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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Vlad nüchtern ein, »warum sollte uns die Möglichkeit, dass du verrückt werden könntest, beunruhigen, wenn wir einen Imperator haben, bei dem das bereits der Fall ist?«
    Leises Lachen war am gesamten Tisch zu vernehmen, doch Colin stimmte nicht mit ein. Seine Gedanken waren bereits zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung gewandert, und er blickte die Ministerin für Biowissenschaften bedauernd an. In vielerlei Hinsicht hätte Isis ein besseres Ratsmitglied abgegeben als Cohanna … aber ihr Alter sprach nun einmal dagegen. Sie hatte einen sehr viel gesünderen Menschenverstand. Colin war sich, so sehr er es auch bedauerte, sicher, dass ›Projekt Genesis‹ nicht nur das größte Werk in Isis Tudors Leben sein würde, sondern tatsächlich den krönenden Abschluss desselben darstellte.
    »Also gut, ich glaube, wir sind dann so ungefähr mit allem durch«, meinte er leise, »aber bevor wir das hier beenden, hat Cohanna noch etwas zu berichten. 'Hanna?«
    Mit untypisch trauriger Miene blickte sie kurz auf ihre Handrücken hinab, dann räusperte sie sich.
    »Ich wünschte, Isis könnte Ihnen allen das persönlich vortragen, aber sie war nicht in der Verfassung, die Reise hierher zu machen. Allerdings …«, sie hob den Blick, »… darf ich Ihnen nun mit Stolz verkünden, dass um null zwei Uhr vierunddreißig Greenwich-Zeit zum ersten Mal seit achtundsiebzig Millionen Jahren ein freies Narhani-Weibchen geboren worden ist.« Allgemeines Staunen war die Antwort, und Cohanna lächelte verträumt. »Isis war anwesend, und sie hat das Kind ›Eva‹ getauft. Soweit wir das bisher beurteilen können, ist Eva bei bester Gesundheit.«
    Gerald Hatchers Stimme brach das lange, ehrfürchtige Schweigen, das dieser Ankündigung gefolgt war.
    »Ich habe wirklich nicht gedacht, dass du es schaffen könntest, 'Hanna.«
    »Habe ich auch nicht.« Cohanna sprach sehr leise. »Das war Isis.«
    Wieder herrschte ein Augenblick lang Schweigen, bis Vlad Chernikov das Wort ergriff, und all die Leichtigkeit, die er bisher an der Tag gelegt hatte, war verschwunden.
    »Wie geht es Isis, 'Tanni?«, fragte er sehr zärtlich.
    »Ihr ist nicht wohl, Vlad«, erwiderte Jiltanith traurig. »Sie verblasset mit jedem verstreichenden Augenblick, und darum bleibt Vater stets an ihrer Seite. Sie verspüret keinen Schmerz, und sie ist sich wohl bewusst, dass ihr Lebenswerk nun Früchte tragen wird, doch ich fürchte, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibet.«
    »Es tut mir leid, das zu hören.« Einen Augenblick lang blickte Vlad die schweigenden Mitglieder des Rates an, dann schaute er wieder zu Jiltanith hinüber. »Bitte richte ihr aus, wie stolz wir auf sie sind … und wie sehr wir sie alle schätzen!«
    »Das werde ich«, meinte Jiltanith mit leiser Stimme.
     
     
    Francine Hilgemann aktivierte ihre Schnüfflerabwehrgeräte, bevor sie die neue Bibel aus dem Paket herausnahm. Ihre Sicherheitssysteme waren ebenso gut wie die der Imperialen Regierung (schließlich kamen sie ja auch aus Regierungskreisen), und das bedeutete, dass sie so geschützt davor war, abgehört zu werden, wie man es nur sein konnte. Genießerisch inhalierte sie den schweren Duft frischer Druckerschwärze, als sie das Buch öffnete. Schönheit an sich hatte sie schon immer begeistern können, und sie war gleichermaßen belustigt und begeistert darüber, welche Auswirkung die Computertechnologie der Neuralzugänge auf die Druckindustrie gehabt hatte. Die Menschheit hatte wiederentdeckt, dass Bücher wahre Schätze waren, nicht nur Werkzeuge zur Informationsvermittlung, und das Buch, das die Bischöfin gerade in der Hand hielt, war ein Meisterwerk der Buchdruckerkunst.
    Bewundernd blätterte sie die Seiten durch, bis sie bei den Klageliedern Jeremiae anlangte. Die hauchdünnen Blätter Papier glitten zufriedenstellend leicht heraus – es war nicht wie beim letzten Mal, als irgendein Idiot Leim verwendet und auf diese Weise zwei Seiten Leviticus ruiniert hatte.
    Hilgemann faltete die Blätter auseinander, sehr vorsichtig, weil sie so zart waren, und legte sie dann auf ihren Notizblock. Datenchips waren sehr viel kleiner und ließen sich auch leichter verstecken. Die Bischöfin und ihre Verbündeten wussten das. Sie wussten allerdings auch, dass heutzutage nur wenige der Sicherheitskräfte, die stets in der ›Moderne‹ dachten, so etwas Altmodisches wie handgeschriebene Nachrichten noch bedachten und danach also Ausschau hielten. Und natürlich konnten Daten, die niemals

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