Collection Baccara Band 0250
Wie hatte sie die Feier nur vergessen können? Sie schob ihn sachte von sich und suchte hektisch nach ihrem Slip. „Jetzt bleibt dir bestimmt keine Zeit mehr, um den Champagner zu besorgen.“
Jesse setzte sich auf. Sein durchtrainierter Oberkörper sah umwerfend aus. „Bist du sicher, dass du hingehen willst?“
In Windeseile zog sie ihr Kleid an. Die Suche nach dem Slip hatte sie schon beinahe aufgegeben, als sie ihn endlich doch noch über dem Lampenschirm hängend entdeckte. „Natürlich gehen wir hin. Seth ist schließlich dein Bruder!“
Während sie in ihre Schuhe schlüpfte, warf sie ihm seine Kleidung zu.
Es war ihr ganz recht, wenn sie den Rest des Abends unter Leuten verbringen würden. Nach dieser intimen Zweisamkeit hatte sie das dringende Bedürfnis, ihre Grenzen wieder abzustecken und den Schutzwall um sich herum wieder aufzurichten.
Eilig verließen sie das Schiff und liefen den Steg entlang. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen dachte Kyra daran, dass sie sich zum ersten Mal im Leben einfach hatte treiben lassen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Es war herrlich gewesen. Trotzdem musste sie sich selbst schützen und wieder etwas mehr Abstand gewinnen.
„Ich laufe die Strandpromenade hinunter und sehe mal, ob ich noch Champagner auftreiben kann“, sagte Jesse, als sie am Ende des Steges angelangt waren. Fürsorglich zupfte er an ihrem Kleid herum, das noch nicht richtig saß. „Vielleicht gibt es auch irgendwo Wein zu kaufen, damit wäre ich auch schon zufrieden. Wenn Seth auftaucht, dann sag ihm einfach, dass wir nachkommen werden.“
Dann eilte er davon. Kyra blickte ihm nach, bis er schließlich hinter einem Pulk von Touristen verschwand, die gerade aus einem Bus gestiegen waren.
Wenn sie wissen wollte, wo er gerade war, musste sie nur darauf achten, welche Frauen gerade interessiert den Kopf umdrehten. Egal wo, Jesse fiel immer sofort auf.
Es war schon seltsam. Dieser Mann besaß so viel Ausstrahlung, so eine Lebenskraft, es erfüllte sie mit Wehmut, als sie ihn weggehen sah. Plötzlich fühlte sie sich verloren und einsam. Es fehlte etwas.
Warum konnte sie sich nach diesem wundervollen Erlebnis von eben immer noch nicht zufriedengeben? Warum war sie vorhin so unendlich traurig gewesen, als es vorbei war?
Sie vertraute ihm. Sie wusste, er würde nie eine andere Frau ansehen, solange sie mit ihm zusammen war. Doch diese Gewissheit fand sie eher beunruhigend. Wenn sie sich tatsächlich so sicher war, dass Jesse nur noch Augen für sie hatte, dann war diese Beziehung womöglich doch tiefer, als sie das jemals für möglich gehalten hätte.
Und genau das machte ihr Angst.
Wäre sie überhaupt in der Lage, eine Beziehung führen, die über eine harmlose Bettgeschichte hinausging?
Sie war sich nicht sicher, ob sie zu einem so großen Schritt bereit war. Seit ihr Vater krank geworden war, war sie daran gewöhnt, frei und unabhängig zu sein. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen und lebte ihr Leben, wie sie selbst es für richtig hielt. Wäre sie jemals bereit, diese Freiheit aufzugeben?
Der heutige Abend schürte ihre Ängste noch zusätzlich. Zum ersten Mal traten sie als Paar im Kreise seiner Familie auf. Sie war sich nicht sicher, ob sie Jesses Erwartungen erfüllen konnte.
Kyra hatte seinen Bruder Seth immer schon gemocht. Wie aber würde er reagieren, wenn sie nun plötzlich als Jesses Freundin auftrat? Was würden die anderen Familienmitglieder dazu sagen? Würden sie es durchschauen, dass es sich nur um eine harmlose Affäre handelte?
Kyra hatte nie eine Familie gehabt und wusste nicht, wie sich das anfühlte.
Im Kreise von Jesses Angehörigen bekam ihre Verabredung ein ganz anderes Gewicht.
Während sie ihr Kleid glatt strich, versuchte sie ihre Nervosität ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. Sie überlegte, wie die Verlobte von Seth Chandler wohl aussehen mochte. Auf der Fahrt hierher hatte Jesse erzählt, dass sich die beiden auf dem Gasparilla-Festival kennengelernt hatten.
Das hatte Kyra zu denken gegeben, und wieder hatte sie die Beziehung zwischen ihr und Jesse in Frage gestellt. Wie konnte es sein, dass die beiden nach dieser kurzen Zeit bereit waren, sich aneinander zu binden, während sie und Jesse sich schon ihr halbes Leben lang kannten und trotzdem noch nicht wussten, ob sie füreinander bestimmt waren?
Noch während sie darüber nachdachte, hörte sie in der Nähe zwei Frauen lachen. Kyra drehte sich nach ihnen um. Sie kamen gerade aus einem
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