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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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auch nicht.
    Er war, um eine Lieblingsformulierung seines Vaters zu benutzen, wenn dieser jemandem einen ordentlichen Dämpfer verpassen wollte, ›stolz wie ein Pfau‹ gewesen, als er in der vordersten Reihe des jüngsten Jahrgangs der Kadettenanstalt gestanden und die erste Inspektion durch die Kommandantin erwartet hatte. Jede Kleinigkeit seines Äußeren war perfekt gewesen – er hatte weiß Gott lange genug daran gearbeitet, dass es wirklich so war! –, und er war aufgeregt und glücklich gewesen, trotz der Schmetterlinge in seinem Bauch. Und weil er sich so gut gefühlt hatte, hatte er etwas unglaublich Dummes getan.
    Er hatte Admiralin Robbins angelächelt . Und was noch schlimmer war: Er hatte vergessen, weiter geradeaus zu blicken, während sie die Reihen inspizierte. Er hatte tatsächlich den Kopf zur Seite gedreht und sie angegrinst !
    Baronesse Nergal hatte kein Wort gesagt, doch in ihren braunen Augen hatte er keine Spur des verschmitzten Funkelns gesehen, das er von ›Tante Adrienne‹ kannte. Die Temperatur dieser Augen musste knapp unterhalb der von flüssigem Helium gelegen haben, während sie ihn anblickte, als wäre er eine besonders verabscheuungswürdige Amöbe, und das Schweigen auf dem Exerzierplatz war … beeindruckend gewesen.
    Es hatte höchstens ein Jahrhundert oder so gedauert, dann war sein Blick wieder in die angemessene Position zurückgeschnellt, sein Rücken, der ohnehin schon so gerade war, als hätte er einen Besenstiel verschluckt, wurde noch ein wenig gerade gedrückt, und das Lächeln war verschwunden. Doch der Schaden war bereits angerichtet, und Flottenoffizierin Christina Malinovsky hatte die Absicht, ihn dafür bezahlen zu lassen.
    Das Klappern eines Absatzes warnte ihn, und er nahm sofort Haltung an, die Hände gegen die Hosennaht gepresst, als FOA/4 Malinovsky seine Stube betrat.
    An der Kadettenanstalt gab es keine Haushaltsroboter. Einige Offiziere der Raumflotte und der Marine hatten darauf hingewiesen, dass während ihrer prä-imperialen Militärzeit die Flottenoffiziersanwärter und Kadetten von Dienstboten versorgt worden seien, damit sie sich nicht um Haushaltsdinge kümmern müssten und sich so ganz ihren Studien widmen könnten. Admiralin Robbins hingegen kam aus einem anderen Stall, hier hatten die Traditionen des US-Militärs gegolten. Sie glaubte daher, dass ›Schweiß‹ etwas sehr Charakterbildendes habe, und niemand hatte bisher den Mut gehabt, ihr zu widersprechen, als sie den Lehrplan und die Traditionen der neuen Kadettenanstalt entwickelt hatte. Die Tatsache, dass Seine Imperiale Majestät Colin I. der gleichen Tradition entstammte wie Admiralin Robbins, mochte damit durchaus zusammenhängen. Doch was letztendlich auch hinter ihrer Entscheidung gestanden haben mochte, es war für die ›Plebs‹ die die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen hatten, ohne Bedeutung. Sean hatte bisher mannhaft gegen das Grauen angekämpft, das sich angesichts dieses Moments in ihm auszubreiten drohte. Nun stand er schweigend in seiner Stube, seine Knöpfe glitzerten wie winzige Sonnen, seine Stiefel waren so poliert, dass es schwer war zu erkennen, dass sie schwarz waren, und dank der Leistungsfähigkeit seines vollständigen Erweiterungssatzes, den er endlich erhalten hatte, gelang es ihm zu verhindern, dass er schwitzte wie ein Schwein.
    FOA/4 Malinovsky ging quer durch den Raum, fuhr mit dem Zeigefinger ihres weißen Handschuhs über die Regalbretter und die Oberkante seines Toilettetischs, betrachtete ihr steinernes Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken, während sie seinen Zahnputzbecher nach Wasserflecken absuchte. Sie öffnete seinen Spind, um dessen Inhalt zu überprüfen, und seinen winzigen Kleiderschrank, um zu schauen, in welchem Zustand die Uniformteile auf Kleiderbügeln waren und ob auch sein zweites Paar Stiefel hinreichend poliert sei. Ihr perfekt gekleideter Adjutant stand neben der Tür, das traditionelle Klemmbrett unter dem Arm, und beobachtete sie, und Sean konnte die sadistische Vorfreude fast spüren, mit der er darauf wartete, den Namen ›FOA/1 MacIntyre‹ auf seiner Liste eintragen zu können. Doch Malinovsky sagte nichts, und Sean kämpfte gegen die aufsteigende Erleichterung an und sagte sich, dass sie noch nicht fertig sei.
    Sie richtete sich auf und schloss den Schrank, blickte sich noch einmal in der Stube um und ging dann zu seinem Bett hinüber. Sie blieb so stehen, dass er sie sehen konnte – er war sich sicher, dass das

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