COLLECTION BACCARA Band 0269
heute wenig geändert. Sonst wäre er nicht mit dieser Arroganz nach Erskine zurückgekehrt. Er, Noah Bryant, der große Held, der Jobs und Wohlstand in diese arme, rückständige Kleinstadt brachte. Er hatte geglaubt, dass er leichtes Spiel haben würde und vielleicht sogar mit seiner Vergangenheit Frieden schließen könnte.
Doch es war alles anders gekommen. Janey, die er in all den Jahren nicht hatte vergessen können, war nicht, wie er geglaubt hatte, glücklich verheiratet, sondern alleinerziehende Mutter einer Tochter. Seiner Tochter – und die wollte nichts mit ihm zu tun haben.
Der Einzige, der ihn mit offenen Armen empfangen würde, war Max Devlin. Und nur seinetwegen hatte der den Mut, eine Feier zu besuchen, auf der ihm alle anderen Gäste die kalte Schulter zeigen würden.
Die Feier war schon in vollem Gange, als Noah mit seinem Porsche in die lange Einfahrt fuhr. Er parkte den Wagen und näherte sich zu Fuß langsam der feiernden Menge. Ganz Erskine und Plains City schien anwesend zu sein, und alle aßen, tranken, tanzten und … tratschten.
Noah blieb unter einer riesigen alten Ulme stehen und ließ seinen Blick über die Menge schweifen, bis er fand, wonach er suchte. Jessie spielte mit anderen Kindern Softball, während Janey sich auf der Tanzfläche mit einem der Wandercowboys amüsierte, die jede Saison auf einer anderen Farm arbeiteten. Sie lächelte über eine Bemerkung, die der Mann gemacht hatte, und hob das Gesicht. Der Cowboy beugte sich zu ihr hinunter.
Noah sprang vor, blieb jedoch stehen, als er sah, dass sie dem Kuss auswich und dem Mann etwas ins Ohr flüsterte, worüber er lachen musste.
Noah trat zurück in den Schatten.
„Zumindest hast du in der Stadt Selbstbeherrschung gelernt.“
Noah wirbelte herum und sah Max Devlin wenige Schritte hinter sich. „Das habe ich nicht in der Stadt gelernt“, erwiderte Noah und streckte die Hand aus.
Max nahm sie und schloss seinen alten Freund dann in die Arme. Das war genau das, was Noah gebraucht hatte. „Danke, Max … Danke.“
„Ziemlich harte Heimkehr, was?“
„Nicht gerade das, was ich erwartet hatte.“
„Was hattest du denn erwartet?“
Noah lächelte schief. „Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass ich nicht öffentlich hingerichtet worden bin.“
„Nein. Teer und Feder vielleicht, aber seit hundert Jahren ist hier nichts Schlimmeres mehr passiert.“
„Ich wette, euer Deputy Sheriff hätte nichts dagegen, die alten Sitten wieder aufleben zu lassen.“
Clary stand neben der Tanzfläche, und sein finsterer Blick wanderte abwechselnd zu dem Kerl, der mit Janey tanzte, und zu Noah.
„Hunde, die bellen, beißen nicht“, sagte Max. „Er ist in Janey verknallt.“
„Er ist nicht der Einzige“, sagte Noah und blickte wieder auf die Tanzfläche.
„Du kannst es keinem Mann verübeln, wenn er es versucht, aber Janey …“ Max schüttelte den Kopf, „… lässt niemanden an sich heran.“
„Aus deinem Mund klingt das so, als sei das etwas Schlechtes.“
„Das Leben wäre für sie vielleicht einfacher gewesen, wenn sie …“ Er sprach nicht weiter. „Ach, das geht mich alles nichts an, aber glaube bloß nicht, du könntest in ihr Leben zurückkehren, als wäre nichts geschehen.“
„So dumm bin ich nicht.“
„Nein, du bist ans College gegangen und hast eine gute Ausbildung genossen.“
„Für die ich hart gearbeitet habe.“
„Musstest du dich auch um ein Kind kümmern?“
Noah blickte auf, als er den harten Unterton in der Stimme seines Freundes hörte.
„Musstest du dich vor ihren Eltern rechtfertigen so wie sie? Oder hoch erhobenen Hauptes den Menschen in der Stadt gegenübertreten, die wer weiß was dachten, aber nicht aussprachen? Du hast deine Träume verwirklicht, während sie einen Job annehmen musste, der kaum genug Geld einbrachte, um sich und das Kind durchzubringen, geschweige denn dieses Riesenhaus zu unterhalten.“
„Willst du damit sagen, dass sie kein Geld hat?“
„Sie fährt keinen dreißig Jahre alten Käfer, weil er so schön ist.“
„Ihr Vater war Anwalt. Und Politiker.“
„Ein Anwalt auf dem Land verdient nicht viel Geld. Und ein rechtschaffener Politiker schon gar nicht. Aber darum geht es nicht. Ist dir noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass du mit dem Unterhalt für deine Tochter fast zehn Jahre im Rückstand bist?“
Daran hatte Noah noch gar nicht gedacht, und er schämte sich, das zuzugeben. Er war so damit beschäftigt gewesen,
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