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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zähflüssiges, schillerndes Öl rann daran herab, nur Millimeter von ihrer Haut entfernt, und die Lippen des Priesters bewegten sich.
    »Hinfort!«, rief er, und sie zuckte zusammen, denn sie verstand seine Worte. Seine Stimme war schrill, und vor Entsetzen brach sie immer wieder, und er sprach das verschliffene Universal-Imperial der Kirche. »Hinfort, Dämon! Unrein und verflucht, wie du bist, treibe ich dich aus, im Namen des Allerheiligsten!«
     
     
    Stomald schrie den Exorzismus mit aller Kraft seines Glaubens, als das schimmernde Öl den Dämon benetzte. Die Dämonenfrau hielt inne – vielleicht war sie sogar einen Schritt zurückgetreten, er vermochte es nicht genau zu sagen, und in seinem Herzen flammte Hoffnung auf. Doch dann verwandelte sich eben diese Hoffnung in noch viel größeres Entsetzen, denn der Dämon verschwand weder in einem Lichtblitz, noch floh er entsetzt. Stattdessen kam er einen Schritt näher … und die Dämonenfrau lächelte.
    »Hinfort du selbst, du Elender, Armseliger!« In seinem Schädel drehte sich alles, das entsetzliche Dröhnen dieser Dämonenstimme betäubte ihn fast, und sein Verstand musste sich völlig verdunkelt haben: Kein Dämon konnte in der ›Heiligen Zunge‹ sprechen! Zögerlich trat er einen Schritt zurück, die Hand in einer abwehrende Geste gehoben, und die Dämonin lachte. Sie lachte! »Ich komme, um meine Freundin zu holen«, dröhnte sie, »und wehe euch allen, wenn ihr es gewagt habt, ihr ein Leid zuzufügen!«
    Erdrückend schallendes Gelächter brandete ihm entgegen, wie ein Echo aus der Hölle, und dann griff sie nach der nächsten Fackel. Das heilige Öl entflammte mit siedendem Zischen, hüllte sie in eine wilde Korona, und ihre Stimme dröhnte aus den Flammen weiter.
    »Hinfort mit dir, du sündiger Mann, sonst bist du des Todes!«, befahl sie ihm in all ihrer Entsetzlichkeit, und die Gluthitze der gesichtslosen, feurigen Gestalt kam ihm immer näher.
     
     
    Sean schaute zu, wie sich Sandy dem Priester in den Weg stellte. Ihre Stimme, durch das Implantat um ein Vielfaches verstärkt, verursachte sogar ihm Kopfschmerzen – wie es sich für den Priester anhören musste, wollte er sich erst gar nicht vorstellen! Und doch war dieser Mann nicht von der Stelle gewichen, bis sie das Öl entzündet hatte. Das war doch zu viel gewesen, und endlich ergriff er die Flucht, taumelte, stürzte, sprang wieder auf die Beine und flüchtete sich in die vermeintliche Sicherheit seiner Kirche, während Sandys dröhnendes Lachen ihn immer weiter verfolgte.
    Doch es blieb keine Zeit mehr, ihre Taktik zu bewundern, und so packte er sein GravGewehr und stürmte quer über den Dorfplatz. Tammans Energiegewehr ließ weitere Pflastersteine zerbersten, trieb die Dörfler immer weiter zurück. Sean bemerkte es kaum. Er schleuderte schwere Reisigbündel fort, als seien es winzige Äste, und sein Gesicht war zu einer mordlüsternen Maske verzerrt, als er nach der Kette griff, die um Harriets Leib geschlungen war, und die Kettenglieder gegeneinander verdrehte, als bestünden sie aus Karamell. Sie brachen, und er schleuderte sie zur Seite und griff nach den Handschellen. Mit einem Grunzen richtete er sich auf. Die Haltebolzen kreischten und rissen dann wie Papier, und auch wenn seine Schwester noch atmete, als ihr schlaffer Körper ihm in die Arme glitt, war er doch nah genug, ihre Implantate endlich selbst lesen zu können. Sean erbleichte. Der Schaden war mindestens so groß, wie Brashan gesagt hatte, und er wiegte sie auf den Armen wie ein kleines Kind, einen kurzen Moment lang, bis er herumwirbelte und wie ein Wahnsinniger auf den Kutter zurannte.
     
     
    Stomald kauerte im Mittelschiff der beschädigten Kirche, wiegte sich auf den Knien hin und her und betet mit aller Kraft, ringsum von Gesteinsbrocken umgeben, die von dem Gewölbe über ihm herabgestürzt waren. Mit blutigen Fingernägeln klammerte er sich an seinen Verstand, dann zuckte er in neuem Entsetzen zusammen, als irgendetwas den Himmel jenseits des Dorfes, für Momente nur, in einen gleißenden Flammenschein tauchte. Heulend explodierte ein Lichtstrahl vor den Sternen, dröhnender Donner hallte noch lange nach, und ein heißer Luftstrom wehte durch das geborstene Dach der Kirche, getrieben von dem Wind, den der Blitz über das Dorf fegte, als er geradewegs über Klippenend hinwegraste.
    Dann war der Blitz fort, und Vater Stomald barg das Gesicht in den Händen und stöhnte.

 
    Kapitel Zweiundzwanzig
     
    Vater

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