COLLECTION BACCARA Band 0269
schlenderte sie mit ihm durch die Straße, die Köpfe zusammengesteckt – bis Sam über die Schulter hinweg Janeys Po in Augenschein nahm und ganz sicher eine anzügliche Bemerkung machte.
Noah sah rot. Innerhalb von zwei Sekunden stand er auf der Straße, ohne zu wissen, was er überhaupt sagen oder tun wollte. Aber in diesem Moment ging Sam weiter, und zu Janey gesellten sich Jessie und ein großer, etwas steif wirkender Mann in makelloser Sheriffuniform.
Einen Moment spielte Noah mit dem Gedanken, sich einfach in seinen Wagen zu setzen und wegzufahren. Doch das würde das Wiedersehen mit Jessie nur hinauszögern. Also ging er betont lässig auf Janey und den Polizisten zu, als wäre es vollkommen selbstverständlich, dass er in der Stadt war.
„Hallo, Janey“, sagte er. „Schöner Tag heute, nicht wahr?“
„Bis gerade eben war er sehr schön. Erinnerst du dich an Clary?“
„Hallo, Clary, lange nicht gesehen.“
„Für Sie immer noch Deputy Sheriff Beeber, Bryant.“
Er beachtete Noah nicht weiter, sondern drehte sich wieder zu Janey. Sein Blick wurde weich, seine Wangen rot. „Überleg es dir noch einmal mit der Party. Ich rufe dich an.“ Dann verabschiedete er sich, ohne Noah auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Der Mann ist doch tatsächlich rot geworden“, lachte Noah, als er mit Janey allein war. „Der ist ja total verknallt in dich. Was aber offensichtlich nicht gerade auf Gegenseitigkeit beruht. Was hast du an Clary auszusetzen? Außer, dass jemand, der das Leben so ernst nimmt, nicht besonders unterhaltsam sein kann?“
„Ich habe nichts an ihm auszusetzen.“
„Aber ihr seid kein Paar, obwohl er scharf auf dich ist.“
Janey warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie.
„Es ist nicht zu übersehen. Außerdem sind die Leute hier sehr gesprächig.“
„Es überrascht mich, dass sie noch ein anderes Gesprächsthema haben als dich.“
„Das haben sie, wenn sie mit mir sprechen. Dann bist du das Thema“, sagte Noah. „Vor allem schwärmen sie davon, wie gut du das Leben ohne mich gemeistert hast.“
Sie lächelte.
„Und wie viele Verehrer du hast.“
„So?“ Amüsiert blickte sie ihn an. „Sind Namen gefallen?“
„Sam Tucker.“
Sie lachte leise.
„Nun, es wäre möglich. Er hat außerhalb der Stadt ein großes Anwesen.“
„Und weiter?“
„Ist es nicht das, was du dir immer gewünscht hast? Ein Mann, der hier fest verwurzelt ist, dir ein sicheres Leben bietet und nicht von dir erwartet, irgendwelche Risiken einzugehen?“
Sie blieb abrupt stehen und starrte ihn an.
„Was ist?“, fragte er.
„Ich habe keine Lust, mich von dir provozieren zu lassen.“
„Was soll das nun wieder bedeuten?“
„Du hast Angst vor dem Wiedersehen mit Jessie, und da glaubst du, wenn du mich wütend machst, dann schicke ich dich zur Hölle. Du bist schon immer lieber weggelaufen, als dich deinen Problemen zu stellen.“
„Das ist nicht fair, Janey.“ Er hielt sie am Arm fest, als sie weitergehen wollte. „Ich habe die letzten zwei Wochen gearbeitet. Und vor zehn Jahren hatte ich meine Gründe.“
„Erzählst du sie mir?“
Noah öffnete den Mund, doch es kam kein Ton über seine Lippen. Hatte es einen Sinn, ihr jetzt zu erklären, warum er damals Erskine verlassen hatte? Was änderte es an ihrem oder seinem Leben?
„Genau“, sagte sie, als könnte sie seine Gedanken lesen. „Es liegt zehn Jahre hinter uns. Welchen Sinn hat es, jetzt darüber zu sprechen?“
„Wenn es wirklich hinter uns liegt, warum bist du dann immer noch wütend auf mich?“
„Ja, ich bin wütend.“ Sie riss sich von ihm los. „Wundert dich das? Du hast mich im Stich gelassen, nachdem …“ Der tiefe Schmerz in ihren Augen strafte ihren trotzigen Gesichtsausdruck Lügen. „Ich habe dich geliebt, und ich dachte, du liebst mich auch.“
„Das habe ich auch.“
„Nicht genug.“ Noah wollte protestieren, doch sie hob die Hände. „Warum kannst du es nicht einfach auf sich beruhen belassen?“
„Weil es auch gute Zeiten gegeben hat“, sagte Noah ruhig. „Sehr gute Zeiten.“
Sie senkte den Blick, doch sie lächelte – es war ein trauriges, wehmütiges Lächeln, aber immerhin ein Lächeln.
„Und dann ist da noch Jessie.“
„Sie ist zu Hause und fragt sich wahrscheinlich, wo du die letzten zwei Wochen gesteckt hast.“
„Ich habe doch gesagt, dass ich gearbeitet habe.“
„Du hast nachgedacht, meinst du.“
„Ja“, gab er zu.
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