Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Volk beschützen willst, bringe ich dir diejenigen, die euch im Kampfe beistehen werden.« Sie hob die Hand, und Stomald keuchte auf, als die Luft erneut schimmerte und zwei weitere Fremde aus diesem Schimmern erstanden.
Einer der beiden war kaum größer als Stomald selbst, mit breiten Schultern und kräftigen Muskeln, die sich trotz seiner nachtschwarzen Rüstung deutlich abzeichneten. Sein Haar und seine Augen waren ebenso braun wie die des Engels, doch seine Haut war viel dunkler, und sein Haar war noch kürzer geschnitten. Ein Helm mit hohem Wulst ruhte in seiner Armbeuge, und ein langes, schlankes Schwert hing an seiner Seite. Er wirkte zäh und kampferfahren, doch er hätte ein einfacher Sterblicher sein können.
Der andere indes! Es war ein Riese, der hoch über Stomald und seinen Begleiter aufragte. Er trug eine ähnliche Rüstung wie sein Gefährte und führte ebenfalls ein schlankes Schwert mit sich, doch seine Augen waren schwarz wie der Himmel zur Mitternacht, und sein Haar war noch dunkler. Er war alles andere als schön – tatsächlich waren seine auffallend große Nase und seine Ohren fast hässlich, er erwiderte jedoch den Blick des Priesters ohne jede Arroganz, noch fand sich Selbstzweifel in diesem Blick … fast genau, dachte Stomald, wie Tibold es vielleicht getan hätte, würde er allen Kirchenmännern nicht unweigerlich mit Ehrerbietung entgegentreten.
»Stomald, dies sind meine Ersten Krieger!«, erklärte der Engel mit ruhiger Stimme. »Dies …«, sie berührte den kleineren der beiden an der Schulter, »ist Tamman Tammanson, und dies …«, nun berührte sie den Riesen, »… ist Sean Colinson. Willst du sie als Heerführer einsetzen?«
»Ich … es wäre mir eine Ehre«, stammelte Stomald, den eine neue Welle der Ehrfurcht erfasst hatte. Sie waren keine Engel – schließlich waren sie männlich!, doch an ihnen war etwas zutiefst Außergewöhnliches, etwas, das noch über ihr plötzliches Erscheinen hinausging, und dies verriet ihm, dass diese beiden mehr als nur Sterbliche waren, vielleicht Wesen wie die legendären Helden aus den Geschichten aus grauer Vorzeit.
»Ich danke dir für dein Vertrauen«, sagte Sean Colinson – was für ein Name war das denn? Seine Stimme war tief, und er sprach Pardalianisch mit einem deutlich erkennbaren Akzent. Er sprach nicht in der Heiligen Zunge. Dann streckte er ihm die gewaltige rechte Hand entgegen. »Wie Sandy schon gesagt hat, euer Schicksal ist das unsere, aber die Gefahr, in der ihr euch befindet, habt ihr nicht selbst zu verantworten. Wenn ich helfen kann, so werde ich das tun.«
»Ich auch.« Tamman Tammanson stand einen halben Schritt hinter seinem Gefährten – wie ein Schildträger oder ein Unterhauptmann dies getan hätte, doch seine Stimme klang ebenso entschlossen.
»Und nun, Stomald«, sagte der Engel Sandy in der Heiligen Zunge, »mag es an der Zeit sein, Tibold herbeizurufen. Wir haben viel zu besprechen!«
Tibold Rarikson saß in seinem Klappstuhl und spürte, dass er immer wieder den Blick nach rechts und wieder nach links schnellen ließ, als wäre er ein ungebildeter Bauerntrampel. Er hatte feststellen müssen, dass er sofort in eine andere Richtung sah, sobald der wunderschöne Engel Harry ihn anschaute, und er schämte sich dafür. Sie hatte ihn mit keinem Wort dafür verdammt, sie angeschossen zu haben, und er war dankbar für ihr Verständnis, auch wenn er vermutete, er würde besser damit umgehen können, wenn sie nicht so viel Verständnis an den Tag gelegt hätte.
Dass er andererseits den Blick nicht von ihr zu wenden vermochte, glaubte er sich von ihr unbeobachtet, war nicht allein seinen Schuldgefühlen ihr gegenüber zuzuschreiben. Denn selbst in seinen kühnsten Träumen wäre ihm ein Zusammentreffen mit derartigen Wesen nicht in den Sinn gekommen. Der Krieger, den die Engel Sean nannten, war ein Riese von einem Mann, und die Haut des Kriegers, den sie Tamman nannten, hatte die Farbe von altem Jelath-Holz, und doch zogen die beiden Engel sofort den Blick von ihren Ersten Kriegern fort und auf sich selbst. Engel Harry mochte kleiner sein als Erlaucht Sean, doch sie war einen Kopf größer als die meisten Männer. Und trotz ihres blinden Auges schien sie tief in die Seele eines Mannes zu blicken, wann immer etwa der Blick aus ihrem unverletzten Auge den seinen kreuzte. Doch dessen ungeachtet war es immer noch sonderbar, sie eine Hose tragen zu sehen, auch wenn diese zu dem priesterlichen Gewand gehörte,
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