COLLECTION BACCARA Band 0269
essen holen und bemerkte erst zu spät, dass dort Licht brannte.
„Guten Morgen“, sagte Erin, die von ihrem Skizzenblock zu ihm aufblickte. Er sieht müde aus, dachte sie. Seine Dämonen setzten ihm ziemlich zu.
„Was machst du hier?“, fragte er abrupt.
Die Begrüßung war zwar nicht besonders herzlich, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. „Mir sind noch ein paar Entwürfe eingefallen, die ich zu Papier bringen wollte.“ Das war zum Teil sogar wahr. Sie hatte an ihren Entwürfen gearbeitet – während sie auf Tristan wartete.
Er sah erst auf die Zeichnung, dann zu ihr. „Morgens um halb fünf?“
„Warum nicht? Ich war wach.“
„Entschuldige, dass ich dich geweckt habe“, sagte er leise. Er tat Erin unendlich leid, auch wenn seine Verschwiegenheit sie wütend machte.
„Es ist Teewasser da.“ Sie zeigte auf die Teetasse vor sich. „Und die Reste von gestern Abend sind im Backofen.“
„Willst du mich abfüttern?“
„Nein.“
„Sicher? Klingt aber ganz so.“
„Ich habe nicht für dich gekocht, also zählt es nicht.“ Tristans Haar war zerzaust, und wieder trug er kein Hemd. Ihr wurde heiß, als sie auf seinen nackten Oberkörper sah. Doch auch wenn sie gar nicht erst versuchen würde, ihr Verlangen nach ihm zu leugnen, wollte sie ihn nicht verführen, sondern ihm helfen. „Geht das jede Nacht so?“
„Dass ich dusche?“
„Dass du Albträume hast.“
Sein Schweigen sprach Bände.
„Willst du darüber reden?“
„Nein.“
„Kennst du das Sprichwort von dem geteilten Leid?“
„Ja, aber ich halte nichts davon.“
Erin lächelte. „Tja, das ist wohl dein Problem.“ Sie hatte nicht erwartet, dass er sich ihr öffnete. Schließlich kannte sie dieses Verhalten schon von ihrem Vater und Rory. Alle drei hielten nichts davon, über das zu sprechen, was sie bedrückte. „Harter Bursche.“
„Ganz und gar nicht.“
So verletzlich, dachte sie, und es schnürte ihr fast die Kehle zu. Seine Dämonen gehörten ihm, und er würde sich ihr nie anvertrauen. Dennoch versuchte sie, zu ihm durchzudringen. Sie war die Tochter eines ebenso harten Burschen und konnte nicht anders. „Hast du eine Idee, wie du die Albträume loswirst?“
Er nahm sich ein Glas, füllte es mit Wasser aus dem Hahn und trank es aus.
„Ich denke darüber nach, meinen Dienst zu quittieren“, sagte er verbittert. „Ich könnte mir einen anderen Job suchen.“
Erin lehnte sich zurück. Das hatte sie nicht erwartet. Und sie glaubte auch nicht, dass es ihm helfen könnte, sosehr ihr die Vorstellung auch gefiel. „Glaubst du wirklich, das nützt etwas?“
Tristan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“
„Was würdest du machen wollen?“
„Keine Ahnung.“
„Und eine interne Versetzung?“
„Ein Schreibtischjob ist nichts für mich.“
„Niemand kämpft ewig an vorderster Front“, sagte sie behutsam. „Wie lange bist du dabei?“
Schweigen.
Zu lange, dachte sie, stand auf und ging zum Ofen. Sie hoffte, das Essen war heiß genug, denn entweder gab sie ihm etwas zu essen oder sie nahm ihn in die Arme. „Ich glaube, es ist fertig“, sagte sie und holte die Packungen aus dem Ofen.
„Bist du sicher, dass du mich nicht bemutterst?“
„Denk nicht drüber nach.“
„Ich könnte das Essen auf Teller füllen“, sagte er.
Während er auffüllte, achtete Erin darauf, Abstand zu ihm zu wahren. Sie nahm ihren Teller und setzte sich an den Tisch. „Willst du dich wieder hinlegen?“, fragte sie ihn.
„Nein.“
„Aber wir reden jetzt nicht mehr über mögliche andere Jobs?“
„Sofern Gott meine Bitten erhört.“
Sie ignorierte seinen Sarkasmus und überlegte. In spätestens zehn Minuten würden sie aufgegessen haben. Und danach waren da nur noch sie, Tristan, eine Motelsuite und drei leere Betten. „Ich würde dir so gern helfen“, gestand sie freimütig. „Und ich hätte ein paar Vorschläge, die dich vielleicht interessieren.“
„Ich höre.“
„Wir könnten zusammenpacken und losfahren. Männer laufen gern vor ihren Problemen davon.“
„Und der zweite Vorschlag?“ In Gedanken war er wieder bei der heißen Quelle, Erin in seinen Armen.
„Hättest du Lust, Klettern zu gehen?“
„Ein Glück, dass wir uns nicht fürs Klettern entschieden haben“, sagte Erin gute zwei Stunden später, als sie Richtung Inverell fuhren. Sie saß auf dem Beifahrersitz und war wieder in Plauderlaune, was Tristan nur recht war.
Er hatte nichts gegen Small Talk einzuwenden, solange er
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