erde zurückgelassen hatte. In weiteren sechs Monaten müsste er dann auch genug Besatzungsmitglieder haben, um auch die kleineren Schiffe zu bemannen, und auch genug Piloten für die Kampfraumer. Natürlich würde es ihnen an Erfahrung fehlen, aber sie wären dann wenigstens schon einmal da, und Erfahrungen würden sie ganz schnell sammeln.
Vielleicht sogar mehr als schnell genug.
Er seufzte und kehrte mit seinen Gedanken wieder zu seiner momentan Aufgabe zurück. Besorgnis war akzeptabel, Niedergeschlagenheit war es nicht, aber diese ließ sich kaum vermeiden, wenn er an die achtlose, jugendliche Leidenschaft dachte, mit er sich seinerzeit in die Rebellion gegen das Imperium gestürzt hatte.
Das Vierte Imperium war von dem einzigen während des Dritten Imperiums besiedelten Planeten ausgegangen, den die Achuultani übersehen hatten. Das Reich hatte sich der Abwehr eines nächsten Angriffs mit einer Militanz verschrieben, die für terranische Begriffe unvorstellbar war; doch das war sieben Jahrtausende vor Horus Geburt gewesen, und die Achuultani waren nie gekommen. Und vielleicht, ja vielleicht gab es deshalb gar keine Achuultani. Unvorstellbar, das laut auszusprechen. Doch damals, in Horus' Jugend hatte sie der Verdacht einfach nicht mehr losgelassen, hatte an ihnen genagt, und so hatten sie angefangen, der Regierung diese endlosen Forderungen, diese ewige, streng regulierte Vorbereitung auf einen Krieg, der vielleicht niemals kommen würde, immens zu verübeln. Und das erklärte vielleicht auch, warum die Unzufriedenen aus der Besatzung der Dahak sich auf diese Meuterei eingelassen hatten, die sie letztendlich zur Erde gebracht hatten. Eine Erklärung war das vielleicht, eine Rechtfertigung jedoch nicht.
Und hier sind wir nun, dachte Horus und nahm einen Schluck von seinem Eistee und betrachtete den mondlosen Nachthimmel einer Welt, die zu seiner Heimat geworden war.
Hier sind wir und verfügen über die Ressourcen dieses alleinstehenden, primitiven Planeten, und dazu über alles, was wir an imperialer Technologie noch bauen und improvisieren können in der Zeit, die uns noch bleibt, und wir stehen genau dem Schreckgespenst Angesicht zu Angesicht gegenüber, von dem wir alle gedacht haben, es existiere gar nicht mehr!
Sechs Milliarden Menschen. Wie das Gewirr an Schiffen, das er durch sein Fenster erkennen konnte, schien das sehr viel zu sein … zumindest, bis man es mit der unendlichen Anzahl an Feinden verglich, die aus der Tiefe des Weltalls, von den fernen Sternen her, immer näher kamen.
Horus straffte die Schultern und blickte zu den kalten, klaren Lichtpunkten hinauf. Dann war das eben so. Einst hatte er die Raumflotte verraten, deren Uniform er trug, doch jetzt stellte er sich endlich dem uralten Feind seiner Rasse. Er stellte sich ihm nur unzureichend vorbereitet und unzureichend ausgerüstet, doch die menschliche Rasse hatte bereits zwei Angriffe der Achuultani überlebt. Nur um
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