Collection Baccara Band 322
Schuldgefühle einzureden, weil ich dir keine heiße Schokolade aus meinem Privatvorrat zubereiten wollte.“
„Ich habe es nicht nur versucht“, erinnerte er sie und trank einen weiteren Schluck, „ich habe es auch geschafft.“
„Ja, hast du. Und jetzt entschuldige mich bitte, denn ich muss diesen Artikel zu Ende redigieren.“
„Du gibst mir zu verstehen, dass ich gehen soll?“
„Kluger Mann.“ Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch.
„Danke für die heiße Schokolade, Erika.“
„Gern geschehen.“ Sie zwang sich, ihre Konzentration auf den Artikel zu richten. Nach dreißig Minuten streckte sie sich und schaute auf ihre Frosch-Uhr. Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster, hinunter auf die Straße. Der Verkehr schien nicht mehr ganz so dicht zu sein. Sie könnte eine U-Bahn erwischen, ohne gegen zusätzliche Fahrgäste ankämpfen zu müssen, die normalerweise das Auto nahmen und nur bei solchem Wetter auf öffentliche Verkehrsmittel umstiegen.
Sie wickelte sich ihren Schal um den Hals, zog den Mantel an und setzte ihre Mütze auf. Dann schnappte sie sich ihre Handtasche, schaltete das Licht aus und ging. Dummerweise musste sie auf dem Weg zum Fahrstuhl an Gannons Büro vorbei. „Gute Nacht“, rief sie, ohne stehen zu bleiben.
„Wenn du noch eine Minute wartest, fahre ich dich nach Hause.“
Das Angebot ließ sie innehalten. Eigentlich wollte sie es vermeiden, mit Gannon zusammen in einem Wagen zu sitzen, aber bei diesem Wetter eine Fahrt in einem behaglich warmen Gefährt abzulehnen, das sie direkt vor ihre Haustür brachte, wäre dumm, zumal sie von der U-Bahn-Station noch zwei Blocks durch den Schneeregen würde gehen müssen.
„Ja, danke, ich warte“, sagte sie daher.
Gannon trat in einem langen schwarzen Wollmantel aus dem Büro. Auf seinem Kaschmirschal prangten seine Initialen. „Ich habe nur schnell mit meinem Fahrer telefoniert. Er erzählte, es gibt überall Stromausfälle. Ich bin froh, dass unser Bürogebäude einen eigenen Stromgenerator hat.“
„Normalerweise habe ich kein Problem damit, wenn der Strom mal ausfällt“, erklärte Erika. „Meistens dauert es ja nur ein paar Stunden. Allerdings hatte ich mich schon auf meine Heizdecke gefreut.“
„Kann der GDA dich nicht wärmen?“, erkundigte er sich und drückte den Fahrstuhlknopf.
„Könnte er sicher, wenn ich ihn eingeladen hätte“, erwiderte sie und fühlte sich ein wenig gereizt wegen seiner permanenten Anspielungen auf Gerald, obwohl er ihn nicht einmal kannte. „Nur wurde die Cocktailparty abgesagt, wir mussten unser Date also verschieben. Warum interessiert dich das so?“
Die Fahrstuhltür glitt leise zischend auf, und sie betraten die Kabine.
„Ach, ich mache nur ein bisschen Konversation. Ist dein Freund denn ein heikles Thema für dich?“
„Nein“, antwortete sie, doch es kam ihr vor, als würde sie nicht ganz die Wahrheit sagen. Sie revanchierte sich. „Wie geht es Lydia?“
Die Frage war ihm sichtlich unangenehm. „Lydia?“
„Warst du nicht mit ihr zusammen, nachdem du mit mir Schluss gemacht hast?“
„Ich habe nicht mit dir Schluss gemacht“, behauptete er.
„Oh doch, hast du. Ich kann das, was du gesagt hast, als du mit mir Schluss gemacht hast, Wort für Wort wiederholen: Gerüchte über eine Affäre mit dir fallen auf mich zurück. Ich glaube, wir müssen die Sache ein wenig abkühlen lassen. Es wäre weder für meinen noch für deinen Ruf gut.“
Sie erreichten das Erdgeschoss, und die Tür glitt auf.
„Der Wagen ist da. Wir können die Unterhaltung später fortsetzen.“ Er ging voran.
Der Wind wehte ihr kalte Schneeflocken ins Gesicht.
Der Fahrer hielt die Wagentür auf. „Guten Abend, Mr Elliott. Ma’am.“
„Tut mir leid, dass Sie bei dem Wetter losmüssen“, sagte Gannon, während er wartete, bis sie eingestiegen war.
Beinah hätte sie angesichts der kuscheligen Temperatur im Innern des Wagens vor Wonne geseufzt. Leise Jazzmusik war zu hören. Sie hätte nichts dagegen, die ganze Nacht in einer so angenehmen Umgebung zu verbringen. Ein Taxi zu ergattern wäre nahezu unmöglich gewesen, und wenn sie zu Fuß zu ihrem Reihenhaus gegangen wäre, hätte sie sich sonst was abgefroren.
Gannon sagte: „Ist dir eigentlich nie in den Sinn gekommen, dass ich unsere Affäre eher deinetwegen beendet habe?“
Verblüfft sah sie ihn an. „Nein“, erwiderte sie leise. „Du hast mir von Anfang an gesagt, dass wir diskret sein müssen, weil dein Großvater strikt
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