Collection Baccara Band 330
wahrscheinlich den Laden und die Ausstattung zu einem wirklich günstigen Preis bekommen. Besonders die qualitativ hochwertigen Geräte und professionellen Maschinen waren sehr teuer, wenn man sie neu anschaffen musste.
Dann schüttelte sie den Kopf. Mit ihr ging wohl die Fantasie durch. In Midland hatte sie bereits zwei Gewerbeimmobilien im Visier. Obwohl sie zugeben musste, dass beide nicht so attraktiv waren wie diese hier. Dennoch ging es ihr ja darum, die Familienpatisserie neu zu erschaffen, die nach Midland, Texas, gehörte. Und wenn sie entschied hierherzuziehen, würde sie in derselben Kleinstadt wohnen wie Ethan. Das wäre vermutlich schwierig. Weit entfernt voneinander könnten sie sich beide besser daran gewöhnen, ihr eigenes Leben zu führen.
Ihr eigenes Leben führen, wiederholte Lizzie in Gedanken und schüttelte erneut den Kopf. Als wenn sie ein altes Ehepaar wären, das sich trennt. Sie sah auf die Uhr. Verdammt! Sie würde sich verspäten. Das kam davon, wenn man Tagträumen nachhing und versuchte, Ethan so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Ethan saß im Konferenzraum und versuchte, Grants wirklich ausgezeichnete Powerpoint-Präsentation aufmerksam zu verfolgen. Er hatte einen Stift und ein Notizbuch und sogar seinen Organizer zur Hand, falls er es für nötig erachten sollte, sich einige Punkte zu notieren. Er brauchte Lizzie wirklich nicht. Es war nur so, dass sie eigentlich hier sein müsste. Aber sie verspätete sich. Und Lizzie kam nie zu spät. Bis heute. Ihm gefiel das nicht. Er hatte ihr eine zweistündige Mittagspause eingeräumt, und mittlerweile war sie schon eine Viertelstunde zu spät. Er war verärgert und beunruhigt.
War mit ihr alles in Ordnung? Hatte sie vielleicht einen Unfall gehabt? Allein der Gedanke, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, erschreckte ihn maßlos. Also konzentrierte er sich auf seine Verärgerung über ihre Verspätung. Es ging ums Prinzip. Er bezahlte ihr ein Vermögen – besonders wenn man diesen Bonus mitzählte, den sie Ende Juli bekam, wenn sie ihn im Stich ließ, um mit Kuchenbacken ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und während der kurzen Zeit, die sie noch seine Angestellte war, konnte sie wenigstens zur Stelle sein, wenn er sie brauchte. Schließlich sah er aus dem Augenwinkel, dass sie leise die Tür öffnete und hereinkam.
Grant lächelte sie an. „Lizzie.“
Sie nickte ihm zu und setzte sich auf ihren Platz an dem langen Tisch.
Ethan warf ihr einen herablassenden Blick zu. „Es wurde auch Zeit.“ Eigentlich hatte er zum Abendessen ausgehen wollen, in den „Hitching Post“ zum Beispiel, um der angespannten Atmosphäre zu Hause zu entkommen. Dort könnte er ein kühles Bier und einen Hamburger genießen und vielleicht eine hübsche, freundliche Frau treffen, die aus ein paar unschuldigen Küssen keine Staatsaffäre machte. Doch jetzt würde er zu Hause essen und Lizzie unmissverständlich klarmachen, dass er Pünktlichkeit von ihr erwartete, solange sie seine Angestellte war.
Um vier Uhr nachmittags beendeten sie den Arbeitstag, und Grant wünschte ihnen eine erfolgreiche Geschäftsreise. Ethan und Lizzie verließen den Konferenzraum. Während sie zum Parkplatz gingen und in ihre Autos stiegen, wechselten sie kein Wort miteinander.
Fast wäre er doch noch im „Hitching Post“ eingekehrt. Er konnte einen Drink brauchen, bevor er nach Hause fuhr, um Lizzie eine Standpauke zum Thema Pünktlichkeit zu halten. Aber er musste noch ein paar dringende geschäftliche Anrufe erledigen.
„Isst du heute Abend hier?“, fragte Lizzie kühl, als sie im Haus angekommen waren.
„Ja. Um sieben Uhr?“
„Dann steht das Essen auf dem Tisch.“
„Gut. Um halb sieben Uhr möchte ich einen Whiskey mit Eis in meinem Büro trinken.“
„Ich bringe ihn dir.“
Ethan ging in sein Arbeitszimmer, schloss die Tür hinter sich und führte die dringenden Telefongespräche. Danach zog er seine Krawatte aus, öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds und ging die Tabellenkalkulationen durch, die Roger ihm per E-Mail aus Midland geschickt hatte.
Punkt sechs Uhr dreißig klopfte Lizzie an die Tür.
„Es ist offen.“
Sie stellte den Drink mitsamt Untersetzer auf seinen Schreibtisch, ohne ihn anzusehen.
Ethan wartete, bis sie leise die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, bevor er nach dem Glas griff, einen großen Schluck Whiskey trank und die Füße hochlegte. Normalerweise war dieses Ritual am Ende eines Arbeitstages ein Moment der
Weitere Kostenlose Bücher