Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
herausgewaschen worden war. Die Bergluft hier war jetzt kristallklar, und während viele seiner Programmierer-Kollegen aus dem Schiffsbauamt ihn für verrückt hielten, weil er seinen Urlaub auf der Erde verbrachte, nicht auf der fast jungfräulichen Oberfläche von Birhat, hatten Elena und er doch immer die Cascade Mountains geliebt.
Cruz stieg aus, um die Einkäufe auszuladen, dann hielt er stirnrunzelnd inne und fragte sich, warum die Kinder nicht schon längst herausgekommen waren und ihm halfen, die Sachen ins Haus zu tragen.
»Luis! Consuela!«
Er erhielt keine Antwort, also zuckte er mit den Schultern. Luis war ganz begeistert vom Angeln gewesen. Zweifellos hatte er Consuela endlich dazu überredet, es auch einmal auszuprobieren, und Elena hatte das Baby auf den Arm genommen und war mitgegangen, um die beiden ein wenig im Auge behalten zu können.
Er belud beide Arme mit den Einkäufen – gar kein Problem für jemanden, der einen vollständigen Erweiterungssatz in der Armen trug – und stieg die Stufen zur Veranda hinauf. Es war ein wenig schwierig, die Tür aufzubekommen. Schließlich gelang es ihm, und er trat ein. Hinter sich stieß er die Tür mit der Fußspitze zu. Gerade als er in die Küche gehen wollte, erstarrte er mitten in der Bewegung.
Ein Mann und eine Frau saßen vor dem Kamin, die Gesichter durch Skimasken verdeckt. Cruz starrte die beiden immer noch ungläubig an, als er plötzlich vor Schmerzen aufstöhnte und zusammenbrach. Die herunterfallenden Milchkartons platzten wie Wasserbomben, durchnässten ihn, doch er bemerkte es kaum. Nur eines konnte eine derart schnelle Paralyse bewirken: Jemand musste ihn gerade eben von hinten mit einem Fangfeld beschossen haben!
Verzweifelt versuchte er sich dagegen zu wehren, doch das Gerät, das sonst nur von der Polizei eingesetzt wurde, hatte jedes einzelne Implantat in seinem Körper blockiert – selbst sein Kommunikator funktionierte nicht mehr. Er konnte sich weder bewegen, noch um Hilfe schreien, und Panik stieg in ihm auf. Seine Familie! Wo war seine Familie?
Der Mann, der bisher am Kamin gesessen hatte, stand jetzt auf und drehte ihn mit einer Fußspitze auf den Rücken, und Vincente starrte zu dem maskierten Gesicht auf, zu sehr von der Angst um seine Familie paralysiert, um in irgendeiner Weise Angst um sich selbst zu haben, selbst nicht, als der Mann sich neben ihn kniete und ihm eine altmodische terranische Automatik-Waffe unter das Kinn presste.
»Guten Abend, Mister Cruz.« Die schrille Stimme war unangenehm, doch die Bedrohung, die von diesem Mann ausging, machte den Klang seiner Stimme völlig bedeutungslos. »Wir haben eine Aufgabe für Sie.«
»W-wer sind Sie?« Allein schon diese Worte hervorzustoßen erforderte angesichts des Fesselfeldes Vincentes ganze Kraft. »Wo sind …«
»Seien Sie still!« Ein Befehl wie ein Peitschenhieb. Die Pistole wurde ihm fester gegen das Kinn gepresst, und Vincente musste schlucken; er hatte mehr Angst um seine Familie als je zuvor.
»So ist es schon besser«, meinte der Eindringling. »Ihre Frau und Ihre Kinder werden unsere Gäste sein, Mister Cruz, damit Sie genau das tun, was wir Ihnen sagen.«
Vincente leckte sich über die Lippen. »Was wollen Sie?«, fragte er heiser.
»Sie sind einer der leitenden Programmierer für die Imperiales Terra «, sagte sein Gegenüber, und all seiner Furcht zum Trotz war Vincente wie betäubt von dem, was er da hörte. Seine Arbeit war so geheim, dass nicht einmal Elena genau wusste, woran er arbeitete! Wie konnten diese Leute hier wissen …?
»Machen Sie sich nicht die Mühe, es zu leugnen, Mister Cruz!«, fuhr der Mann fort. »Wir wissen alles über Sie, und was Sie tun werden, das ist, das hier …«, er schwenkte einen Datenchip vor Vincentes Augen hin und her,»… in die Kernprogrammierung des Schiffes zu integrieren.«
»I-ich kann das nicht! Das ist unmöglich! Das wird doch alles viel zu gut überwacht!«
»Sie haben Zugang zu den Systemen, und Sie sind clever genug, das irgendwie zustande zu bringen. Wenn nicht …« Das Schulterzucken des Mannes war wie ein Messer, das Vincente ins Herz gestoßen wurde. Er starrte in die Augen, die durch den Schlitz der Maske zu erkennen waren, und die Kälte, die er dort sah, raubte ihm noch das letzte bisschen Hoffnung. Dieser Mann würde ihn ebenso leichthin töten, wie er eine Küchenschabe töten würde … und er hatte Vincentes Familie in seiner Gewalt.
»Das ist schon besser.« Der Mann ließ
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