Collection Baccara Band 0313
ihr gesagt hatte.
Am Freitagvormittag, als sie gerade ihr Zimmer verlassen wollte, bemerkte sie, dass das Leuchtsignal des Telefons neben dem Bett blinkte. Nathan lag in seinem Kinderbett und schlief. Tate und Clive waren wegen einer Autoreparatur in der Garage, und Peggy konnte das Klingeln des Telefons nicht hören, weil sie in einem anderen Trakt des Hauses staubsaugte. Da Gemma dachte, dass der Anruf wichtig sein könnte, nahm sie den Hörer ab und hätte ihn beim Klang der Männerstimme am anderen Ende der Leitung fast wieder fallen lassen.
„Also wenn das nicht Gemma Watkins ist … äh, Verzeihung. Gemma Chandler muss ich ja jetzt sagen, nicht wahr?“, meinte Drake Fulton süffisant.
„Was willst du, Drake?“
„Nun, ich sollte dir gratulieren. Eine Heirat und einen Sohn. Gut gemacht, Gem.“
Sie hasste es, wenn er sie Gem nannte. Dass tat er nur, wenn sonst niemand zuhörte. „Willst du Tate sprechen?“
„Ja, das wollte ich.“ Er nahm nicht zur Kenntnis, wie kurz angebunden sie war. „Ich wollte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich nicht zur Hochzeit kommen konnte. Aber ich hielt es – unter diesen Umständen – für das Beste, und Tate hat mir beigepflichtet.“
„Ich richte Tate aus, dass du angerufen hast.“
„Nicht nötig“, meinte er fröhlich. „Ich melde mich ein anderes Mal bei ihm.“
„Auf Wiederhören, Drake.“ Mit zitternden Händen legte Gemma auf und sank auf das Bett. Ihre Gedanken überschlugen sich. Drake hatte nicht angerufen, um mit Tate zu sprechen, sondern weil die geringe Chance bestanden hatte, dass sie ans Telefon ginge. Anderenfalls hätte er Tate ganz einfach per Handy erreicht. Sie musste heraus aus diesem Haus. Ihr war übel. „Ich mache einen Spaziergang zum See“, sagte sie zu Peggy, als sie an ihr vorbeiging, und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Könnten Sie ein Auge auf Nathan haben? Ich glaube, er schläft noch eine Weile.“
„Natürlich.“
„Danke. Ich brauche ein bisschen frische Luft.“ Als sie ihren Zufluchtsort am See erreichte, sank sie auf eine Bank am Ufer. Keinesfalls konnte sie Tate von Drakes Anruf erzählen. Er unterstellte ihr, das irgendwie organisiert zu haben, um mit seinem besten Freund reden zu können. Denn er war blind, wenn es um sie ging, und total befangen, was Drake betraf.
Verdammt, sie konnte ihm noch nicht einmal anvertrauen, wie unbehaglich sie sich bei dem Telefongespräch gefühlt hatte, sonst sagte er noch, sie bilde sich das nur ein. Oder dass sie noch mehr Probleme heraufzubeschwören versuche. Damals war er nicht bereit gewesen, ihr zuzuhören. Heute würde er es auch nicht tun. Denn er hatte keine Ahnung, dass es Drakes Methode war, vor den anderen freundlich zu tun und sich als Tates bester Freund auszugeben, während er versuchte, sie ins Bett zu bekommen.
Wenn sie Drakes Charme vor zwei Jahren erlegen wäre und mit ihm geschlafen hätte, hätte er sie zweifellos genauso schnell fallen lassen, wie Tate es getan hatte. Drake hatte es damals absolut nicht gefallen, dass sie seine Avancen ignoriert hatte, und heute gefiel ihm das gewiss genauso wenig. Wie weit ginge er wohl jetzt, da sie mit Tate verheiratet und Mutter war? Gemma hatte den Verdacht, dass er erst Ruhe gäbe, wenn er ihre Beziehung zu Tate zerstört hatte. Plötzlich bedeutete ihr das lose Band, das ihre Ehe darstellte, alles. Sie wollte es nicht verlieren.
Ein Pferd mit einem Reiter tauchte auf der Anhöhe auf. Sie stöhnte und wünschte, woanders hingegangen zu sein. Konnte sie hier nirgendwo ungestört sein? Gesellschaft war das Letzte, was sie jetzt brauchte.
Rolly sah sie und winkte. „Ich dachte nicht, Sie heute Morgen zu treffen“, sagte er, als er näher kam.
Gemma stand auf und rang sich ein Lächeln ab. „Es war zu schön, um drinnen zu bleiben.“
„Ich bin später dran als üblich. Ich musste einen Job für meinen Dad erledigen.“ Er stieg vom Pferd. „Wo ist Ihr Sohn?“
„Im Haus. Aber Tate bringt ihn bald her, damit er die Schwäne sehen kann.“
„Mag er die Schwäne?“ Rolly schien in Gedanken mit etwas beschäftigt zu sein, als er die Zügel fallen und das Pferd zum Ufer gehen ließ.
„Ja.“ Gemma musterte ihn. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
Er druckste herum. „Mein Dad möchte, dass ich meine Mutter besuche“, antwortete er schließlich.
Eine Familienangelegenheit also. Der Teenager tat ihr leid. Er war nett zu ihr gewesen, und sie konnte ein bisschen Ablenkung von ihren Problemen
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