Collection Baccara Band 0320
dafür. Sarah kannte Sex and the City: In der Serie sahen die Frauen am Morgen danach normalerweise gut aus.
„Morgen.“ Harris stand auf einmal in der Tür, und der heisere Klang seiner Stimme wirkte sehr verführerisch. Er hatte geduscht und sich rasiert. Wieder musste sie an einen Wikinger denken. Harris’ Augen schienen so kalt wie die Nordsee.
Sarah bemerkte, dass er ihrem Blick auswich. Reuegefühle, dachte sie. Eigentlich hatte sie geglaubt, dass sie die Einzige wäre, die davon geplagt wurde.
„Guten Morgen“, erwiderte sie. Verlegen griff sie sich ins Haar, um es glatt zu streichen. Der Nachteil ihrer Naturkrause war, dass ihre Frisur gleich nach dem Aufstehen an die Perücke einer Vogelscheuche erinnerte. Sarah brauchte keinen Spiegel, um sich dessen zu versichern. Es erschien ihr nicht fair, dass Harris im Gegensatz zu ihr wie ein Model kurz vor einem Fotoshooting für das GQ- Magazin aussah.
„Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht.“ Er hielt ein Stück Seife, eine Zahnbürste und Zahnpasta in der Hand.
„Danke.“
Als sie nach der Zahnbürste griff, gab er sie ihr allerdings nicht. Stattdessen strich er ihr eine der wilden Locken hinters Ohr. Zum ersten Mal, seit sie allein aufgewacht war, keimte Hoffnung in ihr auf. Die Berührung war leicht. So leicht, dass Sarah Angst hatte, dass sie sich alles nur eingebildet hatte.
Sie schluckte und suchte nach den richtigen Worten. Wie konnte sie Harris überzeugen, dass sie beide vielleicht eine Chance auf mehr als Sex hatten?
„Verdammt, du fühlst dich so gut an“, murmelte er.
Langsam kam sie ihm näher und schloss den kleinen Abstand zwischen ihnen. Sie streckte die Arme nach ihm aus, um ihn wieder ins Bett zu holen. Das schien der einzige Ort zu sein, an dem sie auf einer Wellenlänge waren.
Doch er trat einen Schritt zurück. Sarah kam es so vor, als ob er sie geohrfeigt hätte. Sie schlang die Arme um ihre Taille und schaute sich nach ihrer Handtasche um. Da sie sie nicht finden konnte, ging sie an Harris vorbei ins Wohnzimmer. Dort fand sie schließlich die Tasche.
„Verdammt, Sarah!“, rief Harris und folgte ihr. „Ich habe mir geschworen, dich nicht wieder anzurühren.“
„Warum?“ Unwillkürlich überlegte sie, ob das eine feste Regel für ihn war.
„Ich finde, wir sollten reden.“ Er rieb sich die Stirn. Sollte dies etwa auch für ihn keine Routineangelegenheit sein?
„Das klingt nicht gut“, meinte sie vorsichtig.
„Ich würde auch lieber das ganze Wochenende mit dir in meinem Bett verbringen.“
Nur zu gern hätte sie ihn freudig dazu ermuntert. Allerdings warnte eine innere Stimme sie davor, sich voll und ganz auf Harris einzulassen. „Ich hätte nichts dagegen“, erwiderte sie zurückhaltend.
„Doch, das hättest du. Du würdest dir Sorgen um deine Geschwister und das Restaurant machen.“
„Wenn du mich berührst, kann ich nicht klar denken.“
„Sag nicht solche Sachen. Ich versuche gerade, mich anständig zu verhalten.“
Die Aufrichtigkeit in seinen Worten bewegte sie zutiefst. „Das brauchst du nicht.“
„Verdammt, ja, das muss ich.“
Sarah hatte gesehen, wie unnachgiebig Harris mit sich selbst war: Letzte Nacht war er irgendwann aufgestanden, um zu arbeiten. Sie hatte ihn gefunden und ins Bett zurückgeholt. Der Vorfall hatte ihr jedoch gezeigt, wo er mit seinen Gedanken war – nämlich genau da, wo er sich am wohlsten und am sichersten fühlte.
Nun wandte sie ein: „Du bist zu hart zu dir selbst.“
Harris knurrte mürrisch und schwieg.
Was bedeutete das? Warum reagierten Männer so eigenartig, wenn sie keine Lust hatten, zu reden? Spontan traf sie eine Entscheidung. „So kann ich mich nicht mit dir unterhalten. Ich muss unter die Dusche und brauche frische Wäsche.“
Harris nickte. „Ich werde Ray anrufen. Er soll dich nach Hause bringen. Wir können uns später zum Lunch treffen. Läuft dein Wagen wieder?“
„Mein Auto ist in Ordnung.“
„Also dann Lunch?“
Sarah wollte schon zustimmen. Aber sie erkannte eins: Harris wusste offenbar selbst nicht, was er wollte. Anscheinend wollte er sie besser kennenlernen – doch zugleich drückte seine Körpersprache etwas anderes aus. Hatte er Angst davor, verletzt zu werden?
„Warum kommst du nicht mit zu mir nach Hause?“, schlug Sarah vor. „Ich mache uns ein nettes Frühstück, und dabei können wir reden.“
Harris hatte keine Ahnung, wie er in dem kleinen Bungalow gelandet war. Aber nun war er tatsächlich bei Sarah zu
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