Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
eilte im Laufschritt die Rampe hinauf.
»Ich habe sie gefunden.«
Alle Anwesenden an Bord des Kutters setzten sich kerzengerade auf und starrten das winzige Hologramm von Brashan an, und der Kamm des Zentauroiden war in sich zusammengesunken. Eine weitere endlose Stunde war vergangen, und selbst die Tatsache, dass das Quarantäne-System in keinerlei Weise reagiert hatte, war bedeutungslos angesichts ihrer Angst um Harry, die immer weiter zunahm, je mehr Sekunden verstrichen.
Auf seinem Sitzpolster richtete auch Brashan sich jetzt auf, und mit seinen holographischen Augen blickte er Sean geradewegs an; seine Stimme war sehr, sehr leise. »Sie liegt im Sterben.«
»Nein«, flüsterte Sean. » Nein , verdammt noch mal!«
»Sie ist etwa sieben Kilometer von eurer aktuellen Position entfernt, auf eins-drei-sieben«, führ Brashan mit der gleichen leisen Stimme fort. »Sie hat eine gebrochene Schulter, eine punktierte Lunge und schwere Kopfverletzungen. Der MediComputer meldet einen Schädelbruch, ein massives Trauma am Auge und zwei subdurale Hämatome. Eines davon sehr groß.«
»Einen Schädelbruch ?« Alle drei Menschen starrten ihn entsetzt an, denn Harriets Knochen waren – ebenso wie ihre eigenen – mit Panzerstahl verstärkt. Doch unter ihrem Entsetzen verbarg sich eisige Furcht. Anders als bei Muskelgewebe und Haut war die physische Erweiterung des Gehirns nur sehr eingeschränkt möglich. Harriets Implantate mochten anderen Blutverlust eindämmen, aber keine Blutungen im Inneren ihres Schädels.
»Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, dass ihr diese Verletzungen gezielt beigebracht wurden,«, erklärte Brashan, und in Seans dunklen Augen flammte jetzt ein entsetzliches Feuer auf. »Ich sage das, weil sie sich derzeit in der Mitte eines kleinen Dorfes aufhält. Ich vermute, dass sie von denjenigen dorthin getragen wurde, die ihr diese Verletzungen beigebracht haben.«
»Diese verdammten Drecks…!«
»Warte, Sean!«, unterbrach Sandy seinen Fluch und machte sich damit zum Zielpunkt seines Zorns. Er wusste, dass es idiotisch war. Nur brauchte sein Zorn dieses Ziel unbedingt – egal welches, und Sandy war nun einmal da. Doch auch wenn in ihren Augen das gleiche tödliche Feuer loderte wie in den seinen, konnte sie im Gegensatz zu ihm immer noch rationale Gedanken fassen.
» Denk doch mal nach , verdammt noch mal!«, fauchte sie. »Irgendjemand muss sie entdeckt haben – und das bedeutet, das sie wahrscheinlich wissen, dass sie aus dem ›Tal der Verdammten‹ gekommen ist!«
Sean sank in seinen Sessel zurück, sein fast wahnsinniger Zorn wich jetzt Panik, als ihm durch den Kopf ging, welches Schicksal die Kirche für all jene vorsah, die sich in dieses ›Tal der Verdammten‹ hineinwagten. Sandy hielt seinem Blick noch einen Augenblick stand, dann schaute sie zu dem Narhani hinüber.
»Du hast gesagt, sie liegt im Sterben, Brashan. Wie schlimm genau sieht es aus?«
»Wenn wir sie nicht innerhalb der nächsten neunzig Minuten auf die Krankenstation der Israel schaffen – allerhöchstem zwei Stunden, ist sie tot.« Brashans Kamm sank noch weiter in sich zusammen. »Selbst jetzt liegt ihre Überlebenswahrscheinlichkeit bestenfalls bei fünfzig Prozent.«
»Wir müssen sie holen«, meinte Tamman heiser, und Sean nickte geradezu krampfartig.
»Genau«, bekräftigte Sandy, doch ihr Blick ruhte schon wieder auf Sean. »Tam hat Recht«, sagte sie leise, »aber wir können nicht einfach da reinspazieren und anfangen, Leute umzubringen!«
»Natürlich können wir das! Diese Dreckskerle sind tot , Sandy! Gottverdammt noch mal, die haben versucht, sie umzubringen!«
»Ich weiß. Aber du weißt auch warum, und ich weiß es ebenfalls!«
»Es ist mir scheißegal , warum!«, tobte er.
»Das sollte es dir aber nicht sein, verdammt noch mal!«, schoss sie zurück, und dieser völlig untypische Ausbruch ließ ihn trotz all seines Zorns innehalten. »Verdammt, Sean, die glauben, sie würden das tun, was Gott von ihnen verlangt! Sie sind unwissend, abergläubisch und zu Tode erschrocken darüber, was Harry getan hat – willst du die wirklich dafür umbringen?«
Er starrte sie an, und blanker Hass stand in seinen Augen. Die Spannung zwischen ihnen knisterte beinahe. Dann senkte er den Blick. Er schämte sich, was sein Bedürfnis, einfach mit Gewalt zu reagieren, verrückterweise nur noch steigerte, doch dann schüttelte er den Kopf.
»Ich weiß.« Jetzt klang ihre Stimme viel
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