Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
kein Zufall war –, und griff in ihre Tasche. Sie ließ sich dabei Zeit, machte ein regelrechtes Ritual daraus. Schließlich zog sie eine glänzende Münze hervor, die Sean nach kurzer Zeit als einen antiken US-Silberdollar erkannte. Nachdenklich hielt sie die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger, dann schnippte sie sie hoch in die Luft.
Blitzend drehte sich die Münze, landete dann in hohem Bogen genau in der Mitte seines Bettes … und blieb liegen.
Malinovskys graue Augen blitzten auf, als die Münze nicht, wie verlangt, abprallte, und Sean sank das Herz in die Hose. Seine Miene blieb unbeteiligt – was ihn einiges an Mühe kostete –, während Malinovsky die Münze wieder aufsammelte und sie einen Augenblick in der Hand wog, bevor sie sie wieder einsteckte. Dann streckte sie den Arm aus, packte die Decken und das Laken und riss alles mit einer einzigen Bewegung von der Matratze, die dann nackt auf dem Bett lag.
Auf dem Absatz machte sie kehrt, und ihr Adjutant hob erwartungsvoll den Stift.
»Fünf Minuspunkte«, sagte sie nur und stolzierte aus Seans Blickfeld heraus.
Colin MacIntyre blickte sich am glänzenden Konferenztisch um, betrachtete die Mitglieder seines Imperialen Rates. Zwei Personen fehlten: Lawrence Jefferson war in letzter Minute als Ersatz für Horus berufen worden, und Geb, Mitglied des Imperialen Rates auf Lebenszeit und Minister für Umstrukturierungsmaßnahmen, befand sich nur selten auf Birhat. Hauptsächlich lag das daran, dass er die meiste Zeit unmittelbar dem Erkundungskommando hinterherreiste. Aber Geb war zugleich auch der letzte überlebende Bürger des ursprünglichen Birhats, und die gewaltigen Veränderungen, die seine Heimatwelt durchgemacht hatte, schmerzten ihn zutiefst.
Das war einer der Gründe gewesen, warum Colin Vlad Chernikov von seinem Posten als Gebs Assistent abgezogen hatte. Tsien und Horus hatten auf Birhat einen Ingenieur benötigt, also hatte Colin ein ›Ministerium für Ingenieurswesen‹ geschaffen, und Vlad hatte sich bereit erklärt, dessen Leitung zu übernehmen. Jetzt beendete der blonde, blauäugige Ex-Kosmonaut seine Zusammenfassung über die ständig fortschreitenden Zivilprojekte im Bia-System, und Colin nickte zustimmend.
»Klingt ganz so, als hättest du alles fest im Griff, Vlad … wie immer.« Vlad lächelte, und Colin erwiderte das Lächeln. »Nach dem das jetzt gesagt ist: Wie kommst du mit dem Schutzschild für die Erde voran?«
»Recht gut«, antwortetet Vlad. »Schwierigkeiten macht einzig und allein die schiere Dimension dieses Projekts. Wir haben vierzig Prozent der Primärgeneratoren bereits positioniert, jetzt beginnen die Arbeiten an den Sekundärstationen. Ich bedaure mitteilen zu müssen, dass der Asteroidengürtel weitestgehend verschwunden ist, aber die Centauris-Frachter halten das Tempo.«
Colin nickte. Im All positionierte imperiale Schmelzöfen konnten praktisch jedes Material in seine Elemente zerlegen, um auf diese Weise die Verbundwerkstoffe und Legierungen zu synthetisieren, die von der imperialen Industrie benötigt wurden, etwa den Panzerstahl, aus dem die Planetoiden der Raumflotte gebaut wurden. Doch selbst die imperialen Kunstwerkstoffe brauchten Ausgangsmaterialien, aus denen sie aufgebaut werden konnten. Die Rohmaterialen, die benötigt wurden, um etwas von der Größe von Mutter oder Dahak zu bauen, mussten also erst einmal gewonnen werden, und die riesigen Frachter der ›Montan-Expeditionen‹ des Imperiums vermochten die Trümmer ganzer Planeten bis zu den Fabrikationszentren zu transportieren. Das Centauris-System war dem von Sol günstig nahe – schlecht für dieses System!, und von den elf Planeten, die ursprünglich zu diesem System gehört hatten, existierten jetzt nur noch neun. Bald würden es nur noch acht sein: Sobald Gravitonen-Gefechtsköpfe einen weiteren Planeten in Stücke gerissen hatten, um den unersättlichen Hunger der Werften im Orbit der Erde zu stillen.
»In der Zwischenzeit haben Baltan und Dahak die Pläne für Stiefmutter abgeschlossen.« Die Augen mehrere Ratsmitglieder verengten sich angespannt. »Wir müssen Mutters Datenbanken erst noch vollständig durchforsten, aber wir sind zuversichtlich, dass wir sämtliche erforderlichen Programme zur Lenkung der Raumflotte und sämtliche Betriebs- und Erhaltungsprogramme extrahiert haben. Die letztendlich implementierten Parameter der Kernprogrammierung von Stiefmutter werden allerdings flexibel bleiben. Mit größter
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