COLLECTION BACCARA Band 0269
Die Frau zeigte auf ein Gestell mit einer Lupe. Als Erin nickte, legte sie die Steine unter die Lupe und sah sie sich an. „Das ist ein sehr schönes Blau. Aber leider sind die meisten unserer Steine dunkler. Diese Farbe finden Sie am ehesten bei den Ceylon-Saphiren.“
„Ja, ich weiß.“ Aber Ceylon-Saphire konnte sie sich nicht leisten, jedenfalls nicht in der Menge, die sie brauchte. „Ich dachte, ich versuche es trotzdem.“
„Einmal haben wir so eine Farbe gefunden“, sagte die Frau zögernd. „Das war in einem Flöz, den mein verstorbener Mann vor über zwanzig Jahren entdeckte. Die Größe war sogar recht ansehnlich, aber ich weiß noch, dass sie furchtbar schlecht zu schneiden waren. Die meisten ließen wir im Rohzustand.“
„Ich wollte sie sowieso roh kaufen“, sagte Erin. „Haben Sie davon noch welche?“
„Das könnte sogar sein. Aber ich habe keine Ahnung, wo. Vielleicht setzen Sie sich einen Moment, und ich schaue mal nach.“
Sie zeigte auf zwei Besucherstühle. „Das kann eine Weile dauern. Mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es mal war. Sie glauben gar nicht, was ich alles verlegt habe, seit Edward nicht mehr ist. Edelsteine, Scheren, sogar das Fischfutter … Ohne Roger wären die Fische längst tot.“ Sie nickte in Richtung des Aquariums, das in der Mitte des Raumes stand.
„Wer ist Roger?“, fragte Tristan.
„Eine junge Aushilfe.“ Während sie sprach, sah sie die Schubladen hinterm Tresen durch. „Er arbeitete früher in den Schulferien bei uns, und seit Edward nicht mehr ist, kommt er einmal die Woche und kümmert sich um die Fische. Er müsste jeden Moment da sein, die Fische sind am Verhungern. Ah, hier sind sie ja! Ich hatte sie unter ‚K‘ abgelegt, wahrscheinlich für ‚Katastrophe im Anmarsch‘. Hatte ich erwähnt, dass sie schlecht zu schneiden sind?“
„Ja“, sagte Erin, als die Frau die Steine auf den Tresen schüttete. „Aber ich bin ganz optimistisch, dass es die richtigen sind.“
„Was ist mit dem Schneiden?“, fragte Tristan.
„Auch da bin ich optimistisch.“ Bei rohen Saphiren brauchte es ein geübtes Auge, um zu erkennen, welche Farbe sie einmal haben würden, und ein noch geübteres, um sie richtig zu schneiden. Drei Viertel des Umfangs gingen durch den Schnitt verloren, aber die Steine waren groß. Nach dem Schnitt wären immer noch über ein halbes Karat übrig, und genau das brauchte sie. Vorausgesetzt, sie konnte sie schneiden.
Die Türglocke läutete, und ein junger Mann in zerknitterten Sachen kam herein. Er hatte Eimer, Putzsachen für das Aquarium und eine Tüte mit bunten Kieseln dabei. Das musste Roger sein.
„Tag, Mrs. Wal“, sagte er und nickte ihnen freundlich zu, während er zum Aquarium ging. „Tag, Lucinda.“
„Wer ist Lucinda?“, fragte Tristan.
„Lucinda ist ein Engelhai“, sagte Roger und klopfte an das Glas. „Da ist sie. Hallo, meine Schöne.“
„Edwards ganzer Stolz“, seufzte die Frau.
„Edward ist Mrs. Wals verstorbener Ehemann“, flüsterte Erin, ehe Tristan fragen konnte.
„Das weiß ich.“
„Ich habe noch ein bisschen Fischfutter mitgebracht“, sagte Roger und stellte eine Dose oben auf das Aquarium.
„Du guter Junge. Was kriegst du von mir?“
„Ist schon okay, Mrs. Wal. Das war nicht teuer.“
„Trotzdem möchte ich es dir bezahlen“, sagte sie, und Erin stimmte ihr zu. Roger sah nicht aus, als hätte er zu viel Geld. „Wie geht es dem Baby?“
„Das Fieber ist runter, und sie erholt sich wieder. Sie hat es so gut wie überstanden. Wenn Sie wollen, bringe ich sie nächste Woche mit.“ Roger machte sich daran, Kiesel aus dem Aquarium zu fischen. Mrs. Wals Augen leuchteten.
„Sie ist ein ganz süßes kleines Ding“, erzählte sie Erin und Tristan. „Und so still, dass man sie gar nicht bemerkt.“
„Sie erwähnten, dass Sie Steine verlegt hätten“, sagte Tristan, als Erin sich die Saphire unter der Lupe ansah.
„Ja, das passiert mir in letzter Zeit oft. Ich hole sie raus, um sie Kunden zu zeigen, und wenn ich sie das nächste Mal suche, kann ich sie nicht wiederfinden. Seit dreißig Jahren stehe ich in diesem Laden, da sollte man meinen, ich wüsste, was wohin gehört.“
„Vielleicht verlegen Sie sie gar nicht“, sagte Tristan. „Vielleicht bestiehlt Sie jemand. Kleine, regelmäßige Diebstähle fallen nicht weiter auf.“
Erin warf ihm einen strengen Blick zu. Tristan aber sah Mrs. Wal an, die wiederum traurig zu Roger schaute.
„Häufig ist es ein
Weitere Kostenlose Bücher