COLLECTION BACCARA Band 0269
Handgelenk. Sie war wunderschön.
„Dass du dir deinen Charme für später aufhebst, habe ich ja bereits mitbekommen. Aber gilt das auch für kleinere Komplimente?“
„Du willst ein Kompliment?“
Sie nickte. „Und etwas Charmantes.“
„Deine Schuhe gefallen mir“, sagte er.
„Das war der charmante Teil. Und jetzt das Kompliment.“
Tristan musste lächeln. „Kann ich mir das beim Abendessen überlegen?“
„Klar. Aber ich warne dich, ich bin gar kein geduldiger Mensch.“
„Ist mir schon aufgefallen“, sagte er. „Dein Glück, dass du so wunderschön bist.“
„Das war kein Kompliment.“
„Nein, an dem arbeite ich noch.“
„Dein Glück, dass du so gut aussiehst“, murmelte sie. „Können wir gehen?“
Die Brasserie des Pubs war ganz in dunklen Farben gehalten: dunkler Teppichboden, getäfelte Wände und bequemes Mobiliar. Die Beleuchtung war freundlich, und die Geräusche von der Bar und aus dem Gang mit den Spielautomaten sorgten für einen ungezwungenen Rahmen. Erin fand, es war genau das, was Tristan brauchte.
Manchmal tat es gut, sich einfach zurückzulehnen und nichts zu tun.
„Ich nehme das Filet und Salat“, sagte sie, nachdem sie auf die Tafel mit den Speisen gesehen hatte. „Wollen wir uns jetzt darüber streiten, wer bezahlt, oder nachher?“
Tristan zuckte mit den Schultern. „Mir egal.“
Sie entschied sich für jetzt. „Ich möchte mich gern bei dir bedanken, dass du mit mir gekommen bist“, sagte sie ernst. „Für deine Zeit und deine Mühe. Deshalb möchte ich dich einladen.“
Tristan sah sie an. „Du gibst nie auf, oder?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe zwar klare Ziele, aber in Wirklichkeit ist meine Entschlossenheit bisher nie auf die Probe gestellt worden. Ich war zum Beispiel noch nie in einem brennenden Haus und musste raus, obwohl ich wusste, dass noch Leute drinnen waren. Das hat Rory erlebt.“
„Ihm blieb keine andere Wahl“, sagte Tristan.
„Ja, versuch mal, ihm das zu sagen. Ich habe auch noch nie zwei Leute bei einer Minenräumaktion verloren und musste am nächsten Tag ein neues Team auf dasselbe Feld schicken. Das musste mein Vater.“
„Er wurde dazu ausgebildet, schwierige Entscheidungen zu fällen.“
„Ja, und er fällt sie. Das macht es nicht minder schwierig, hinterher mit ihm oder meinem Bruder zu leben. Mein Vater ist ein starker Mann, wie Rory auch, und ich bin stolz auf die beiden. Aber manchmal fühle ich, wie sehr sie quält, was sie erleben, und ich kann ihnen nicht helfen. Das macht mich rasend.“ Sie atmete tief durch. „Ich sehe dich an und denke dasselbe.“
„Du hilfst mir doch“, sagte er leise. „Indem du da bist.“
Wenn sie nicht bald das Thema wechselten, würde sie noch losheulen. „War das ein Kompliment?“
„Nein, an dem arbeite ich immer noch.“
„Mach schneller. Ich könnte jetzt gut eines gebrauchen.“ Auf dem Stuhl neben ihr lag eine gefaltete Zeitung. Sie nahm sie und schlug sie auf. Horoskope. Wenn sie sich recht erinnerte, war Tristan Skorpion. „Hier steht, dass du eine Wohltat empfängst, und dass dir Stärke gepaart mit Liebe Glanz verleihen wird.“
„Hmm.“
„Stimmt. Das mit dem Glanz hat sich bei dir bereits erledigt.“
Sie sah unter „Jungfrau“ nach. „Hier steht, dass meine Stärke in dieser Woche nicht im Verstehen sondern im Geben liegt. Jungfrauen, die etwas Neues lernen, werden reichlich belohnt. Tja, damit wäre das geklärt.“
„Was wäre geklärt?“, fragte er.
„Ich bezahle auf jeden Fall.“
Das Essen war gut, der Wein hervorragend und die Atmosphäre tatsächlich sehr angenehm. Erin hatte ihren Teller schon halb leer gegessen, als sie sah, wie Roger mit einem kleinen blonden Mädchen hereinkam, das nicht älter als ein Jahr sein konnte.
Er nickte dem Barmann zu, der den Kopf Richtung Spielautomatenraum neigte. Roger sagte etwas zu seinem Kind, das ihn anlächelte, dann verschwanden beide in dem hinteren Raum. „War das nicht Roger?“, fragte sie Tristan.
Er bejahte stumm.
Fünf Minuten später tauchte Roger wieder auf. Er hatte das kleine Mädchen immer noch auf dem Arm, allerdings auch noch eine junge Frau an der Hand, die verweint aussah. Roger wirkte bedrückt. Die drei waren auf halbem Weg zur Tür, als Roger sie entdeckte. Er wandte sofort das Gesicht ab.
Erin dachte schon, das war’s, da drehte Roger sich noch einmal zu Tristan um. Die beiden tauschten Blicke, dann sah Roger kurz Erin an und rang sich ein gequältes Lächeln ab,
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