COLLECTION BACCARA Band 0269
wir etwas Gutes.“
So habe ich mir das nicht vorgestellt, dachte Erin frustriert. Sie wollte nicht dasitzen und ihn sprachlos anstarren, weil sein Problem viel zu groß und unlösbar schien. Sollte sie ihn nicht trösten? Müsste sie nicht etwas Kluges oder Mitfühlendes sagen?
Eine falsche Entscheidung also. Vielleicht war es sogar die richtige gewesen, und nur die Konsequenzen waren falsch. Das war es, womit Tristan tagtäglich zu tun hatte. Deshalb hatte er Albträume und war desillusioniert.
Sie konnte ihm höchstens raten, Abstand zu gewinnen, sich nicht zu viele Gedanken zu machen und es für eine Weile anderen zu überlassen, Recht und Gesetz zu vertreten.
So gern sie ihm auch helfen würde, sie wusste einfach nicht wie.
Wortlos stiegen sie ins Auto. Tristan fuhr, obwohl sie eigentlich zurückfahren wollte, aber sie sagte nichts. Er hatte sein Schweigen gebrochen und würde das sicher als Schwäche ansehen.
Der Regen hatte aufgehört, aber es war immer noch bedeckt. Erin blickte sich um. Sie waren im Schafzüchtergebiet, und rechts und links fanden sich nichts als Weideland und hier und da ein Stall oder ein Scherstand. Wenn ihr doch etwas einfallen würde, um Tristan abzulenken und ihm zumindest ein kleines Lächeln zu entlocken. „He, da steht noch so eine alte Rostlaube wie die, die du Frank abgekauft hast!“
„Wo?“ Tristan drosselte das Tempo.
„Da drüben bei der Scheune, links, halb im Gras.“ Bei näherem Hinsehen sah der Wagen dem anderen allerdings nicht sehr ähnlich.
„Das ist ein FJ-Holden-Lieferwagen“, sagte Tristan, und seinem Ton nach musste das gut sein.
„Wir halten an?“
„Klar, wir sollten ihn uns genauer ansehen.“
Bereitwillig stieg sie aus und folgte Tristan zu dem Wagen. Als er das alte Autowrack betrachtete, leuchtete ein Funken Hoffnung in seinen Augen auf, und den wollte sie um nichts in der Welt zerstören.
„Sieh dir diese Formen an“, sagte er, als sie neben dem Wagen standen.
Ja, das musste einmal ein hübsches Auto gewesen sein, aber was Tristan jetzt sah, entsprang wohl eher seiner Fantasie.
„Ich könnte den restaurieren. Ob er wohl noch fährt?“
Erin fragte sich, ob er überhaupt einen Motor hatte.
Hatte er nicht.
„Ich könnte einen Grill unter der Motorhaube einbauen“, sagte Tristan, „oder einen Pizzaofen.“
„Du kannst auch einen Gartenbrunnen draus machen. Das Wasser sprudelt von oben herab und wird von den Scheibenwischern an den Seiten heruntergeleitet. Deine Nachbarn wären begeistert.“
„Ich könnte ihn auch als Lagerraum benutzen“, sagte er und steckte den Kopf in den Wagen. „So wie Frank seinen Ford.“
„Dann bräuchtest du Türen. Aber die fehlenden Sitze wären ein echter Vorteil.“
„Oder ich mache eine Hundehütte daraus.“
„Ich wusste gar nicht, dass du einen Hund hast.“
Er ging einige Male um den alten Truck herum, bevor er ein paar Schritte zurücktrat und ihn bewundernd ansah. „Ich frag mal, was der Besitzer haben will.“
Erin nickte lächelnd. „Tu das.“
„Das Abendessen sollte heute feierlich sein“, sagte Erin.
„Meinst du so richtig mit Luftballons?“, fragte Tristan. Er hatte versucht, wieder auf Distanz zu gehen, seit sie zurück im Motel waren, aber Erin blockierte ihm sämtliche Auswege.
„Ich meine gutes Essen, guter Wein, eine schöne Atmosphäre und angenehme Gespräche. Aber ich gebe mich auch mit drei von vier Zutaten zufrieden.“
„Glaubst du, das Essen wird nicht so besonders?“
„Oho, ein Scherz! Ich bin höchst beeindruckt. Ich dachte, wir könnten im Pub essen. Dort gibt es die besten gegrillten Steaks und die angenehmste Atmosphäre in der ganzen Stadt. Jedenfalls behauptet das dieser Prospekt.“
„Das nennt man Werbung“, bemerkte er trocken.
„Und sie wirkt“, sagte Erin. „Denn mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Was sagst du?“
Sie war in seinem Zimmer, hockte auf der Tischkante und versprühte eine Fröhlichkeit, die fast kämpferische Züge annahm.
„Ich bin wirklich müde“, sagte er.
„Das ist auch gut so, und deshalb gehen wir lieber jetzt als später. Mit dem Bauch voller Steak und Kartoffeln kannst du nachher umso besser schlafen.“
Er mochte Steak und Kartoffeln. „Muss ich mich umziehen?“
„Nein, du siehst perfekt aus.“ Sie musterte seine Jeans und sein T-Shirt und seufzte. „Wie seh ich aus?“
„Gut.“ Sie trug ein himmelblaues Sommerkleid, Sandalen und mehrere dünne goldene Armreifen an einem
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