Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
wieder.
»Jetzt hab ich's ganz verloren!«, klagte sie.
»Gut«, kommentierte er. »Wenn das, was deine Scanner erfasst hatten, auf Sichtlinie funktioniert, kann es uns jetzt ebenso wenig orten, wie wir es. Und nur noch mal zu deiner Information, Schwesterherz: ›Unmittelbar hinter dem nächsten Berg‹, wenn Sandy und du das richtig geortet haben, liegt schließlich schon unser Ziel! Was bedeutet: Immerhin können wir jetzt sicher sein, dort irgendetwas vorzufinden, wenn wir ankommen!«
Tamman grinste ihn an, doch Sandy griff mit ihrem Neuralzugang auf Harriets Konsole zu, um die abgespeicherten Scanner-Daten zu analysieren.
»Nicht viel, was, Harry?«
»Nein.« Harriet wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Daten zu. »Aber ich komme da auf mindestens sechs verschiedene Quellen.«
»Richtig. Aber hast du die bei ungefähr null-zwo-eins gesehen?«
»Hm?« Harriet runzelte die Stirn, dann nickte sie. »Viel stärker als die anderen, oder? Und da ist irgendetwas … ach verdammt! Ich wünschte wirklich , wir könnten jetzt auf die Computer der Israel zugreifen! Das erinnert mich an irgendetwas, aber ich komme nicht mehr drauf, an was!«
»Ich auch nicht. Tam?«
Tamman betrachtete die Emissionen mithilfe seines eigenen Neuralzugangs und zuckte mit den Schultern. »Muss leider auch passen. Das meiste davon sieht aus wie einfache Energie-Emissionen; das wären dann also keine Ortungssysteme. Aber der große Brocken da, mit dem verhält es sich anders.« Mit einer Fingerspitze klopfte er sich gegen die Schneidezähne. »Hmm … Wisst ihr was? Das könnte einfach eine Energiezufuhr für eine Orbitalplattform sein. Schaut mal da – seht ihr diese kleinere Energiequelle da im Osten? Das sieht für mich aus wie die Energie-Emission von einer richtig dicken Kondensator-Gruppe, und die größte Emission, die genau da, wird unter Garantie eine Übertragung sein! Vielleicht ein bodenverankertes Funkfeuer für ein System, das Energie in den Orbit überträgt?«
»Könnte sein«, sinnierte Sandy. »Ist schwer vorstellbar, dass ein Funkfeuer nach all der Zeit noch aktiv sein soll, aber du hast schon Recht: Das sieht nach einer Energieübertragung aus. Was auf jeden Fall erklären würde, warum wir es so viel deutlicher empfangen können als all das andere, was unsere Sensoren auffangen – mal abgesehen davon, dass eigenartigerweise da immer noch Energie für irgendeine aktive Anlage sein soll. Stimmt unsere Vermutung trotzdem und da ist wirklich ein Empfänger, dann hätte dieses ›Tal der Verdammten‹ eine aktive Verbindung zu mindestens einem Energiesatelliten! Nur kann ich nicht glauben, dass, selbst wenn es sich nur um passive Solaraufnahme handelt, dieses Quarantäne-System die Energie-Übertragung nicht bemerkt!«
»Wo ist das Problem?«, gab Tamman zurück. »Wenn ihr beiden Recht habt, Harriet und du, dann hält der ›Tempel‹ dieses System nur über auswendig gelernte Phrasen und Befehle aufrecht – also was bitte sollen die denn dann gegen eine solche Energie-Übertragung unternehmen? Und wo wir schon dabei sind: Woher sollen die wissen, worüber sich die ›Stimme‹ tatsächlich auslässt, wenn sie zu ihnen spricht?«
»Genau!« Harriet wickelte sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger und blickte zu ihrem Zwillingsbruder hinüber. »Ich glaube, Tam hat Recht, Sean. Auf jeden Fall ist diese Übertragung hier stetig, es handelt sich also mit Sicherheit nicht um einen immer nur kurz auftretenden Ortungsimpuls. Nichts von dem, was wir hier mit unseren Scannern aufgefangen haben, sieht nach einem solchen Ortungsimpuls aus. Trotzdem würde ich lieber nicht noch näher mit dem Kutter an unseren Zielort herangehen. Wir sollten nicht mehr Scanbild abgeben, als unbedingt notwendig – bis wir uns wirklich sicher sind, was uns in diesem Tal erwartet.«
»Das seh ich genauso. Was hältst du von dem Punkt da vorne als Landeplatz?« Sean deutete auf einen ausgedehnten Felsvorsprung. Dieser war mindestens dreißig Meter breit, bewachsen mit den hier üblichen Gegenstücken zu Gras und Unterholz, doch quer durch die Pflanzen führte eine Linie, wo diese Vegetation deutlich heruntergetreten war. »Das sieht aus wie ein Wildwechsel, der uns genau in die richtige Richtung führt.«
»Wie weit sind wir vom Ziel noch entfernt?«, fragte Tamman.
»Ungefähr vierzig Kilometer, Luftlinie. Keine Ahnung, wie weites zu Fuß ist.«
»Ich find's okay«, gab Tamman seine Zustimmung, Harriet und Sandy nickten nur.
Sean lenkte
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