Collection Baccara Band 0314
„Hier. Wirf mal einen Blick hinein. Dann reden wir weiter.“ Es wirkte in seinen großen Händen seltsam klein. Er warf ihr einen irritierten Blick zu.
„Was soll das?“
„Sieh es dir an, Nick“, sagte sie ruhig.
Er zuckte mit den Schultern und schlug es auf. Während er Seite für Seite umblätterte, beobachtete sie ihn unverwandt. Dies war der Moment, auf den sie so lange gewartet hatte. Aufmerksam studierte sie seinen Gesichtsausdruck. Keine noch so kleine Regung entging ihr. Da er sich immer mehr in die Lektüre vertiefte, entspannte Jenna sich allmählich. Es war ein Tagebuch, das sie nur für diesen Zweck angelegt hatte. Die wichtigsten Stationen des vergangenen Jahres waren dort auf zwanzig Seiten mit Fotos, Zeichnungen und kurzen Notizen festgehalten. Wie sie ihren Job verlor, wie sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr und schließlich die Geburt ihrer Zwillinge.
Es schien ihr der einfachste Weg, um Nick auf den neusten Stand zu bringen. Auf den Stand, Vater zu sein. Vater von Zwillingen, die er noch nie leibhaftig gesehen hatte. Deshalb war sie hier und sprach mit dem Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte, ohne sie noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Nachdem er die letzte Seite gelesen hatte, hob er den Blick und sah sie an. Sie hätte schwören können, Eiskristalle in seinen Augen zu sehen, so kalt war sein Blick.
„Ich soll also tatsächlich glauben, dass ich der Vater deiner Kinder bin?“
„Sieh sie dir noch einmal genau an“, bat sie, wobei ihr Herz heftig klopfte. „Sie sehen dir sehr ähnlich.“
Er folgte ihrer Bitte, aber um seine Lippen spielte ein ironisches Lächeln.
„Eine Menge Menschen haben schwarzes Haar und blaue Augen.“
„Aber nicht viele von ihnen haben auch noch ein Grübchen auf der linken Wange.“ Sie nahm ihm das Tagebuch aus der Hand, suchte die richtige Seite und deutete auf ein Foto der Zwillinge. „Jeder deiner Söhne hat dieses Grübchen. Genau wie du.“
Seine Bewegung wirkte zärtlich, als er langsam mit einem Finger über die Gesichter der Babys strich. Diese Geste berührte Jenna tief. Für einen kurzen Moment wirkte Nick verletzlich, aber der Augenblick verging. Seine Gesichtszüge verhärteten sich wieder.
„Lass uns annehmen, du lügst nicht, und die Kinder sind wirklich von mir …“
„Das sind sie“, unterbrach sie ihn mit fester Stimme.
„Warum hast du mir bis jetzt nichts davon gesagt?“, fuhr er ungerührt fort. „Warum hast du so lange gewartet? Wie alt sind die Kinder inzwischen?“
„Vier Monate.“
„Vier Monate also, und der Gedanke, mich schon früher darüber in Kenntnis zu setzen, ist dir nie gekommen?“
Jenna ließ enttäuscht die Schultern sinken. So viel zum Thema Verletzlichkeit. „Du bist gut. Nachdem du mich monatelang ignoriert hast, regst du dich jetzt darüber auf, dass ich dich nicht eher informiert habe?“
„Was meinst du damit?“
Sie schüttelte unwillig den Kopf. Insgeheim beglückwünschte sie sich zu dem Entschluss, jede einzelne ihrer Mails an ihn nicht nur zu speichern, sondern auch auszudrucken und mitzubringen. Sie kramte kurz in ihrem Koffer und beförderte einen großen Umschlag hervor, den sie ihm reichte. „Da, bitte. Dieser Umschlag enthält alle Mails, die ich dir geschickt habe. Wie du den Datierungen entnehmen kannst, habe ich dir jede Woche eine gesendet. Manchmal sogar zwei, und zwar das ganze letzte Jahr über.“
Während er ihr zuhörte, öffnete er den Umschlag und blätterte durch die losen Seiten.
„Ich …“ Er brach ab und blickte verlegen auf den Stapel Papier in seiner Hand.
Jenna nutzte seine momentane Sprachlosigkeit. „Seit ich von meiner Schwangerschaft wusste, habe ich versucht, dich zu erreichen.“
„Wie sollte ich wissen, was du mir mitteilen wolltest? Ich dachte, du wärst hinter meinem Geld her.“
Angesichts dieser Beleidigung schnaubte sie zornig und hielt sich nur mühsam davon ab, ihm kräftig gegen das Schienbein zu treten. Es sah ihm ähnlich, zu glauben, den Frauen in seinem Leben ginge es nur um Geld. Andererseits war er tatsächlich fast ausschließlich von Menschen umgeben, die entweder für ihn arbeiteten oder sich einen Vorteil von ihrer Bekanntschaft mit ihm versprachen.
Sie hatte nie etwas anderes von ihm gewollt als seine Zuneigung, in seinen Armen zu liegen, seine Küsse. Zärtlich geflüsterte Worte in der Nacht. Er hatte ihr jedoch nicht geglaubt.
Nun hatte die Situation sich grundlegend geändert. Jetzt ging es ihr wirklich um
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