Collection Baccara Band 0282
Er hatte gestern Abend entschieden zu viel gegessen und eine schlechte Nacht gehabt.
Zuerst ließ er es langsam angehen. Nach einigen Bahnen hatte er seinen Rhythmus gefunden und kraulte kraftvoll durch das Wasser, während er seine Gedanken schweifen ließ. Sie glitten unwillkürlich zu Mercy.
Die gesamte Situation mit ihr war nicht unproblematisch. Will fühlte sich deswegen unbehaglich. Mercy war so hinreißend, aufrichtig und arglos. Nun, da sie ihre Scheu abgelegt hatte, konnte er ihre Persönlichkeit wahrnehmen. Sie hatte Humor, war hilfsbereit und klug und konnte sich an schönen Dingen freuen. Und von Tag zu Tag kam sie ihm attraktiver vor. Es war aufregend gewesen, sie zu küssen. Er konnte sich nicht erinnern, wann ein Kuss das letzte Mal so süß und zärtlich gewesen war.
Warum war er gestern Abend einfach gegangen? Er wusste doch, dass er das Spiel bereits gewonnen hatte. Mit seiner Zuneigung zu Buster und dem harmonischen gemeinsamen Abendessen hatte er Mercy für sich eingenommen. Hätte er sie auf sein Zimmer eingeladen, wäre sie zweifellos mit ihm gegangen. Er hätte mit ihr schlafen können. Ihre Signale waren eindeutig gewesen. Damit kannte Will sich aus. Und irgendwann im Verlauf der Nacht hätte er sie dazu gebracht, ihm mehr Informationen über Lulus Besitzer und den Tagesablauf in der Tierpension preiszugeben.
Er war überzeugt, dass der geheimnisvolle Besucher im Pet-Quarters gestern Nacht Drina gewesen war. So etwas sah ihr ähnlich. Sie hatte einen Weg gefunden, um sich Zugang zu verschaffen. Er konnte sich nur nicht vorstellen, wie ihr das gelungen war.
Merkwürdig war allerdings, dass Lulus Halsband nicht gestohlen worden war. Aber vielleicht hatte sie es durch ein Imitat ersetzt. Zuzutrauen wäre ihr das.
Es war sehr wichtig herauszufinden, ob Lulu nun eine Fälschung trug. Aber dazu musste er erst einmal an das Halsband herankommen. Zunächst würde er überprüfen, ob Drina sich noch im Hotel befand. Denn wenn sie bereits im Besitz des echten Schmucks war, hätte sie längst das Weite gesucht und ihren armen Hund sich selbst überlassen.
Als seine Arme zu schmerzen begannen, legte er sich auf den Rücken, entspannte sich und ließ sich treiben.
Das Schwimmbad war genauso geschmackvoll gestaltet wie der Rest des Hotels. Durch große Oberlichter fiel Sonnenlicht auf das Wasser. Grauer Marmor und glänzender Chrom bildeten einen reizvollen Kontrast zu den Ruheliegen und üppigen Grünpflanzen. Gleich neben dem Schwimmbecken befand sich ein großer Whirlpool. Dahinter gab es eine gut bestückte, jetzt allerdings verwaiste Bar mit einladenden Sitzgruppen für erschöpfte Schwimmer.
Er überlegte kurz, ob er Mercy nicht einmal in den Whirlpool einladen sollte. Hier wäre es bestimmt nicht schwer, sie zu verführen. Doch sofort verwarf er den Gedanken wieder. Als Hotelangestellte durfte sie solche Annehmlichkeiten bestimmt nicht nutzen. Sie waren üblicherweise den Gästen vorbehalten.
Also kam nur sein Zimmer infrage. Er wollte das Risiko für Mercy so gering wie möglich halten und dafür sorgen, dass sie unbeschadet und mit guten Erinnerungen aus der ganzen Sache herauskam. Soweit es irgend möglich war, würde er sie auch vor Drina schützen. Mercy gehörte ins Hush. Es lag Will am Herzen, dass sie ihren Job noch hatte, wenn diese Angelegenheit erledigt war.
Als das Ziehen in seinen Armen nachgelassen hatte, schwamm er mit kräftigen Zügen weiter.
An diesem Abend kehrte Will um kurz nach sieben ins Hotel zurück. Anstatt direkt in die Tierpension zu gehen, suchte er erst einmal sein Zimmer auf. Er brauchte eine heiße Dusche. Und einen Drink.
Es war ein anstrengender Tag gewesen. Anstrengend, aber erfolgreich. Über Lulus Besitzer George und Ivy Morris hatte er Erstaunliches herausgefunden. Sie hatten Geld, und zwar sehr viel. Genug, um das Hush zu kaufen und noch zwei andere Hotels dazu. Wie es schien, war Lulu ihr einziger Lebensinhalt. Sie hatten keine Kinder. Das Diamanthalsband war nichts im Vergleich zu dem, was der Hund im Falle des Todes der beiden einmal erben würde.
Diese Leute waren vollkommen verrückt. Fiel ihnen nichts Besseres ein, als ihr gesamtes Vermögen einem verdammten Hund zu vermachen?
Will mochte Hunde. Besonders Buster war ihm ans Herz gewachsen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn zu behalten, würde er es tun. Aber er würde ihm ganz gewiss nicht sein Vermögen überlassen.
So, wie die Dinge nun einmal waren, konnte er nur dafür sorgen, dass
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