Collection Baccara 0283
ersten Blick auf Paestum warf, vergaß sie ihre Arbeit jedoch, denn ihr bot sich ein wahrlich beeindruckendes Bild. Auf einer grasbedeckten Ebene erhoben sich drei griechische Tempel.
„Der in der Mitte ist ja so groß wie der Marmortempel auf der Akropolis!“, rief sie begeistert. „Und so schön restauriert.“
Vom Besucherparkplatz aus bekam Sabrina eine noch bessere Sicht. Fasziniert ließ sie den Blick über die antiken Bauwerke wandern. „In der Mitte steht der Tempel des Poseidon“, erklärte Marco. „Diese Stadt war früher eine griechische Kolonie.“
„Und Poseidon hieß der Gott des Meeres, nicht wahr?“
„So nannten ihn die Griechen. Und Neptun hieß er bei den Römern. Sie haben Paestum später erobert. Dort auf der rechten Seite siehst du den Tempel der Hera. Und links den Athenetempel, der Göttin des Ackerbaus geweiht. Wie geht’s deinem Fuß? Schaffst du es, einen kleinen Rundgang zu machen?“
„Bestimmt.“
Trotzdem hakte sie sich schön bei Marco unter, schmiegte sich an seine Seite und vergrub die Finger im Ärmel seiner Jacke. Sie genoss es, das weiche Leder zu spüren. Und in dieser hellbraunen Wildlederjacke mochte sie ihn besonders gern leiden.
Vom Meer wehte eine kühle Brise herüber. Darum war Sabrina auch froh, dass sie unter ihrer Jacke einen schwarzen Kaschmirpullover trug.
Die riesige Anlage mit drei Tempeln, Amphitheater und alten Stadtmauern lag still und verlassen da. Es gab außer ihnen beiden keine weiteren Besucher. So herrschte hier absolute Ruhe.
Ihre Schritte hallten auf dem Marmorboden, als sie den Tempel des Poseidon betraten. Sabrina ließ den Blick bewundernd über die hohen Säulen wandern.
„Was für ein Erlebnis, in diesem historischen Bauwerk zu stehen“, murmelte sie. „Ich sehe fast, wie hier Priester und Priesterinnen in langen weißen Roben umherwandeln. Sie werden dem Gott des Meeres Opfer dargebracht haben, damit er die Netze der Fischer füllt. Und wenn ein Sturm aufkam, der die Boote untergehen ließ, haben sie sich wahrscheinlich gefragt, womit sie Poseidon verärgert hatten.“
„Das habe ich mich auch oft gefragt.“ Erschrocken sah sie ihn an. „Oh, Marco, tut mir leid. Ich wollte keine traurigen Erinnerungen in dir wecken.“
„Du musst dich nicht entschuldigen.“ Jetzt war es Marco, der den Blick langsam über die hohen Säulen wandern ließ. „Die Menschen, die diese Kultstätte vor Tausenden von Jahren errichtet haben, rechneten mit der Launenhaftigkeit ihrer Götter. Wenn ein Boot sank, meinten sie, Poseidon sei einfach danach gewesen, einen Sturm aufkommen zu lassen. Sie haben sich nicht gleich Vorwürfe gemacht.
Und damit taten sie sich einen Gefallen. Es ist ja fast tröstlich zu glauben, niemand wäre schuld an Gianettas Tod. Weder sie, noch ich, noch sonst jemand. Nur die Laune eines Gottes.“
Die beiden schauten sich noch eine Weile um. Dann verließen sie den Tempel und setzten sich auf eine steinerne Bank, von der aus sie einen schönen Blick über die antike Anlage hatten.
„Ich würde gern unser Gespräch von heute Morgen fortsetzen“, meinte Marco.
„Welches?“ Sabrina lachte fröhlich. „Das mit ‚Mach den Mund auf und sag ah‘?“
Seine dunklen Augen funkelten, als er die Lippen zu einem Lächeln verzog. „Nein, daran habe ich im Moment nicht gedacht. Was hältst du von meinem Vorschlag, eine Filiale in Rom zu eröffnen?“
Überrascht blickte sie ihn an. „Das hast du ernst gemeint?“
„Oh ja. Absolut. Und es ist wirklich eine gute Idee. Denk nur dran, was deine Firma spart, wenn eine von euch vor Ort ist. Ihr müsstet nicht jedes Mal von Amerika nach Europa fliegen, weil ihr euch hier Hotels ansehen wollt. Oder wenn eine Tagung vorbereitet wird. Oder eure Anwesenheit bei einer Konferenz erforderlich ist. Ein Büro in Europa würde euch vieles erleichtern.“
Sabrina verschlug es die Sprache. Sie hatte angenommen, Marco hätte nur gescherzt. Und jetzt wollte er, dass sie zu ihm nach Rom zog? Sie war verblüfft … und glücklich … und so durcheinander, dass sich in ihrem Kopf alles drehte.
Sie wünschte sich ja, bei Marco zu bleiben.
Einerseits. Andererseits wollte sie keine feste Beziehung.
Und sie musste vernünftig sein, an die Freundinnen denken. Denn genau wie sie, hatten Caro und Devon ihr Geld in die Firma gesteckt. Sabrina konnte nicht einfach sagen: „Hey, ich habe einen sexy Italiener kennengelernt. Darum eröffnen wir jetzt eine Filiale in Rom.“ Es wäre ein großes
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