Collection Baccara Band 0292
er erst mal, ob er den Anruf nicht lieber ignorieren sollte. Ein Gespräch mit seinem Dad konnte nervenaufreibender sein als drei Katastrophentage an der Börse. Und selbst wenn’s heute nicht so schlimm sein sollte – was sein Vater ihm zu sagen hatte, tat ihm niemals gut.
Aber was soll’s? Adam seufzte. Er mochte sich nicht verleugnen. „Hallo?“
„Verdammt noch mal, wie lange brauchst du, bis du ans Telefon gehst?“
Was für eine nette Begrüßung. „Hallo, Dad. Wie geht’s dir?“
„Wie’s mir geht? Wie soll’s mir wohl gehen? Mir geht’s miserabel.“
Aha. Vertraute Töne. Billy Hale fluchte, jammerte und meckerte, solange Adam denken konnte. „Tut mir leid, das zu hören.“ Und wie leid es ihm erst tat, sein Handy nicht einfach ausgeschaltet zu haben.
„Schuld an meinem Elend ist die verfluchte IRS . Die haben in meinen Unterlagen geschnüffelt und behaupten jetzt dreist, wir würden ihnen Geld schulden.“
„Die Finanzbehörde?“ Adam spürte, wie ihm flau wurde. „Ihr hattet eine Steuerprüfung? Wann denn?“
„Gleich nach Neujahr. Als Grund haben sich diese Banditen irgendwas ausgedacht. Von wegen, deine Mutter hätte die Erträge aus ihrem Kräutergarten nicht versteuert. Warum sollte sie auch? Den Kräutergarten hat die Polizei doch im letzten Jahr umgepflügt. Und jetzt haben diese Typen vom Finanzamt den Nerv zu behaupten, wir müssten dafür nachträglich Steuern zahlen.“
O Gott, bitte! Lass es nicht wahr sein! „Hattet ihr wieder Marihuana angebaut?“, fragte Adam vorsichtig, obwohl er die Antwort längst kannte.
Mit sechzehn hatte er mal einen dieser „Kräutergärten“ eigenhändig zerstört und alle Pflanzen verbrannt. Danach hatten seine Eltern monatelang nicht ein einziges Wort mit ihm gesprochen. Was eigentlich gar nicht so übel gewesen war, denn so hatte er wenigstens in Ruhe für die Schule lernen können.
„Ja, von irgendwas muss man ja leben“, meinte Billy schroff. „Deine Mom hat die Studenten der hiesigen Uni damit versorgt. Denen hat’s geholfen, sich während des harten Studiums mal ein bisschen zu entspannen. Und wir haben ein Vermögen damit gemacht. Also, wem schadet’s?“
„Dad, du weißt genau, dass der Anbau von Rauschmitteln verboten ist und der Vertrieb erst recht.“
„Verboten, ja, aus reiner Schikane! Nur weil die Gesundheitsbehörde das Märchen verbreitet, diese harmlosen Pflanzen könnten jemandem schaden. Dass ich nicht lache! Gut, einige Jungs von der Uni haben Herzprobleme bekommen, aber das können nur Schwächlinge gewesen sein. Charakterlose Spießer, denn diese Burschen waren es, die deine Mutter verpfiffen haben.“
„Es läuft also ein Strafverfahren gegen Mom?“ Das wievielte? Adam mochte nicht darüber nachdenken.
„Ist längst eingestellt“, berichtete sein Dad. „Und damit sollte die Sache ja wohl erledigt sein. Aber nein, jetzt schikaniert uns das Finanzamt. Diese Blutsauger! Ich denk gar nicht dran, denen auch nur einen Cent zu überweisen.“
„Sie bestehen jedoch auf ihrer Forderung und drohen mit einer Haftstrafe, falls du nicht zahlst. Stimmt’s?“
„Sie wollen mich und deine Mom hinter Gitter bringen. Es sei denn, wir überweisen den Betrag plus der Geldstrafe für Steuerhinterziehung. Aber unser Konto ist leer.“
Aha. Jetzt kamen sie zum eigentlichen Grund des Anrufs. „Wie viel brauchst du denn?“
Sein Vater nannte eine Summe, die Adam erbleichen ließ. Und am liebsten hätte er jetzt aufgelegt und es seinen Eltern überlassen, einen Ausweg aus ihrem Schlamassel zu finden. Aber trotz seiner unglücklichen Kindheit wollte er nicht, dass die beiden im Gefängnis landeten. „Ich überweise zehntausend. Das sollte reichen, damit euch das Finanzamt einige Wochen Aufschub gewährt.“
„Nein, Dummkopf, das wird nicht reichen. Und ich ahne, wie viel Geld du an der Börse scheffelst. Also hast du für deine armen Eltern ja wohl mehr übrig als mickrige zehntausend.“
Adam ballte die Hand zur Faust. „Zehntausend Dollar sind eine stolze Summe. Außerdem kann ich nicht mehr flüssig machen. Der Rest meiner Ersparnisse ist fest angelegt.“
„Nun, Mr. Börsen-Schlaukopf, dann sieh zu, wie du aus diesen Anlagegeschäften rauskommst, sonst werden deiner Mutter morgen Handschellen angelegt.“
„Sag mal, Dad, warum verkaufst du nicht deine Harley? Sie ist ein Oldtimer. Ich wette, mit dem Erlös könntest du eure Steuerschulden begleichen.“
„Vergiss es, Junge. Die Harley gebe ich nicht
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