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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Hand zu drücken. Einst hätte dieser Griff Stahl zerdrücken können; jetzt zuckten ihre Fingerspitzen kaum, doch seine Hand zog sich ein wenig zusammen, als er spürte, dass sie tatsächlich die Finger bewegen konnte.
    »Du bist in der Krankenstation, Harry.« Seine nur undeutlich erkennbaren Umrisse kamen näher, als er sich vor ihr Bett kniete, und sanft berührte eine Hand ihre Stirn. Sie spürte, wie seine Finger zitterten, und seine Stimme klang sehr belegt. »Ich weiß, dass du dich nicht bewegen kannst, Kleine, aber das liegt nur daran, dass der MediComputer deine Implantate deaktiviert hat. Du wirst wieder.« Sie schloss das Augen wieder, blendete die Verwirrung aus. »Du wirst wieder«, wiederholte er. »Verstehst du, Harry?« Seine Stimme klang so drängend, dass es wirklich zu ihr vordrang, und wieder drückte sie seine Hand, so gut sie konnte. Ihre Lippen zuckten, und er beugte sich so nahe über sie, wie es nur ging, und steigerte die Empfindlichkeit seines Gehörs bis auf das Maximum.
    »Liebe … euch … alle …«
    Seine Augen brannten, als das schwache Flüstern verklungen war, doch ihr Atem ging langsam und gleichmäßig. Einen langen, stillen Augenblick schaute er sie nur an, dann legte er ihre Hand vorsichtig wieder ab, streichelte diese noch einmal und sank wieder in seinem Sessel zusammen.
     
     
    In den nächsten Tagen gab es immer wieder Augenblicke, in denen sie wenigstens ein bisschen von ihrer Umgebung wahrnahm, wenn auch nur undeutlich, Phasen völliger Desorientierung, in der sie im Nichts zu schweben schien, und die sie zutiefst erschreckt hätten, wären ihre Gedanken ein wenig klarer gewesen. Harriet war schon einmal ernsthaft verletzt gewesen – bevor sie ihren vollständigen Erweiterungssatz erhalten hatte, war es ihr gelungen, sich bei einem GravRad-Unfall beide Beine und einen Arm zu brechen, und die Medizintechnik des Imperiums hatte sie innerhalb einer Woche wieder ganz hergestellt. Jetzt vergingen ganze Tage, bis sie auch nur in der Lage war, länger als nur eine Minute am Stück bei Bewusstsein zu bleiben, und das sprach Bände über die Schwere ihrer Verletzungen. Anderes war schlimmer: Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie sich diese Verletzungen überhaupt zugezogen hatte. Sie hatte nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, wobei sie so verletzt worden war, doch sie klammerte sich an Seans Versprechen. Sie würde wieder. Sie würde wieder, wenn sie nur durchhielte …
    Und dann, endlich, erwachte sie, und das Bett, in dem sie lag, bewegte sich nicht mehr, und das Schwindelgefühl und die Übelkeit waren verschwunden. Ihre Lippen waren völlig ausgetrocknet, und sie fuhr mit der Zunge darüber und blickte sich in der fast völligen Dunkelheit um, die sie einhüllte.
    »Harriet?« Dieses Mal war es Brashans Stimme, und langsam wandte sie den Kopf zur Seite; ihr Herz tat einen Sprung, als die Muskeln ihr endlich wieder gehorchten. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte sein Gesicht genauer zu erkennen, und sie runzelte die Stirn, als ihr das einfach nicht gelingen wollte. So sehr sie es auch versuchen mochte, die Hälfte ihres Gesichtsfeldes bestand nur aus einem wirbelnden Gewitter, das von gleißendem Nebel eingehüllt war.
    »B-Brash?« Ihre Stimme klang sehr rau. Sie versuchte sich zu räuspern, dann keuchte sie auf, als eine sechsfingrige, nichtmenschliche Hand sich unter ihren Hinterkopf schob. Sanft hielt die Hand sie fest, half ihr dabei, sich aufzusetzen, während die Matratze unter ihr sich leicht anhob, und eine andere Hand hielt ihr ein Glas entgegen. Ihre Lippen versuchten, den Strohhalm zu erfassen, und dann seufzte sie zufrieden, als eiskaltes Wasser ihre Zunge benetzte. Das ausgetrocknete Gewebe schien die Flüssigkeit einfach aufzusaugen, doch nichts, was sie jemals hatte trinken dürfen, hatte auch nur halb so herrlich geschmeckt.
    Brashan ließ sie noch einen Augenblick weitertrinken, dann stellte er das Glas zur Seite und bettete sie sanft wieder auf das Kopfkissen. Sie schloss das rechte Auge und seufzte erneut, als das quälende Gleißen verblasste. Ihr linkes Auge gehorchte ihr ganz so, wie es das auch tun sollte, und fokussierte sich jetzt auf Brashs echsenartiges Gesicht mit der langen Schnauze. Harriet stellte fest, dass sein halb in sich zusammengesunkener Kamm verriet, wie besorgt er war.
    »Brash«, wiederholte sie. Dann hob sie die Hand, und er griff danach.
    »Doktor Brash, bitte«, erwiderte er und verzog die Lippen zu dem

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